Das Seniorenpflegeheim „Glück im Winkel“ in Michelbach. Foto: Weindl
Michelbach. (stk) Der Corona-Ausbruch im Seniorenheim "Glück im Winkel" in Michelbach ist seit 18. November beendet. Insgesamt erkrankten 19 Bewohner und neun Mitarbeiter, zwei der Bewohner verstarben innerhalb der Quarantäne. Im Gespräch mit der RNZ berichtet Pflegedienstleiter durch Johannes Wandernoth von den Erfahrungen.
Wie ist der Corona-Ausbruch gelaufen, wie schätzen sie ihre Erfahrungen ein?
Im ersten Moment waren wir natürlich schockiert – Corona, nun doch bei uns. Das muss man erst einmal verarbeiten. Dann aber gingen wir rasch an die Arbeit und organisierten uns. Die Notfallplanung, die wir im Vorfeld festgelegt hatten, war sehr hilfreich, musste aber an die Situation angepasst werden. Theorie und Praxis sind doch nicht immer gleich. Die Einrichtung war binnen eines Tages umstrukturiert, und wir hatten eine Corona-Station mit 19 Betten eingerichtet. Die Station war völlig autark und vom Rest des Hauses abgeschottet, inklusive separater Eingänge, Hygieneschleusen, Umkleiden und mehr. Großartig war, dass wir uns absolut auf unsere Mitarbeiter verlassen konnten. Bei der Umsetzung des Notfallkonzepts haben alle mit angepackt, ob aus der Beschäftigung, Reinigung, Pflege, Haustechnik oder Küche. Jeder war involviert und äußerst hilfsbereit.
Wie haben Sie vor Ort – insbesondere als Pflegepersonal – den Ausbruch erlebt?
Es war eine äußerst aufreibende Zeit. Pflege, Seelsorge, dazwischen Reihentestungen, stark erhöhtes Dokumentationsaufkommen, Gespräche mit Ämtern, Angehörigen sowie Ärzten, Einhaltung der Hygienerichtlinien etc. Hinzu kam die Ungewissheit bei ausstehenden Tests, die mitunter ca. eine Woche auf sich warten ließen. Die Mitarbeiter sind über ihre Grenzen hinausgegangen. Auch einige Kollegen befanden sich in Quarantäne. Mehrarbeit, Doppelschichten, einspringen – das alles war selbstverständlich. Am Ende jedes Tages waren alle erschöpft, und trotzdem stand jeder am nächsten Tag wieder pünktlich auf der Matte. Ich habe in dieser Zeit gelernt, dass ich mich auf jeden im Haus verlassen kann. Selbstredend war hin und wieder auch Aufbauarbeit bei den Mitarbeitern notwendig, denn eine solche Ausnahmesituation war für alle neu. Alle sind sehr froh, dass wir den Ausbruch überstanden haben.
Wie waren die Rückmeldungen der Angehörigen?
Bis auf wenige Ausnahmen waren alle sehr verständnisvoll. Wir versuchten, Kontakte über das Telefon zu pflegen und gaben gesundheitliche Belange der zu Betreuenden immer umgehend an die Angehörigen weiter. Es kamen immer wieder Anrufe mit der Frage: Wann kann ich meine Mutter oder meinen Vater wieder besuchen? Gerade am Anfang konnten wir darauf keine Antwort geben. Es kamen viele gute Wünsche von Angehörigen, telefonisch, schriftlich und in digitaler Form. Dies hat uns darin bestärkt, weiterhin unser Bestes zu geben und den Bewohnern zu Seite zu stehen.