Von Alexander Rechner
Mosbach. Ein kurzes, aber kräftiges "Hallo" als Begrüßung durchbricht die seltsam anmutende Stille, die noch wie ein Nebelschleier über dem Bergfeld liegt. Es ist früher Samstagmorgen, die Sonne erhebt sich langsam und verdrängt das Dunkel der Nacht, eine Brise des typischen Odeurs liegt in der Luft, und mehr als 2200 Schweine wollen ihr Frühstück haben. Alltag eines Landwirtes! Für Udo Holder der Traumjob. Auch wenn der Beruf nicht immer rosarot ist.
"Mein idealer Lebenszweck ist Borstenvieh, ist Schweinespeck." An diesen berühmten Refrain aus der Operette "Der Zigeunerbaron" von Johann Strauss und diese Fröhlichkeit von damals fühle ich mich spontan erinnert, als ich an diesem Tag meinen Schreibtisch-Job in der Redaktion gegen die harte Arbeit eines Landwirts eintausche und dennoch die muntere und zuversichtliche Stimmung erlebe. Udo Holder bewirtschaftet den Hof zusammen mit seiner Familie und dem festen Mitarbeiter Steffen Diemer. Alleine wäre die Arbeit nicht zu schaffen.
"Für mich wäre es nichts, nur im Büro zu sitzen. Ich mag die Arbeit mit Tieren, auch wenn das Wetter mal nicht so toll ist, und es regnet oder schneit." Und dies sieben Tage in der Woche. Udo Holder ist Landwirt aus Leidenschaft. Trotz aller Anstrengungen, die mit diesem Beruf verbunden sind, strahlen seine Augen, als er kurz erläutert, wie sein Arbeitsalltag aussieht - von morgens 6 Uhr bis abends gegen 20 Uhr. Kurz. Denn es bleibt nicht viel Zeit. Einige Schweine müssen nun ausgesucht und ins Tal nach Mosbach gebracht werden - eine Bestellung eines örtlichen Metzgers liegt vor. So stehe ich zusammen mit Udo Holder im Stall und wirbele - ziemlich ungelenk - mit den Armen, um die Schweine behutsam Richtung Ausgang zu treiben und auf den Hänger zu verladen. Die Schweine verbringen als Nutztiere rund sieben Monate auf dem Hof, bevor sie mit rund 120 Kilogramm zum Metzger kommen. "Mir ist es dabei sehr wichtig, dass sie sich wohlfühlen, mit viel Komfort und den bestmöglichen Bedingungen leben", erklärt der Vater dreier Kinder.
Während Udo Holder und ich unterwegs sind, beginnen Monika Holder und Steffen Diemer mit der Fütterung. Nach unserer Rückkehr steigen wir mit ein. Und als wir den Stall betreten, ist es aus mit der Ruhe. Die Ferkel springen umher, recken ihre Schnauzen in Richtung von uns Zweibeinern. Nun bekommen sie Getreideschrot als Futter. "Wir bieten unseren Schweinen eine Futterqualität, die auch für Menschen geeignet ist. Das Getreide ist immer frisch gemahlen, für jedes Alter entsprechend", erklärt der Schweinezüchter, während wir die Eimer reihenweise mit Getreideschrot in die Ställe schleppen und den Inhalt an die Tiere verteilen. Wobei die Schweine rund um die Uhr Wasser und Futter zu sich nehmen können. "Täglich verfüttern wir zwischen drei und vier Tonnen Getreideschrot", rechnen Holder und Diemer aus.
Schweine sind anspruchsvoll, ihr Gehirn verlangt nach Abwechslung. Udo Holder weiß das. Der Bergfelder macht sich Gedanken um seine 2200 Schweine. So haben die Tiere sogar Spielzeug wie Bälle oder Baumstämme, die an Ketten von den Decken herunter hängen, ständig zur Verfügung.
Während die Schweineschar nun gierig frisst, kontrolliert Holder genau die Tiere. Dabei achtet er darauf, ob die Schweine sich ungewöhnlich verhalten, nicht fressen oder stark husten. "Ich schaue jeden Tag nach den Tieren", erklärt Holder.
Auch zum "Louisiana-Stall" fahren wir - er ist der ganze Stolz der Familie Holder und großzügig gebaut. Bei Wetterveränderungen schließen die Vorhänge selbstständig. Die Tiere haben dabei einen freien Blick über das Bergfeld und die Felder. Die Ställe haben ein Belüftungssystem, damit es den Vierbeinern nicht zu heiß wird.
Gewandelt hat sich das Bild vom Bauer. Hatte man früher meist einen Mann mit Mistgabel im Sinn, so ist es heute ein Unternehmer mit Laptop und Smartphone. Neben der Arbeit mit den Schweinen und Pflanzen hat der Umgang mit moderner Technik eine große Bedeutung gewonnen. Und diese muss gewartet und, so weit selbst möglich, repariert werden. Nachdem die Schweine versorgt sind, heißt es für Holder nun, eine Maschine instand zu setzen.
Währenddessen lädt Diemer rund 150 Ballen Stroh vom Hänger herunter. Die Sonne brennt mittlerweile auch schon in das Gesicht. Meine Bewunderung über die schweißtreibende Arbeit steigt, als ich selbst Hand anlege. Mit Mistgabeln verteilen wir Stroh.
Als Landwirt muss man sich an viele Vorgaben halten und alles genauestens dokumentieren. Von den Bauern werde immer mehr verlangt, sagt er. "In den vergangenen Jahren hat die Bürokratie zugenommen." Und diese Arbeit werde mittags oder abends erledigt, wenn die Aufgaben mit den Tieren auf dem Hof geschafft sind. Vieles läuft heute über das Laptop. Statistiken und Bestellungen. "Wir hängen heute vom Weltmarkt ab", erklärt der Landwirt. Im Frühjahr habe man noch ein Minus gemacht, aktuell seien jedoch die Kosten gedeckt.
An diesem Samstag hat sich noch Nachwuchs "angesagt", der Landwirt belegt die Muttersauen in einem Wochenrhythmus. Und dies wird Udo Holder den Nachmittag beschäftigen. "Da es Lebewesen sind, ist der Vorgang allerdings nicht planbar". Später will er noch auf das Feld und Raps aussäen. "Gegen Abend werde ich dann mit der heutigen Arbeit fertig sein", sagt Holder lachend. Nun aber geht er zuerst ins Haus, ein paar Telefonate mit Kunden führen.
Ich verabschiede mich und trete meinen Weg nach Hause an. Mit vielen neuen Eindrücken und einer großen Bewunderung - Landwirte bewältigten saumäßig viele Herausforderungen.