Dr. Olaf Zajgla, Hausarzt in der Waldstadt, sucht seit einem Jahr nach einem Nachfolger, einer Nachfolgerin für seine Praxis. Sogar einen Auftritt in der Landesschau hat er deshalb schon absolviert. Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Mosbach. Regelmäßig kommen 800 "liebenswürdige Patienten" zu ihm in die Sprechstunde. Die großzügig ausgestattete Praxis ist dank Aufzug barrierefrei zugänglich. Im Erdgeschoss gibt es eine Apotheke und vor der Haustür ausreichend Parkplätze. Eigentlich ideale Rahmenbedingungen. Trotzdem sucht der Hausarzt Dr. Olaf Zajgla seit einem Jahr erfolglos nach einem Nachfolger, einer Nachfolgerin für seine Praxis in der Waldstadt.
Mittlerweile hat sogar die SWR-Landesschau über den Arzt berichtet und dabei auch das "Landarzt-Stipendium" des Neckar-Odenwald-Kreises vorgestellt. Immerhin zwei Studenten konnte Lisa-Marie Bundschuh bereits von den Vorzügen des Land(arzt)lebens überzeugen. Sie erhalten ein monatliches Stipendium von 500 Euro und verpflichten sich im Gegenzug, später eine gewisse Zeit in der Region zu arbeiten.
Auch wenn es für Olaf Zajglas Praxis dann zu spät sein sollte. Arbeit wird es für die beiden Jung-Medizinerinnen genug geben: Rund 30 Praxen in der Region suchen in den nächsten Jahren nach Nachfolgern, sagt Lisa-Marie Bundschuh, die im Landratsamt nach neuen Konzepten für die ambulante Versorgung sucht.
"Die Attraktivität einer Hausarztpraxis in der Stadt ist viel höher als die einer Landarztpraxis. Die Jungmediziner gehen lieber in die Mannheimer Gartenstadt als in die Mosbacher Waldstadt", ist Zajgla überzeugt. Obwohl auch er schon einen ernst gemeinten Interessenten aus der Quadratestadt kennenlernen durfte. Zudem sei bei Hochschulabsolventen eine Hausarztstelle nicht unbedingt die erste Wahl. Viele strebten eine zusätzliche Facharztausbildung an und blieben deshalb lieber in Hochschulnähe. Zu all dem komme noch das Phänomen der "Baby-Boomer" hinzu. So war es zu seiner Anfangszeit mehr als schwer, eine freie Praxis zu finden: "Es gab damals zu viele Mediziner und zu wenige Arbeitsplätze."
Auf das Land ziehe es vor allem Menschen, die bereits einschlägige Erfahrungen gemacht haben, bzw. die selbst vom Land kommen. Diese Meinung Zajglas bestätigen auch die beiden ersten Stipendiatinnen. Beide sind im Odenwald groß geworden und schätzen hier die Natur sowie das persönliche Miteinander im Alltag. Auch für Zajgla ist es letztlich der sehr persönliche Kontakt zu den Patienten, der ihn dazu brachte, nach dem ersten Jahr der Suche nicht aufzugeben, sondern noch zwölf weitere Monate dranzuhängen: "Ich hätte für meine Patienten sehr gerne, dass sie weiter versorgt sind, dass es nahtlos übergeht. Es fällt mir schwer, sie zurückzulassen." Deshalb erweitert der Hausarzt die Anzahl der Portale, in denen er seine Praxis vorstellt, inseriert in einschlägigen Zeitschriften.
Er spricht Mediziner aus seinem Bekanntenkreis gezielt an, denn er weiß, dass die "Mundpropaganda" auch unter jungen Kollegen nicht zu unterschätzen ist. Auch wenn die Initiative des Landratsamtes für seine Praxis keine Soforthilfe mehr bedeutet, findet es Zajgla gut, wenn sich Kommunen und Kreise mehr als Gedanken über die Ärzteversorgung machen. "Wir helfen gemeinsam mit den Gemeinden auch bei der Wohnungssuche und bei Kindergartenplätzen", beschreibt Lisa-Marie Bundschuh weitere praktische Aspekte im Rahmen des von ihr initiierten "Mediziner-Netzwerks". Das "Landarzt-Stipendium" mit insgesamt vier zu besetzenden Plätzen sei dabei nur eine Maßnahme, um junge Mediziner in die Region zu "locken". Dass es hier "tolle Praxen" gebe, dafür sei die von Zajgla ein gutes Beispiel.
Info: Kontakt Praxis Olaf Zajgla, Tel. 06261/2554; www.gesundheit-nok.de/netzwerk