Statt der Stadtbahn Nord kommt neuer Ärger

Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) als Betreiber der Stadtbahn hat eine weitere Verzögerung angekündigt, reicht die Verantwortung dafür aber an Zuglieferant Bombardier weiter.

19.02.2014 UPDATE: 19.02.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Das Bild täuscht: Endstation für die Stadtbahn Nord ist nach wie vor in Neckarsulm - und nicht in Neckarelz. Laut Betreibergesellschaft AVG wird es auch zum Fahrplanwechsel im Juni nichts mit dem Anschluss. Den schwarzen Peter schiebt man diesbezüglich Zughersteller Bombardier zu, bei dem man wiederum die ganze Aufregung nicht wirklich versteht ... Foto: Heiko Schattauer
Von Heiko Schattauer

Mosbach/Heilbronn. Die Bahn kommt. Fragt sich nur, wann. Denn im Falle der Stadtbahn Nord verschiebt sich die Ankunft in den Neckar-Odenwald-kreis offenbar ein weiteres Mal beträchtlich. Während man die neue Schienenverbindung, die Heilbronn mit Mosbach und Sinsheim via Straßenbahn verbinden soll, im Unterland im Dezember feierlich in Betrieb genommen hat, bleiben der Neckar-Odenwald-Kreis und das Elsenztal weiter abgehängt.

Auch den versprochenen Termin im Juni scheint man kaum einhalten zu können. Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) als Betreiber hat eine weitere Verzögerung angekündigt, schiebt den schwarzen Peter dafür aber Zuglieferant Bombardier zu. Eine nach wie vor fehlende Zulassung für die Stadtbahnzüge zum Betrieb auf Bahnschienen sei das Problem. Folglich dürfte sich so schnell nichts daran ändern, dass in Neckarsulm Endstation für die Stadtbahn Nord ist.

Das Großprojekt, in das auch der Neckar-Odenwald-Kreis massiv investiert hat, kommt einfach nicht richtig ins Rollen. "Der Firma Bombardier Transportation ist es geschuldet, dass eine vollständige Betriebsaufnahme von Heilbronn Nord zum kleinen Fahrplanwechsel am 8. Juni 2014 nicht erfolgen kann", reichen die Geschäftsführer der AVG die Verantwortung für die neuerliche Verzögerung direkt an den Lieferanten der Stadtbahnen weiter.

"Vollkommenes Unverständnis" hat man für die erneuten Probleme, Bombardier trage die "alleinige Verantwortung", so Christian Höglmeier von der AVG weiter. Man bedauert zutiefst, dass Fahrgäste und Auftraggeber der Stadtbahn erneut enttäuscht werden - und kündigt zugleich an, den Druck auf Bombardier umgehend erhöhen zu wollen. Auch von möglichen Regressforderungen ist in diesem Zusammenhang die Rede.

Beim Zughersteller (mit Hauptfirmensitz im kanadischen Montreal) selbst kann man die ganze Aufregung nicht recht nachvollziehen. Auf RNZ-Nachfrage erklärt eine Unternehmenssprecherin: "Wir haben einen klaren Zeitplan, der mit der AVG abgestimmt und mit dem ein Betrieb ab Juni auch möglich ist." Demnach sei vorgesehen, dass bis März alle relevanten Unterlagen zur Zulassung des Zweisystem-Fahrzeugs ET 2010 beim Eisenbahnbundesamt eingereicht sind. Deren Prüfung und die Erteilung der fehlenden Zulassung könnte dann noch bis Frühsommer erfolgen, heißt es von Bombardier weiter.

Dass es "viele Probleme" mit den Stadtbahnzügen gegeben habe, räumt man unterdessen ein - Zweisystem-Fahrzeuge (die im Straßenbahn- und im Bahnnetz fahren können) seien eben sehr komplex. Inzwischen habe man die Probleme, die zur Zulassungsverweigerung seitens des Eisenbahnbundesamtes geführt hatten, aber gelöst.

So seien etwa die Gleisschaltmittel - verantwortlich für die "Kommunikation" zwischen Schiene und Fahrzeug - entsprechend verändert worden. Durch eine höhere Steifigkeit der Luftfedern könne man zudem die Anforderungen für den Wanktest im Betrieb auf Bahnschienen erfüllen. "Unser Plan sieht eine Zulassung und Inbetriebnahme für Mai/Juni 2014 vor", erklärt die Bombardiersprecherin.

Bei den Auftraggebern des 200-Millionen-Projekts sieht man die Lage weit weniger entspannt: Zwar hat die AVG ob der (wahrscheinlichen) Verzögerung diesmal schnell die Kommunikation mit den Vertragspartnern - Nahverkehrsgesellschaft BW, DB Regio, Stadt und Landratsamt und Stadtwerke Heilbronn - gesucht. An deren Verärgerung und "tiefer Enttäuschung" (Landrat Piepenburg) ändert das natürlich nichts.

Und auch da, wo man weiter auf die Ankunft der Stadtbahn warten muss, ist man sauer. Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann zeigt "wenig Verständnis" für die wiederholte Verschiebung, von der die gesamte Region betroffen sei. Jann ist zudem verwundert, "dass offensichtlich die Zuverlässigkeit bei der Firma Bombardier Probleme bereitet".OB Janns Hoffnung: "Dass beim Start dann hoffentlich auch die Kinderkrankheiten behoben sind".

"Auf dem kleinen Dienstweg" aus dem Landratsamt Heilbronn hat NOK-Landrat Dr. Achim Brötel von der Ankündigung einer weiteren Verzögerung erfahren. "Natürlich sind wir enttäuscht, dass es jetzt wieder nicht losgeht. Wir alle haben seinerzeit unter großem Zeitdruck die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Stadtbahn Ende 2013 starten kann", sagt Brötel. Dass ausgerechnet ein Weltunternehmen wie Bombardier "so kläglich" versage, sei für ihn nicht nachzuvollziehen. Mit dem verzögerten Start der Stadtbahn könne man aber insofern leben, "als der Interimsfahrplan für uns durchaus annehmbare, ja in Teilen sogar bessere Verbindungen bietet als später". Dem Gesamtprojekt Stadtbahn schade "dieser Heckmeck" aber sicher.

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