Hochwasserschutz im Schefflenztal

Kontroverse Ansichten zum richtigen Schutz

Der Hochwasserschutz im Schefflenztal und vor allem in Allfeld stand bei der Sitzung des Hochwasserzweckverbands im Fokus - vor allem nach dem Unwetter vor einem Jahr

15.06.2017 UPDATE: 16.06.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden

In Allfeld wurde die Fußgängerbrücke beim Unwetter im Mai 2016 von den Wassermassen weggerissen; von einem eventuellen Neubau sind nicht alle begeistert. Denn an der Mauer staute sich das Wasser zurück. Fotos: Brunhild Wössner/privat

Von Brunhild Wössner

Schefflenz. Von einem "Haku" war bei der Sitzung der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Hochwasserschutz Schefflenztal öfter die Rede. Es geht dabei aber nicht um Gedichte, sondern um eine Abkürzung. Unter Jahrhunderthochwasser, kurz HQ100, versteht man die Pegelhöhe bzw. die Abflussmenge eines Gewässers, die im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird. So nüchtern bezeichnet die Verwaltungssprache ein dramatisches Hochwasserereignis.

Um ein ganz anderes Kaliber handelte es sich bei dem Hochwasser und Unwetter, das im vergangenen Jahr Allfeld heimsuchte. In der HQ-Skala stünde hier der Faktor 800 oder gar 1000. Deshalb sprach Martin Förch - Mitglied der Verbandsversammlung, Billigheimer Gemeinderat, Allfelder Einwohner und Betroffener des Hochwassers - von einem "schwarzen Jahr" für den Billigheimer Ortsteil und meinte damit das Hochwasserereignis 2016. Die Aufarbeitung wird die Gemeinden Schefflenz und Billigheim, die gemeinsam im Hochwasserzweckverband vertreten sind, "noch einiges an Geld kosten", lautete Förchs Prognose.

Bei den Kosten schlagen laufende Pflegemaßnahmen besonders zu Buche. Holz, Torf und Säcke dürften von den Bürgern nicht mehr am Bach und vor Dolenzuflüssen gelagert werden. Denn die Katastrophe wurde nicht (allein) vom Wasser der Schefflenz ausgelöst, sondern floss aufgrund von Starkregen die Hänge herab.

Rainer Houck, Bürgermeister von Schefflenz und Verbandsvorsitzender, konnte dem nur zustimmen. Die gewässerunterhaltenden Gemeinden hätten das Erforderliche durchzusetzen. Die Bescheide an die Anwohner seien ergangen. Außerdem habe man Stauwärter benannt, die Rückhaltebecken pflegen, erläuterte Rainer Houck.

Auch interessant
Rhein-Neckar- und Neckar-Odenwald-Kreis: Schäden der Unwetter vor einem Jahr noch nicht behoben (plus Fotogalerien)
Ein Jahr nach dem Unwetter vom Mai 2016: Im Neckar-Odenwald-Kreis sind die Wunden längst nicht verheilt (plus Fotogalerien und Video)

Neben der Feststellung der Jahresrechnung für das Haushaltsjahr 2016 und der Verabschiedung des Haushaltsplans und der Haushaltssatzung für 2017 stand die Auftragsvergabe für Hochwasserschutzmaßnahmen in Allfeld auf der Tagesordnung. Die Maßnahme wurde an die Firma August Mackmull vergeben. Für rund 231.000 Euro soll von Juli bis September die Wiederherstellung des Vorlandes und des Gewässerbetts der Schefflenz in Allfeld in Angriff genommen werden. Anwohner und Bürger werden noch zu einem Informationsaustausch eingeladen.

Beim Besuch vor Ort allerdings hat man den Eindruck, dass manchem Allfelder ganz andere Dinge unter den Nägeln brennen. Auch Förch äußerte sich in diese Richtung und formulierte seine Enttäuschung darüber, dass "die eigentliche Ursache des Hochwassers", nämlich der Wasserrückstau an der Straßenbrücke und an der damals weggespülten Fußgängerbrücke, bis heute nicht beseitigt seien. Gewitter der letzten drei bis vier Wochen hätten gezeigt, dass das Wasser gefährlich schnell anschwelle.

Houck sind nach eigenen Angaben hier die Hände gebunden, denn alle Maßnahmen, die die Straßenbrücke beträfen, fielen in den Entscheidungsbereich des Regierungspräsidiums in Karlsruhe. Und aus Sicht des Landes bestehe kein Handlungsbedarf, da die Brücke verkehrssicher sei. Auch sei nach Auskunft von Katrin Weimer, Geschäftsführerin des Zweckverbandes und Kämmerin in Schefflenz, die Brücke zwar für ein Jahrhunderthochwasser, erwiesenermaßen aber nicht für ein Jahrtausendhochwasser wie 2016 ausgelegt. Die Mitglieder der Verbandsversammlung appellierten, zumindest bei der aktuell laufenden Flussgebietsuntersuchung darauf zu drängen, dass die Doleneinläufe nicht wie bisher vor der Straßenbrücke, sondern erst dahinter angelegt werden.

Weimer erläuterte, dass für die Mergelklinge ein zweiter Kanal ergänzend zum bestehenden als Entlastungsmaßnahme angedacht sei. Die Lage in der Schlossbergklinge bezeichnete Weimer als "etwas charmanter", wobei es im oberen Bereich "Engstellen in der Verdolung" gebe. Hier befinden sich zahlreiche Querungen, die Abflusshinderungen darstellen würden. Bei der dritten Klinge (Forststraße) würde bei ungehindertem Wasserablauf keine Gefährdungslage bestehen.

Im derzeitigen sehr frühen Planungsstadium könne man noch keine Aussagen zu möglichen Förderungen machen, so Houck. Die Frage von Verbandsmitglied Hardy Schwalb, was mit dem Erdaushub der Hochwasserschutzmaßnahmen geschehe und ob die veranschlagten Kostenpläne belastbar wären, konnte nicht abschließend beantwortet werden. Abschließend sprachen die Mitglieder Katrin Weimer Dank und Anerkennung für ihre äußerst engagierte Arbeit beim Hochwasserschutz aus.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.