Stefan KronAlter: 39 JahreBeruf/aktueller Job: ProkuristFamilienstand: verheiratetHobbys/Leidenschaften: Angeln, Wandern. Foto: zg
Aglasterhausen. (schat) Große Überraschung im Kleinen Odenwald: Bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag setzte sich Herausforderer Stefan Kron (39) gegen Amtsinhaberin Sabine Schweiger (56) durch, 55,74 Prozent der Stimmen standen am Ende 43,24 Prozent gegenüber. Schon unmittelbar nach Verkündung des vorläufigen Ergebnisses sprach Landrat Dr. Achim Brötel von einer "faustdicken Überraschung". Staunende Gesichter waren in der Festhalle, in der coronabedingt nur Wahlausschussmitglieder, Ortsvorsteher und wenige geladene Gästen zugegen waren, noch viele weitere auszumachen. Mit diesem Wahlergebnis hatte kaum jemand gerechnet.
Eine verständlicherweise sichtlich enttäuschte Sabine Schweiger hatte sich am Wahlabend als anständige Verliererin gezeigt, Stefan Kron zu dessen Sieg gratuliert. "Ich bin nach wie vor geschockt", erklärte die Amtsinhaberin am Tag nach der Wahl im Gespräch mit der RNZ. Noch am Sonntag habe sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten und ihrem Sohn nach möglichen Erklärungen gesucht – die Nacht auf Montag, sie war eine schlaflose. An der Arbeit, die sie und ihr Verwaltungsteam in den vergangenen acht Jahren gemacht haben, könne es nicht liegen, ist sich die 56-Jährige sicher: "Alle haben einen tollen Job gemacht, das Bestmögliche für Aglasterhausen herausgeholt."
Auf der Suche nach Gründen
Möglicherweise sei ihre Art dem einen oder der anderen "zu tough, zu modern", so Sabine Schweiger am Tag nach der Bürgermeisterwahl. Mit einem solchen Ausgang habe sie aber nie gerechnet, zumal auch das Feedback nach der Kandidatenvorstellung (wir berichteten) eindeutig und überaus positiv gewesen sei. Alles andere als positiv war allerdings das konkrete Wählerfeedback in den Ortsteilen Breitenbronn, Daudenzell und Michelbach, wo die Amtsinhaberin viele Stimmen an den Herausforderer verlor. Vor allem das Ergebnis in Michelbach, wo Sabine Schweiger wohnt, "hat mich sehr verletzt." Sie habe "ganz viel Leidenschaft" in ihre Arbeit als Bürgermeisterin gesteckt, so die Rathauschefin, in Aglasterhausen eine Heimat gefunden, sich mit allem identifiziert – und noch so viel vorgehabt. Die Wahlniederlage schmerze daher umso mehr.
Bis 5. April läuft ihre Amtszeit, bis dahin werde sie "weiter schaffen". Einen Plan B gebe es nicht, sagt Sabine Schweiger, nach dieser Bürgermeisterwahl müsse sie "Abstand gewinnen, durchatmen und sich dann neu orientieren". Gut getan hätten die zahlreichen Mails und Anrufe, die sie immer noch erreichen: "Viele sind ebenso geschockt wie ich", so Sabine Schweiger. Am Montag versammelte sie alle Mitarbeitenden der Verwaltung und des Bauhofs in der Sporthalle, um das Ergebnis gemeinsam zu verarbeiten und den Fortgang zu besprechen. "Wir werden weiterhin unser Bestes geben", versichert die Amtsinhaberin.
Der Überraschungssieger zeigte sich unterdessen auch am Montag noch überwältigt vom Ergebnis. Am Wahlabend habe er eine Vielzahl von Glückwünschen per Telefon, E-Mail, WhatsApp oder via Facebook erhalten, an ruhigen Schlaf sei nach den aufwühlenden Stunden zuvor nicht zu denken gewesen, berichtet Stefan Kron. Bewegende Tage stehen dem kommenden Bürgermeister von Aglasterhausen aber auch weiterhin ins Haus. "Es wird jetzt natürlich Einiges zu regeln sein", erklärt der 39-Jährige, der am Montagmorgen umgehend bei seinem Noch-Arbeitgeber, der Knaus GmbH in Neunkirchen, gekündigt hat. Mit der Geschäftsführung des Unternehmens müsse der Prokurist nun entsprechende Gespräche über die Beendigung seiner Arbeit in Neunkirchen führen.
Den Grund für seinen Wahlerfolg sieht er darin, "dass die Bürger eine Alternative wollten". Dass er einen großen Vertrauensvorschuss erhalten hat, ist Kron bewusst. Die neue Aufgabe sei gleichermaßen Chance, Herausforderung und Verpflichtung.
> Das vorläufige Wahlergebnis in allen Details findet sich auf der Internetseite der Gemeinde: www.aglasterhausen.de
Update: Montag, 1. Februar 2021, 19.15 Uhr
Bürgermeisterwahl endet mit "faustdicker" Überraschung
Aglasterhausen. (schat) Wer in den kommenden acht Jahren den Weg in der Gemeinde Aglasterhausen vorgeben soll – darüber durften am Sonntag 3927 Bürgerinnen und Bürger aus Aglasterhausen, Breitenbronn, Daudenzell und Michelbach abstimmen. 55,44 Prozent (2177) nutzten ihr Wahlrecht und gaben ihre Stimme bei der Bürgermeisterwahl ab.
Das Ergebnis, das Kurt Gallion als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses verkündete, ist eine "faustdicke Überraschung", wie Landrat Achim Brötel sogleich bekundete. Herausforderer Stefan Kron (39) sicherte sich 55,74 Prozent der Stimmen (1200). Amtsinhaberin Sabine Schweiger kam auf 43,24 Prozent (931). Der Sieger der Bürgermeisterwahl heißt damit Stefan Kron.
In Aglasterhausen wurde am Sonntag ein neuer Bürgermeister gewählt: Herausforderer Stefan Kron (3.v.l.) kam im ersten Wahlgang auf 55,74 Prozent der Stimmen, Amtsinhaberin Sabine Schweiger (4.v.r.) erreichte 43,24 Prozent. Foto: Heiko Schattauer"Damit habe ich nicht gerechnet", gestand Kron, der kurz zuvor schon erklärt hatte: "Egal, wie das Ergebnis ausfällt – ich habe viel gewonnen." Er sei einfach glücklich, freue sich auf die kommende Aufgabe als Bürgermeister. Amtsinhaberin Sabine Schweiger gratulierte dem Wahlsieger und wünschte viel Erfolg.
Der Vorsitzende des Wahlausschusses lobte die Kandidaten für einen "äußerst fairen Wahlkampf". An dessen Ende gleichwohl ein sehr überraschendes Ergebnis steht. "Der Souverän hat entschieden", fasste Thomas Ludwig als Vertreter der Kreiskommunen zusammen.