Er half Königin und Kaiserin beim Abnehmen
Vor 100 Jahren wurde Dr. Ludwig Roemheld zum Ehrenbürger Gundelsheims - Gedenkfeier erinnerte an den Mediziner mit Weltruhm

Gundelsheim. (cao) Zahlreiche Ehrungen und Anerkennungen erhielt Dr. Ludwig Roemheld (1871 – 1938) im Laufe seines Lebens. Der König von Württemberg ernannte den Mediziner mit Weltruhm zum Geheimen Hofrat, die Stadt Gundelsheim machte ihn 1921 zu seinem 50. Geburtstag zum Ehrenbürger und benannte eine Straße nach ihm. "Am meisten aber freute sich mein Großvater über den Ausdruck dankbarer Anhänglichkeit alter Patienten", erklärte Dr. Rolf Roemheld dieser Tage bei einer kleinen Gedenkfeier zu Ehren seines Vorfahren auf dem Gundelsheimer Friedhof.
"Mithilfe des von seinen Patienten gestifteten Geldvorrats, der im Laufe von 17 Jahren auf 80.000 Mark anwuchs, konnte mein Großvater vielen, die durch den Krieg in Not geraten waren, eine Sanatoriumskur ermöglichen", hob der Enkel in seiner Rede den außerordentlich sozialen Charakter Ludwig Roemhelds hervor. Für seine Position als Leiter des Sanatoriums Schloss Horneck sei es damals zwar überhaupt nicht schicklich gewesen, "aber er hat es sich nicht nehmen lassen, gemeinsam mit seinen Patienten zu Mittag zu Essen und dem Chefkoch höchstpersönlich die genauen Rezepte für die einzelnen Diätkuren zu diktieren", berichtete Rolf Roemheld. Er bedauert es sehr, seinen Großvater nie persönlich kennengelernt zu haben. "Ich kam erst sechs Jahre nach seinem Tod zu Welt. Ich hätte gerne Zeit mit ihm verbracht."
Ludwig Roemheld sei ein sehr bedeutender Bürger gewesen, "dem unsere schöne Deutschordensstadt sehr viel zu verdanken hat", machte Bürgermeisterin Heike Schokatz deutlich.
Nach seiner Promotion in Heidelberg übernahm Roemheld 1899 die medizinische Leitung der erst wenige Jahre zuvor gegründeten, dennoch maroden "Kaltwasser Kuranstalt nach Kneipp" in Gundelsheim. "Bald aber wurde unter seiner Leitung aus Schloss Horneck eine mondäne Diätklinik und Forschungsanstalt für Ernährungskrankheiten", erzählte Leo Achtziger, Vorsitzender des Gundelsheimer Kulturvereins Kulturetta. "Dr. Roemheld hat für seine Zeit bahnbrechende Behandlungsmethoden entwickelt." Was Leo Achtziger Jahre später dann auch dazu bewog, seine Physiotherapie "Roemheldbad" zu nennen. Auf dem originalen Schreibtisch seines Vorbilds hat er eine kleine Gedenkecke in seiner Praxis errichtet.
Durch seine Veröffentlichungen und Fachvorträge bei Tagungen und an den Universitäten Leipzig, Prag, Budapest und Paris habe Ludwig Roemheld "prominente Gäste – etwa Württembergs Königin Charlotte, Ex-Kaiserin Hermine, Max Schmeling, Gustav Gründgens und bekannte Schauspieler wie Marianne Hoppe und Luis Trenker nach Gundelsheim gebracht", führte Bürgermeisterin Schokatz weiter aus. Seine Entdeckung reflektorischer Zusammenhänge zwischen Verdauungsstörungen und bestimmten Herzkrankheiten sei als "Roemheld-Syndrom" in die medizinische Weltliteratur eingegangen.
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"Dr. Ludwig Roemheld war ein sehr bedeutender Bürger. Wir verneigen uns hier vor seinem Grab mit der neu sanierten Gedenktafel." Sein Wirken solle in Gundelsheim immer in Erinnerung bleiben, so Schokatz. Besonderen Dank richtete sie nicht nur an Leo Achtziger und die Kulturetta-Mitglieder, "die die Geschichte in Gundelsheim stets lebendig werden lassen", sondern auch an Manfred Rose und Willi Dockter für die gestiftete Sanierung der Gedenktafel.



