Mangelhafte Masken

"Man fühlt sich enorm verunsichert"

Anfang Februar gab das Sozialministerium bekannt, dass die auch in der Region verteilten FFP2-Masken zum Teil mangelhaft sind.

15.02.2021 UPDATE: 16.02.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 26 Sekunden
Nicht alle Masken, die das Land Baden-Württemberg im Dezember in Pflegeheimen, auch im Neckar-Odenwald-Kreis, verteilt hat, sind einwandfrei. Das Land will die Masken nun austauschen. Wann das sein wird, ist noch nicht bekannt. Symbolbild: dpa

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. Kurz vor Weihnachten hatten Bund und Land auch im Neckar-Odenwald-Kreis FFP2-Masken an Pflegeheime sowie an die Johannes-Diakonie verteilt. Am 5. Februar gab das baden-württembergische Sozialministerium nun bekannt, dass es seine Maskenbestände überprüft habe. Das Ergebnis: "Nicht alle Masken des Lagerbestandes aus der Bundes- und Landesbeschaffung genügen den Anforderungen nach EN149", wie es in einer Pressemitteilung des Ministeriums heißt.

Was das konkret bedeutet, berichtet Martin Adel, Vorstandsvorsitzender der Johannes-Diakonie in Mosbach. Etwas mehr als 100.000 Masken habe man für alle Standorte der Einrichtung für Menschen mit Behinderung aus dieser Lieferung erhalten. "Etwa 50 Prozent haben wir schon genutzt", sagt Adel. "Man fühlt sich enorm verunsichert", betont der Vorstandsvorsitzende. Die FFP2-Masken sind (nicht nur bei der Johannes-Diakonie) ein wesentlicher Bestandteil des Hygienekonzeptes. "Wenn der dann wegbricht, herrscht natürlich auch bei den Mitarbeitenden Verunsicherung", betont Michael Walter, Pressesprecher der Johannes-Diakonie. Glücklicherweise habe man zusätzlich zu der Landeslieferung auch selbst FFP2-Masken bestellt. "Sonst würde sich jetzt schon die Frage stellen, womit wir nun arbeiten sollen", so Adel. Wann die Masken ausgetauscht werden, ist noch unklar. Das Land hat alle Heime und Einrichtungen gebeten, die Masken auszusortieren und zu lagern. "Der Platz ist nicht unser Hauptproblem", verdeutlicht Adel. Ein anderes Problem hat sich hingegen schon aufgetan: Streng genommen müssen die selbst beschafften Masken auch selbst bezahlt werden. "Wenn wir das aber nicht getan hätten, hätten wir jetzt ein gigantisches Problem", sagt Martin Adel noch. "Und ich befürchte, dass Vertrauen beschädigt werden kann."

Am Freitag habe man Schreiben an alle Angehörigen verfasst und verschickt, Reaktionen gab es darauf noch nicht. Als eine Schuldzuweisung ans Land will Adel seine Bedenken aber nicht verstanden wissen. Er und Walter wollen lediglich darauf hinweisen, dass nun die Personen, die durch die Pandemie ohnehin einen erhöhten Mehraufwand haben und eine große Verantwortung tragen, wiederum mehr belastet werden. Denn die Mitarbeitenden vor Ort mussten die Bestände sorgfältig prüfen und aussortieren. Betroffen waren immerhin Masken von 13 Herstellern.

Auch das Caritas-Heim St. Josef in Waldhausen hat Masken aus der Landeslieferung vor Weihnachten erhalten. "Das waren 14.340 Stück", berichtet Heimleiter Steffen Knapp. "Die sind zum Teil auch schon verwendet worden." Nachdem man das Schreiben aus dem Sozialministerium erhalten habe, habe man natürlich alle betroffenen Masken aussortiert. Auch hier sind aus eigenen Beständen noch ausreichend FFP2-Masken vorhanden. Aber natürlich betrachte man das Aufkommen von Corona-Infektionen im Haus nun in einem anderen Licht. "Wir hatten ja im Dezember einzelne Coronafälle im Haus, ein richtig großer Ausbruch blieb uns zum Glück erspart", berichtet Knapp. Anfang Januar habe man sich aber doch gewundert, dass wieder Coronafälle aufgetreten waren. "Wir haben uns natürlich gefragt, wie das trotz verschärfter Hygieneregeln passieren konnte. Ob es wegen der Masken dazu gekommen ist, kann man natürlich nicht sagen", meint Knapp.

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Dass das Land (beziehungsweise der Bund) mangelhafte Masken gekauft habe, sei natürlich nicht gut. Aber auch Steffen Knapp will das Land für die Fehlkäufe nicht kritisieren: "Ich denke, jeder der Verantwortung trägt, will es richtig machen." Seit Beginn der Pandemie werde man mit Werbung und Angeboten für Schutzmaterialien überschüttet. Da den Überblick zu behalten, sei nicht immer leicht. "Einen Vorwurf mache ich denjenigen, die versuchen, mit mangelhafter Schutzausrüstung schnelles Geld zu machen", meint Knapp. "Auf die Einkäufer von Land und Bund richtet sich mein Zorn nicht."

Auch im Caritas-Heim wird und wurde nun sortiert, die mangelhaften Masken zur Seite gestellt. Sie sollen "schnellstmöglich durch geeignete Masken" ersetzt werden. Wann das sein wird, ist noch nicht bekannt. "Es ist sehr offen formuliert und es sollen wohl vor allem Masken aus deutscher Produktion beschafft werden. Ich gehe davon aus, dass das jetzt erst anläuft", meint Martin Adel. Bei der Johannes-Diakonie hat man die Beschaffung der Masken nun (wieder) selbst in die Hand genommen. "Im Moment setzen wir auf die eigene Beschaffung – im großen Stil", so Martin Adel.

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