Eine von vier Kindertageseinrichtungen (plus Außenstelle) in den Haßmersheimer Ortsteilen ist der katholische Kindergarten St. Christophorus im Hauptort, der erst in jüngerer Vergangenheit erweitert wurde. Foto: Ursula Brinkmann
Von Ursula Brinkmann
Haßmersheim. Fast nur um Kindergartenthemen ging es in der ersten Sitzung des Haßmersheimer Gemeinderats im neuen Jahr. Hauptpunkt: der Kindergartenentwicklungsplan 2019/20, den Bürgermeister Michael Salomo nicht ohne Grund als "ausführliches Pamphlet" ankündigte. Dass sich darüber ein gewisser Streit (als Streitschrift lässt sich der Begriff Pamphlet übersetzen), eine Debatte im Gremium entwickelte, ist der Situation geschuldet.
Aktuell gibt es in den Kitas der Gemeinde insgesamt 210 Betreuungsplätze – 176 für Kinder über drei Jahre, 34 für Unterdreijährige. Rein rechnerisch ist die Zahl der Kindergartenplätze aktuell ausreichend, der Bedarf wird sich aber ab September 2020 um angenommene 13 Kinder zwischen drei und sechs Jahren erhöhen. 15 Kinder unter drei Jahren stehen ab September auf der Warteliste für einen Krippenplatz.
"Wir sind spät dran", kritisierte Johannes Höfer (Freie Wähler) den vorgelegten Plan. Außerdem fehle ihm ein Konzept. Matthias Schumacher pflichtete dem Fraktionskollegen bei. Dem entgegnete Salomo, dass noch kein Haushaltsplan beschlossen sei und somit keine Mittel. "Wir müssen erst das Laufen anfange, bevor wir rennen." Die Summe von einer Viertelmillion Euro Haushaltsmittel (für eine neue Gruppe) wurde mehrfach genannt. In der Beschlussvorlage wie auch in der Diskussion tauchten unterschiedliche Vorschläge auf, wie man der Lage beikommen könne.
Von der Verwaltung und hier auch von (Kindergarten-)Betriebsleiterin Csilla Wagner werden als Optionen der Ausbau der oberen Stockwerke der Kindergarten-Außenstelle im alten Schulhaus von Hochhausen und die Errichtung weiterer Kita-Plätze im Baugebiet Nord III in Erwägung gezogen. Auch an die zwar beschlossene Gründung, aber bis dato nicht umgesetzte Schaffung eines Eigenbetriebs (für Kindertageseinrichtungen) wurde erinnert. Wagner ist im Stellenplan der Verwaltung geführt.
Aus den Reihen der Räte waren weitere Vorschläge zu hören: ein Waldkindergarten in Haßmersheim nach dem Vorbild desjenigen in Neckarmühlbach, eine weitere Gruppe im katholischen Kindergarten St. Christophorus, Containerlösungen. Vieles sei unwägbar, gab Bürgermeister Salomo zu bedenken und warb dafür, "mit dem Personal, den Räumlichkeiten und den Finanzen, die wir haben, die bestmögliche Lösung anzustreben". Die hänge von verschiedenen Faktoren ab, wie der Mitsprache diverser Fachbehörden, Elternentscheidungen, dem Ausgang der Haushaltsberatungen.
Am Ende beantragte Achim Küller (SPD), den Beschlussvorschlag so zu ändern, dass es zunächst nur um eine Kenntnisnahme der Kindergartenentwicklungspläne gehen solle. Dieser Vorschlag fand bei einer Enthaltung die Zustimmung des Gemeinderats.
Kaum weniger kontrovers wurde diskutiert, was die Verrechnungsstelle für die katholische Kirchengemeinde Mose beantragt: die Erhöhung des Betriebskostenzuschusses durch die Gemeinde Haßmersheim für den St. Christophorus-Kindergarten in zwei Stufen auf letztlich 88 Prozent. Rückwirkend für 2019 möchte man zudem die Abrechnungsmodalitäten erleichtern, beim Zuschuss von 85,5 Prozent bliebe es. Mit der neu geschaffenen fünften (Krippen-)Gruppe sei der Betrieb auf Dauer von der Kirchengemeinde nicht leistbar, so Geschäftsführer Klaus Muth. Für die politische Gemeinde, deren Betriebskostenanteil am katholischen Kindergarten 2018 eine halbe Million Euro betrug, würde dies im laufenden Jahr eine Erhöhung um 7500 Euro und im kommenden Jahr um 12.500 Euro bedeuten.
Der Antrag wurde bei zwei Enthaltungen abgelehnt, da man zunächst noch genauere Auskünfte von der katholischen Verrechnungsstelle erfahren möchte. Michael Salomo überlegte: "Wenn die Kirchengemeinde sich das nicht mehr leisten kann, müsste neu über den Vertrag mit uns nachgedacht werden." Die Kirchengemeinde Mose betont in ihren Schreiben: "Wir sind langfristig an einer Zusammenarbeit mit Ihnen interessiert."
Auch der Erweiterungsbau am Christophorus-Kindergarten lässt alte Kostenpläne alt aussehen: nicht 358.000 Euro teuer ist der Anbau geworden, sondern 491.000 Euro. Weshalb um einen gemeindlichen Zuschuss von weiteren 95.000 Euro zu den bereits bewilligten 200.000 gebeten wird. "Müssen wir das schlucken?" fragte Thorsten Ringwald (Bürgerliste-Bündnis 90/Die Grünen). Wie er waren auch andere Gemeinderäte und der Bürgermeister der Meinung, dass es noch offene Fragen gebe. Die entsprechende Beschlussvorlage wurde daher einstimmig von der Tagesordnung abgesetzt.