Von Ursula Brinkmann
Binau. Am evangelischen Kindergarten in Binau "segeln" derzeit Räume durch die Luft. Insgesamt 16 Einzelcontainer werden per Kran neben der bestehenden Kindertageseinrichtung zu einem neuen "Gebäude" zusammengesetzt. Es soll den Platzmangel beheben, der derzeit in der "Arche Kunterbunt" herrscht. Zumindest für die nächsten zwei Jahre. Um 35 erhöht sich mit der Inbetriebnahme des Containerkindergartens die Zahl der Betreuungsplätze; 54 Jungen und Mädchen besuchen die bestehende Einrichtung, für das die evangelische Kirchengemeinde Mittleres Neckartal die Betriebsträgerschaft hat.
Die Gemeinde Binau jedoch hat – wie alle anderen Kommunen in Deutschland auch – die Pflichtaufgabe, Kindern ab einem Jahr einen Betreuungsplatz zur Verfügung zu stellen. Da 2018 und 2019 außergewöhnlich geburtenstarke Jahre in der Neckartalgemeinde waren, war guter Rat teuer, aber nicht nur sprichwörtlich, sondern in Euro und Cent. Denn die in der Verwaltung, im Gemeinderat und in der Kirchengemeinde diskutierten Lösungsideen – Anbau, Sanierung, Neubau – würden die kleine Kommune richtig teuer zu stehen kommen. Und das nicht nur, was die Investition angeht.
Von günstig kann allerdings auch bei der Containerlösung keine Rede sein, die schließlich angestrebt wurde. Auf zwei Jahre begrenzt, geht man von Gesamtkosten in Höhe von 780.000 Euro aus, die komplett von der Gemeinde zu tragen sind. Knapp 480.000 Euro Personalkosten machen den größten Teil aus.
In den Containern werden fünf neue Kolleginnen das aus 14 Fachkräften, einer Auszubildenden und einer Praktikantin bestehende Team im "alten" Kindergarten ergänzen. Mit den neuen Kolleginnen können in den neuen Räumen 35 weitere Kinder betreut werden, davon zehn Unter-Dreijährige und 25 in der Regelgruppe, jeweils mit verlängerten Öffnungszeiten; 54 Kinder sind es bisher am alten Ort. Die bestaunen im Außengelände, was jenseits des Zauns vor sich geht.
Kindergartenleiterin Yvonne Wagner und ihr Team informieren die Eltern unter anderem mit einem Plakat im Eingangsbereich, was da in Kürze startet. "Die Kinder sind ganz aus dem Häuschen", erzählt sie. Auf den Einzug haben sich alle schon gut vorbereitet. Und Yvonne Wagner ist sich sicher: "Den Kindern wird’s gefallen, denn die Räumlichkeiten sind relativ groß, es gibt Heizung, Klimaanlage, und die Wände aus Metall haben den Vorteil, dass wir mit Magneten etwas daran befestigen können."
Verliefen die letzten Meter der Container an ihren Bestimmungsplatz auch durch die Luft – weit war ihr Weg nach Binau nicht, denn der niedersächsische Container-Spezialist Ela hat auch einen Standort in Billigheim. Der Grund, auf dem die 16 "fliegenden Kindergartenzimmer" stehen, wurde von der Limbacher Firma Kispert bereitet und geebnet, wobei der Binauer Bauhof helfend mit vor Ort war. Da Container, auch wenn sie nur vorübergehend aufgestellt werden, als eigenständige Gebäude gelten, musste eine neue Hausnummer für das gemeindeeigene Grundstück vergeben werden. Die neuen Kinder besuchen ab Montag nächster Woche, 12. Oktober, ihren Kindergarten in der Lindauer Straße 2a.