Die Pflegedienste in Mosbach sind auch in der Krise für ihre Patienten da. Selbst bei einem positiven Coronatest der Betreuten machen die Mitarbeiter weiterhin Hausbesuche. Sie werden dann meist am Ende der Tour besucht. Symbolfoto: dpa
Von Caspar Oesterreich
Mosbach. Die Arbeit als Pflegekraft war schon vor Corona keine leichte. Mit der Pandemie sind die Herausforderungen noch einmal gestiegen – nicht nur in Heimen und Krankenhäusern. Auch Dienste in der ambulanten Pflege müssen aufgrund des Virus viele Vorkehrungen treffen. Schließlich sind die Mitarbeiter ständig unterwegs, haben Kontakt zu zahlreichen Menschen aus den Risikogruppen. Die RNZ hat bei mehreren Mosbacher Einrichtungen nachgefragt, wie sich ihr Arbeitsalltag in den vergangenen zwölf Monaten verändert hat.
"Die Anforderungen sind schon deutlich gestiegen – organisatorisch wie auch körperlich", berichtet Elvira Hoffmann. "Stellen Sie sich doch einfach mal vor, mit FFP2-Maske auf der Nase einen Patienten duschen zu müssen ...", nennt die Leiterin des Pflegedienstes der katholischen Sozialstation Mosbach sogleich auch ein Beispiel. Rund 110 Mitarbeiter – die Hälfte examinierte Alten- und Krankenpfleger, die anderen hauswirtschaftliche Angestellte – betreuen exakt 666 Menschen im Einzugsgebiet.
Beim ersten Lockdown sei die Angst bei den Menschen noch größer gewesen, erinnert sich Hoffmann. "Viele haben uns abgesagt und die Angehörigen haben die Betreuung übernommen." Mittlerweile komme das nicht mehr so häufig vor. Die Pandemie sei Teil des Alltags geworden. So müssten alle ihre Mitarbeiter im Patientenkontakt FFP2-Masken tragen, die Begegnungen untereinander seinen auf das nötige Minimum reduziert. "Wir testen unsere Angestellten mindestens zweimal die Woche", betont Hoffmann. Ein Großteil sei auch zur Impfung bereit. Nur die Termine im Kreisimpfzentrum (KIZ) sind rar: "Wir probieren es seit Dienstagmorgen, bisher ohne Erfolg", bedauert die Pflegedienstleiterin, dass nicht alle ihre Mitarbeiter zusammen an einem Tag geimpft werden können. "Man fühlt sich ein bisschen alleingelassen."
Selbst ein Großteil der Senioren hat noch keinen Termin erhalten. Gerhard Weidner, Abteilungsleiter der ambulanten Pflege des DRK Mosbach, berichtet: "Viele Angehörige haben sich bei uns gemeldet, ob wir als Deutsches Rotes Kreuz da nicht etwas machen können, vorrangig einen Termin besorgen könnten. Aber das geht natürlich nicht!" Unter seinen Mitarbeitern (60 Angestellte betreuen rund 200 Patienten) seien rund drei Viertel bereit, sich impfen zu lassen, schätzt Weidner. Bis es soweit ist, müssten auch sie eine FFP2-Maske bei ihren Besuchen tragen, werden zudem mindestens zweimal pro Woche auf Corona getestet.
Bei drei Mitarbeitern habe man dadurch frühzeitig eine Infektion entdeckt. "Die haben sich dann natürlich sofort in Isolation begeben", betont der DRK-Abteilungsleiter. Darüber hinaus biete man auch den Patienten sowie deren Angehörigen Coronatests an. Ist ein Patienten an dem Virus erkrankt, werde dieser selbstverständlich weiterhin betreut. "Wir lassen niemanden alleine", verspricht Weidner. Falls möglich, werde der Besuch bei Infizierten jedoch ans Ende der Tour gelegt und sei dann nur mit Schutzanzug möglich.
Ein ähnliches Konzept hat auch Olga Arnold, Geschäftsführerin der evangelischen Sozialstation in Mosbach, entwickelt. Derzeit sei keiner der Patienten mit dem Virus infiziert, sollte es dazu kommen, wolle sie eine extra "Corona-Tour" auf die Beine stellen. "Ich würde mir allerdings wünschen, dass mehr Patienten bei unseren Besuchen eine Maske tragen. Das tun nur die wenigsten."
Ihr Büro sehe mittlerweile aus "wie eine Spedition, überall stehen Kisten voller Masken", erklärt Arnold. Ihre mehr als 100 Mitarbeiter gehen nur mit FFP2-Maske zu den Patienten. Für die regelmäßigen Coronatests hätten "einige Mitarbeiter sogar ihre privaten Garagen zur Verfügung gestellt, damit wir uns nicht alle in der Zentrale begegnen", berichtet Arnold und klopft dreimal auf den Tisch: "Bisher war noch keiner positiv." Unter bestimmten Umständen teste man auch die Patienten. Die regelmäßige Testung nehme jedoch unheimlich Ressourcen in Anspruch, verursache jede Menge Müll und koste viel Geld. "Mindereinnahmen wie Mehrausgaben können wir dank des Schutzschirms des Bundes aber geltend machen – das läuft wirklich unkompliziert ab", lobt die Geschäftsführerin. Für alle ihre Mitarbeiter habe sie versucht, einen gemeinsamen Termin beim KIZ über das Landratsamt zu bekommen: "Doch die sind dafür nicht zuständig, an zentraler Stelle hatte ich auch keinen Erfolg. Es wird sich wohl jeder selbst einen Termin organisieren müssen."
Cornelia Friedrich vom gleichnamigen Pflege- und Gesundheitsservice hat es noch nicht einmal probiert, Impftermine fürs KIZ zu bekommen. "Ich weiß, dass die Leitungen total überlastet sind." Sie hofft, dass sich in ein paar Wochen die Lage entspannt, und sich dann viele ihrer 55 Mitarbeiter impfen lassen werden. Ein Großteil sei dazu bereit. Sie hat ähnliche Vorkehrungen wie die anderen Pflegedienste getroffen, bietet zudem Tests für Patienten und Angehörige an. "Viele Menschen haben Angst vor Corona – da müssen wir auch sehr viel Beruhigungsarbeit leisten."
Hans Melchert hat erst im November einen Actiovita-Pflegestützpunkt in Mosbach eröffnet, vermittelt Betreuungskräfte aus Osteuropa in der 24-Stunden-Pflege. "Bevor ein Betreuer bei dem Patienten einzieht, muss er schon aus seinem Heimatland einen aktuellen negativen Test vorweisen", erklärt er. Zudem finde auch noch ein persönliches Gespräch statt, bei dem er zusätzlich auf Symptome achte.