Atommüll-Transport auf dem Neckar

Die nächste Castor-Schifffahrt kommt - die Proteste auch (plus Fotogalerie)

Nach rund 13 Stunden ist der erste Castor-Transport auf dem Wasser Geschichte - aber der nächste steht wohl schon bald bevor. Die Gegner wollen das nicht zulassen.

29.06.2017 UPDATE: 29.06.2017 08:39 Uhr 1 Minute, 29 Sekunden

Polizisten nehmen einen Aktivisten fest, der sich an einer Brücke abgeseilt hatte. Foto: dpa

Neckarwestheim. (dpa-lsw) Der bundesweit erste Atommüll-Transport per Schiff hat sein Ziel erreicht - aber die Gegner geben nicht auf. Die vier weiteren geplanten Transporte auf dem Neckar vom stillgelegten Kernkraftwerk Obrigheim ins Zwischenlager Neckarwestheim wollen sie nach Möglichkeit verhindern. Das Aktionsbündnis "Neckar castorfrei" will nicht nachlassen und die Gemeinde Neckarwestheim weiter juristisch gegen die Transporte vorgehen.

Begleitet von Protesten war am Mittwoch erstmals in Deutschland hoch radioaktiver Atommüll auf einem Fluss transportiert worden. Aktivisten verzögerten die umstrittene Fahrt, als sie sich trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen von einer Neckar-Brücke abseilten. Weitere größere Zwischenfälle blieben auf der rund 13 Stunden langen Fahrt aber aus. Am Abend erreichte das Schiff mit drei Castor-Behältern mit ausgedienten Brennelementen das Zwischenlager in Neckarwestheim. Die Behälter wurden gegen 22 Uhr eingelagert.

Mit Blick auf künftige Atommüll-Transporte auf dem Neckar will die Polizei noch stärker auf mögliche Schwachstellen achten. Das bisherige Sicherheitskonzept habe sich aber bewährt und müsse nicht grundsätzlich verändert werden, sagte Jens Czechtizky vom Polizeipräsidium Einsatz in Göppingen. Die Entscheidung des Energieversorgers EnBW, ausgediente Brennelemente vom stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim in das Kraftwerk Neckarwestheim auf dem Neckar zu transportieren, war von Umweltschützern kritisiert worden.

Die Gemeinde Neckarwestheim hatte versucht, den Transport zu verhindern, war aber vor Gericht gescheitert. Nun kündigte sie weitere Schritte an. "Wir werden bis zum 4. Juli Beschwerde einlegen beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg", sagte Bürgermeister Jochen Winkler (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur. "Das gibt uns auch die Gelegenheit, die Unterlagen zur Genehmigung der Transporte zu sichten. Wir hoffen auch eine ehrliche Beurteilung unserer Argumente."

Das Aktionsbündnis will die Protest-Erfahrungen des ersten Transports auswerten und für den zweiten nutzen. "Natürlich machen wir weiter", sagte Organisator Herberth Würth. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Widerstand beim ersten Mal - es ist immer schwierig, unter der Woche zu mobilisieren."

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Der Energieversorger EnBW hält die Beförderung für eine sichere Lösung. Das Unternehmen argumentiert, dass der Transport des Atommülls nach Neckarwestheim den Bau eines Zwischenlagers in Obrigheim überflüssig mache. Das Unternehmen plant mittelfristig vier weitere Transporte mit je drei Castoren. Damit sollen insgesamt 342 ausgediente Brennelemente in das etwa 50 Kilometer entfernte Zwischenlager gebracht werden.

Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hatte den Transport verteidigt. Sein Ministerium in Stuttgart teilte mit, Strahlenmessungen an der Strecke des Transports deuteten auf einen "einwandfreien" Ablauf hin. "Gleiches gilt für das Schiff selbst", hieß es per Twitter.

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