Bei den Proben zur Oper "Der Liebestrank": Angela Brandt mit Regieassistent Julian Schreier. Foto: Nolten-Casado
Zwingenberg. Angela Brandt hat als Gastregisseurin an vielen großen Opernhäusern in Deutschland und Europa gearbeitet. Seit mehreren Jahren ist sie Spielleiterin an der Semperoper in Dresden und Lehrbeauftragte für szenischen Unterricht an der dortigen Musikhochschule. Bei den Schlossfestspielen Zwingenberg inszeniert sie die Komische Oper "Der Liebestrank" von Gaetano Donizetti.
Frau Brandt, wie sind Sie zu den Schlossfestspielen gekommen?
Nun, die Kollegin, die ursprünglich hier bei der Oper Regie führen sollte, musste im April aus gesundheitlichen Gründen um Vertragsauflösung bitten. Ein Bekannter stellte den Kontakt zwischen Intendant Rainer Roos und mir her. Und da ich für die Zeit jetzt noch nichts vorhatte, sagte ich zu. Das ist so beim Theater: Wenn da ein solcher Notfall eintritt, dann hilft man. Das gehört einfach zur Berufsehre.
Welche Aufgaben haben Sie als Spielleiterin an der Semperoper?
Bei einer Neuproduktion mache ich Regieassistenz. So eine Produktion steht dann vielleicht zehn Jahre auf dem Programm. Bei jeder Wiederaufnahme müssen also neue Solisten eingearbeitet werden, das heißt, ich muss mit ihnen die Produktion neu erarbeiten.
Sie sind die Arbeit an großen Opernhäusern gewohnt. Wie kommen Sie mit den Gegebenheiten auf Schloss Zwingenberg - ohne große Technik - zurecht?
Man muss seine Ideen auf die Möglichkeiten reduzieren, die hier gegeben sind. Theater wurde zu allen Zeiten gespielt, auch ohne Hightech. Es ist eine Sache der Phantasie, hier in diese wunderschöne Kulisse etwas hineinzuzaubern und zu zeigen, dass es auch ohne geht.
Lassen Sie uns eine kurze Zwischenbilanz ziehen: Wie laufen die Proben?
An einem Opernhaus hätte man etwa acht Wochen Zeit, so ein Stück in Szene zu setzen. Da die Probenphase hier in Zwingenberg mit gerade einmal drei Wochen sehr kurz ist, war es mir wichtig, ein genaues Konzept zu haben. Außer für Thembi Nkosi, der den Nemorino singt, sind die großen Partien für die jungen Solisten allesamt Rollendebuts. Es bedeutet eine echte Herausforderung, die in so kurzer Zeit einzustudieren und überzeugend darzubieten. Aber wir sind jetzt auf dem Stand, dass ich sagen kann: Wir schaffen das bis zu den Hauptproben.
Und was den Festspielchor betrifft? Er setzt sich ja aus engagierten Laiensängern aus der Region zusammen…
Da ist eine gute Planung besonders wichtig, mit kurzen, präzisen Ansagen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt muss dann der Ablauf immer wieder trainiert werden, damit jeder weiß, was er im Stück zu tun hat.
Was gefällt Ihnen an den Schlossfestspielen?
Der Wald, die Umgebung, das ist so idyllisch hier. Man ist immer an der frischen Luft - obwohl das auch sehr anstrengend sein kann: mal steht man im Regencape da, mal knallt die Sonne… Schön ist es, aus dem gewöhnlichen Theatertrott heraus zu sein. Alle ziehen hier an einem Strang, damit die Sache gelingt. Man ist mit Enthusiasmus dabei. Das ist eine ganz andere Atmosphäre.
Und was mögen Sie an der Oper "Der Liebestrank"?
Ich finde sie einfach schön: eine heitere Oper, die Spaß macht, die super passt für einen Sommerabend auf dem Schloss. Das ist tolle, heitere Musik, und es gibt was zu lachen.
Ihr Wunsch für die bevorstehenden Festspiele?
Dass es nicht regnet. Bei allem anderen wissen wir ja, dass es gut wird.
Info: "Der Liebestrank" wird am 28., 29. und 30. Juli aufgeführt. Karten gibt es u. a. bei den Tourist-Informationen in Mosbach, Eberbach, Buchen und Walldürn. Ausführliche Hintergrundinformationen sind auf der Webseite der Festspiele hinterlegt.