Susanne und die starken Männer
Kultusministerin Eisenmann auf Sommertour zu Gast - Engagement des Ehepaares Caruso gewürdigt

Von Peter Lahr
Schwarzach. "Ich komme jetzt gerade vom Kanu", begrüßte Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann am Dienstagmittag Corinna und Oliver Caruso vor dem "Kraft-Werk" in Schwarzach. Im Rahmen einer zweiwöchigen "Sommertour" besichtigte die Chefin des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport die "inklusive Muckibude", in der Breiten- und Leistungssport eine innovative Melange eingehen.
Über die Vorgeschichte des Kraft-Werks informierte Landrat Achim Brötel. Dass hier das Gemeinde-Konzept vom "Miteinander aller Generationen" gelebt werde, unterstrich Bürgermeister Mathias Haas und hatte sogar das Goldene Buch mitgebracht, in dem sich die Politikerin später verewigte. Von der Tongrube über die Lamagold-Kaffeefahrten bis zu Karlheinz Förster, Schwarzachs berühmtestem Sportler, war es beim Landrat nur ein kurzer Sprung.
Die Ministerin begründete ihre sportive Sommertour mit dem 2021 auslaufenden Solidarpakt Sport III, der immerhin 87,5 Millionen Euro zusätzliche Fördergelder für den Sport im Ländle locker machte. Im Vorfeld der Neuauflage wolle sie sich ein eigenes Bild vor Ort machen, wo man was verändern könne, welche Stellschrauben man besser nachjustieren könne. "Da ist echt was geleistet worden. Das ist echt gelebte Inklusion. Das ist in unserem Sinne, dass es weiterläuft", zeigte sich Eisenmann im Anschluss an die einstündige Führung begeistert vom vielfältigen Engagement des Ehepaares Corinna und Oliver Caruso.
Doch der Reihe nach. An drei Stationen lernte die Ministerin die Felder des Kraft-Werks in Aktion kennen. Als finanzielles Standbein wirkt das (inklusive) Fitnessstudio, das in zwei großzügig bestückten Hallen untergebracht ist. Die erste Gewichtheber-Station führte zu Teilnehmern der "Special Olympics", die hier nicht nur lernen, Gewichte zu stemmen und zu reißen, sondern auch die erforderliche Koordination und das richtige Körpergefühl zu entwickeln. "Es geht nicht nur um die Leistung. Mancher konnte anfangs keine Kniebeuge", erläuterte Oliver Caruso. Das Allerwichtigste sei der "gerade Rücken". Dass das Training auch zu markantem Gewichtsverlust führen könne, sei eine weitere tolle Nebenwirkung.
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Im "Fort Knox" genannten Bereich wirkten die richtig "schweren" Jungs – und auch ein Mädchen. Im "Landesleistungszentrum Gewichtheben" trainiert etwa Jürgen Spieß (Europameister 2009). Die aufliegenden 100 Kilo sind für ihn eine Leichtigkeit. Schwerer zu verwinden und motivationstechnisch keine leichte Aufgabe sei dagegen die Verschiebung der Olympischen Spiele. Als weiterer Top-Athlet auf Weltklasse-Niveau und "Vorbild zum Anfassen" trainiert hier Nico Müller (Europameister 2018).
"Wir versuchen, die Leute hier zu halten", verwies Caruso auf das erklärte Ziel des Kraft-Werks, das auch mit familiärer Atmosphäre punktet. Wie oft er trainiere, wollte die Ministerin von Spieß wissen. "Zwei Mal zwei Stunden täglich", lautete die Antwort, bei der nebenan wieder Gewichte mit schwerem "Bums" zu Boden fielen. Auf einen Spezialboden, wie er sonst in Flughäfen zum Einsatz komme, erläuterte der Hausherr, der auch spannende Einblicke in die Hightech-Dokumentation der Athleten gab.
Noch einen Tick lauter wurde es in der Kraft-Werk-Box. Denn hier trainieren derzeit rund 150 Kinder und Jugendliche im Rahmen zweier Grundschul-Kooperationen. Ein eigener Kleinbus bringt sie zum außergewöhnlichen Sportunterricht. Hier ist Corinna Caruso in ihrem Element. Die Lehrerin stimmte mit den elf anwesenden Kindern den Schlachtruf "We are strong and we are fit, ’cause we are the KraftwerkKids" an, dann startete ein schweißtreibender Parcours mit Sit-Ups, Kniebeugen mit Riesenbällen und schwingenden Gewichten. Dazu dröhnte laute Popmusik, die Nachwuchsathleten waren mit Feuereifer dabei.
Auch Probleme wurden beim Rundgang nicht ausgeklammert. Klar, die Coronakrise bremste auch das Kraft-Werk zwei Monate total aus. Bis jetzt sei es nicht möglich, mit den Schülern den Ernährungsführerschein abzulegen, weil der nicht ohne gemeinsame Essenszubereitung gehe, erklärte Corinna Caruso. "So lange wir das Infektionsgeschehen haben, ist nichts normal", mahnte Eisenmann zur Geduld.
"Die große Fläche ist hier unser Vorteil", erläuterte Oliver Caruso. Ihm – und dem rund 1700 Mitglieder starken Verein – machten derzeit die extrem verschärften Brandschutzauflagen zu schaffen: "Die geforderten Brandmeldeanlagen bringen uns an unsere Grenzen." Nur gut, dass die Gewichtheber es gelernt haben, mit ihren Grenzen gut umzugehen.