Flüchtlingsunterkunft brannte völlig nieder (Update - plus Video und Fotogalerie)
In Haßmersheim zerstörte ein Feuer am Sonntagmorgen 50 Wohncontainer
Von Jörn Ludwig
Haßmersheim. Erst haben sie ihre Heimat verloren, jetzt auch die wenigen Habseligkeiten, die sie bei ihrer Flucht mitnehmen konnten: Bei einem Feuer im hinteren Teil der Haßmersheimer Asylbewerberunterkunft sind am Sonntagmorgen rund 50 Wohncontainer vollständig ausgebrannt. Die 23 Bewohner konnten sich glücklicherweise rechtzeitig in Sicherheit bringen, nur ein Mann zog sich - offenbar bei der Flucht durch ein Fenster - Schnittverletzungen zu und kam ins Krankenhaus. Der durch die Flammen entstandene Sachschaden geht nach ersten Schätzungen in die Hunderttausende.
Gleich mehrere Notrufe gingen am gestrigen Sonntag um 8.30 Uhr bei der Polizei ein, die nur acht Minuten später vor Ort war und die Container bereits lichterloh brennend vorfand. Die ebenfalls sofort angerückte Feuerwehr löschte die Flammen und verhinderte ein Übergreifen auf den benachbarten Containerkomplex, konnte den brennenden Teil der Unterkunft jedoch nicht mehr retten. Die Bewohner wurden vorerst in der Sport- und Festhalle der Gemeinde untergebracht.
Bei den Löscharbeiten bekamen die Feuerwehren aus Haßmersheim tatkräftige Unterstützung aus der Region: Insgesamt 63 Brandbekämpfer waren mit elf Fahrzeugen im Einsatz. Die Polizei rückte mit 20 Fahrzeugen und einem Hubschrauber an, der Rettungsdienst mit fünf.
Die dicke schwarze Rauchsäule, die aus der brennenden Flüchtlingsunterkunft quoll, war kilometerweit zu sehen und zu riechen. Die Einwohner von Haßmersheim und den benachbarten Gemeinden wurden über Radiodurchsagen und den Warndienst "Nina" aufgefordert, ihre Fenster und Türen geschlossen zu halten. Während der Löscharbeiten war die L 588 zwischen Hochhausen und Haßmersheim für mehrere Stunden voll gesperrt.
Wie es zu dem verheerenden Feuer kommen konnte, ist noch nicht geklärt. Wie Polizeisprecher Carsten Diemer gestern erklärte, deutet bislang jedoch nichts auf eine "Brandlegung von außen" - sprich: auf einen fremdenfeindlichen Anschlag - hin. Ein technischer Defekt erscheint derzeit als Auslöser ebenso möglich wie eine brennende Zigarette oder vorsätzliche Brandstiftung im Inneren des Gebäudes. Noch während am Vormittag die letzten Glutnester gelöscht wurden, nahmen Brandermittler und Spurensicherung des Kriminaldauerdienstes die Suche nach der Brandursache auf.
Die Kriminaltechniker hätten wegen der Einsturzgefahr bislang nur einen Teil der Wohncontainer untersuchen können, sagte ein Polizeisprecher am Montag in Heilbronn. Im Laufe des Tages wollen die Experten mithilfe einer Spezialfirma auch die anderen Container untersuchen.
Die Flüchtlingsunterkunft im Tannenweg besteht aus zwei Wohnkomplexen: Den abgebrannten, hinteren Teil hat die Gemeinde vom Landkreis angemietet, der vordere wird vom Kreis selbst getragen. Zwar ist der vordere Komplex äußerlich unversehrt. Da er jedoch vom Rauch der brennenden Container in Mitleidenschaft gezogen wurde, mussten die Bewohner auch hier ihr Quartier bis auf Weiteres räumen. Bürgermeister Michael Salomo war gestern früh ebenso am Ort des Geschehens, um sich ein Bild von der Zerstörung zu machen, wie der Erste Landesbeamte des Neckar-Odenwald-Kreises, Dr. Björn-Christian Kleih.
Auch der Billigheimer Niederlassungsleiter des Wohncontainer-Herstellers "Ela Container", Harald Denk, nahm den Schaden in Augenschein. Er hält es für möglich, dass die Bewohner wegen des heißen Wetters die Rauchschutztüren geöffnet und blockiert hatten und sich das Feuer aus diesem Grund so schnell ausbreiten konnte. Den Neuwert der Wohnmodule bezifferte Denk auf - je nach Ausstattung - 9500 bis 10.000 Euro pro Stück.
Die für den heutigen Montag vorgesehene Gemeinderatssitzung wurde aufgrund der aktuellen Ereignisse auf kommenden Montag, 16. Juli, 19 Uhr, verschoben.
Update: 9. Juli 2018, 9.25 Uhr