Die rund 95 Mitarbeiter der Metzgerdruck GmbH hoffen, dass sich die dunklen Wolken über dem insolventen Unternehmen bald lichten werden. Nach dem Verkauf der von der Insolvenz nicht betroffenen Tochtergesellschaft abcdruck in Heidelberg wird nun mit einem Investor über eine mögliche Übernahme der Obrigheimer Druckerei verhandelt. Foto: Jörn Ludwig
Von Jörn Ludwig
Obrigheim. Nachdem die Geschäftsführung der Obrigheimer Metzgerdruck GmbH zunächst versucht hatte, das in wirtschaftliche Schieflage geratene Unternehmen in Eigenverwaltung zu sanieren, ist Anfang dieser Woche nun das Insolvenzverfahren über das Vermögen des traditionsreichen Familienbetriebes eröffnet worden.
Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung ist der Wettbewerb in der Druckbranche in den letzten Jahren immer härter geworden. Um in diesem schwierigen Umfeld bestehen zu können, war Metzgerdruck schon seit geraumer Zeit dabei, sich neu aufzustellen – was zunächst auch durchaus vielversprechend anlief. Es wurde in die Zukunftsfähigkeit der Druckerei investiert, die Geschäfte liefen gut. Doch dann kam die Coronakrise, und mit einem Schlag brach rund die Hälfte des Umsatzes weg. Das war zu viel für das mittelständische Unternehmen, dessen finanzieller Spielraum immer enger wurde.
Mit Unterstützung der Sanierungsspezialisten Dirk Adam und Henrik Schmoll von der in Heidelberg ansässigen und bundesweit tätigen Sozietät Wellensiek hatte man seit Anfang April versucht, das Ruder noch einmal herumzureißen und das angeschlagene Unternehmen wieder in sicherere Fahrwasser zu lenken. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. Juni wurde Patric Naumann von der Mannheimer Kanzlei "Pabst, Lorenz und Partner" zum Insolvenzverwalter bestellt. Der Rechtsanwalt war der Geschäftsleitung bereits während des Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung als sogenannter "vorläufiger Sachwalter" zur Seite gestellt worden, der bestimmte Rechtsgeschäfte genehmigt. Seine Aufgabe ist es nun, einen Käufer für das 1956 gegründete Familienunternehmen zu finden.
Als ersten Schritt hat der Insolvenzverwalter unmittelbar nach Eröffnung des Verfahrens die von der Insolvenz nicht betroffene Tochterfirma "abcdruck" in Heidelberg verkauft. Damit konnte der dortige Standort mit seinen 80 Arbeitsplätzen gesichert werden. Über Details der Übernahme haben beiden Seiten Stillschweigen vereinbart.
"Ich bin sehr erleichtert, dass wir trotz der schwierigen Situation in der Druckbranche durch die Coronakrise eine Lösung gefunden haben", erklärte Naumann. Dies sei aufgrund der Verflechtungen der Betriebe Metzgerdruck und ABC Druck eine komplexe Aufgabe gewesen, die man jedoch mithilfe der gesellschaftsrechtlichen Beratung durch die Kollegen Adam und Schmoll habe lösen können. "Damit haben wir gemeinsam das erste Ziel erreicht, die abcdruck GmbH vor der Insolvenz zu bewahren und kämpfen nun auch für eine gute Lösung bei Metzgerdruck", so Patric Naumann.
Aus dem Verkaufserlös können Verbindlichkeiten beglichen und der Betrieb der Obrigheimer Druckerei, in der einschließlich Aushilfskräften derzeit rund 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind, weitergeführt werden. Gemeinsam mit der bisherigen Geschäftsleitung arbeitet der Insolvenzverwalter mit Hochdruck daran, das Unternehmen zu veräußern und zeigt sich "sehr zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden", wie er gegenüber der RNZ betonte. "Gespräche mit einem potenziellen Investor laufen bereits; mit einem Ergebnis der Verhandlungen rechnen wir in einer bis anderthalb Wochen."
Parallel wird auch über einen Verkauf der von der Insolvenz ebenfalls nicht betroffenen Heidelberger Tochtergesellschaft "abcmedien" verhandelt.