Bei den Vorbereitungen für die Weihnachtstage im Amtsstüble (v. l.): Tanja Littig und ihre Schwester Gabriele Littig-Goebel planen den Liefer- und Abholservice. Foto: Oesterreich
Mosbach. (cao) "Über die Weihnachtstage waren wir eigentlich komplett ausgebucht", sagt Gabriele Littig-Goebel und seufzt. "Mit der Verlängerung des Lockdowns haben wir uns aber entschieden, das Amtsstüble auch an den Feiertagen nicht zu öffnen", erklärt die Inhaberin des Mosbacher Restaurants im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung. Denn zu groß sei die Unsicherheit, ob das überhaupt erlaubt werde. Erst Mitte Dezember will die Landesregierung darüber ein Urteil fällen. Zu wenig Zeit, um dann noch allen Gästen abzusagen oder mit den Einkäufen und Vorbereitungen für die Feiertage zu beginnen, betont Littig-Goebel.
Deshalb verbringen sie und ihre drei Schwestern – das Amtsstüble ist seit Generationen ein Familienbetrieb – momentan den Arbeitstag hauptsächlich am Telefon. Statt die Gäste an den Tischen zu bedienen, soll an den Feiertagen ein Liefer- und Abholservice angeboten werden. "Das muss natürlich alles ganz genau geplant werden, damit sich keine langen Warteschlangen vor dem Lokal bilden und alle Essen rechtzeitig ausgefahren werden", berichtet Tanja Littig. Sie hofft, dass viele Mosbacher von dem Angebot Gebrauch machen werden.
Schon jetzt laufe der Liefer- und Abholservice an Freitagen, Samstagen und Sonntagen "ganz gut", sagt Littig. Zwischen 70 und 100 Essen verkaufe man im Durchschnitt an den Wochenenden. "Auf der einen Seite freuen wir uns natürlich, dass uns so viele Menschen unterstützen und bei uns bestellen", sagt die Restaurantinhaberin. "Aber ausgleichen kann das unsere Umsatzeinbußen bei Weitem nicht." Vor der Corona-Pandemie seien es normalerweise 100 Essen pro Tag gewesen, die im Amtsstüble serviert wurden. Das Zusatzgeschäft mit Getränken, Kaffee und dem ein oder anderen Aperitif sei mit dem Lockdown quasi zum Erliegen gekommen.
"Schimpfen wollen wir über die Maßnahmen der Bundesregierung aber keinesfalls", sagt Littig-Goebel. Die Corona-Pandemie stelle die Gesellschaft vor eine große Herausforderung, "die wir nur gemeinsam, mit Respekt und Achtsamkeit unseren Mitmenschen gegenüber bewältigen können". Jene, die von einer "Corona-Diktatur" sprechen, kann sie nicht verstehen. "Wir leben in einem stabilem Land, haben einen funktionierenden Sozialstaat, wie ihn sich die Menschen in anderen Ländern nur wünschen können."
Mehr als zehn Angestellte musste Littig-Goebel in Kurzarbeit schicken. Mitarbeiter aus dem Restaurant sowie dem angrenzenden Hotel, das derzeit nur für Geschäftsreisende offen ist. "Ohne die November- und Dezember-Hilfen vom Staat würden wir trotzdem nicht über die Runden kommen."
Weil es sich bei dem Amtsstüble um einen Familienbetrieb handelt, nicht nur Littig-Goebels Schwestern sondern ebenso ihr Mann, die Kinder, Neffen und Nichten mitarbeiten, trifft der Lockdown die ganze Familie hart. "Aber deprimiert in der Ecke sitzen – das ist nichts für uns. Bringt ja nix", sagt die Chefin. Den Humor habe man sich trotzdem noch bewahrt: "Wenn wir vier Schwestern zusammensitzen, haben wir immer was zu lachen."
Info: Bestellungen sind möglich unter Telefon: (0 62 61) 9 34 60.