Zirkusfamilie Frank in Mannheim

Ungewissheit und ein "Gefühl, nicht gewollt zu sein"

Weiterhin fieberhafte Suche nach Ausweichgelände für 40 Tiere - Stadtverwaltung prüft Vorschläge

05.04.2018 UPDATE: 06.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, hatte die Zirkusfamilie Ende Februar zu einem Tag der offenen Tür unter die Altrheinbrücke in Sandhofen eingeladen. Foto: Gerold

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Zum Stichtag 1. April hat die Zirkusfamilie Frank noch immer keine neue Bleibe für sich und ihre 40 Tiere gefunden. Noch haben sie deshalb ihr Quartier im Mannheimer Stadtteil Sandhofen aufgeschlagen. Vorerst können sie wohl noch bleiben, auch weil sie sich - wie gefordert - selbst auf die Suche nach einem neuen Gelände gemacht und der Stadt verschiedene Vorschläge unterbreitet haben.

"Ich hatte heute ein Gespräch mit der Stadtverwaltung", berichtete Alexandra Finckh am Mittwoch der RNZ. Allerdings habe sie da erfahren, dass eins der vorgeschlagenen Grundstücke als neues Quartier nicht in Frage kommt, weil es landwirtschaftlich genutzt wird. "Jetzt müssen wir weiter nach einer Lösung suchen." Das bestätigt auf Anfrage der RNZ Stadtsprecherin Monika Enzenbach: "Bei der Stadt sind jetzt noch einmal Vorschläge für Flächen seitens der Familie eingegangen, die wir derzeit prüfen."

Seit Sommer 2015 lebt die Zirkusfamilie Frank, die bis dahin mit ihrem Zirkus "Luna" in achter Generation unterwegs war, im Schatten der Altrheinbrücke in Sandhofen. Das war kurz nach dem schicksalhaften Unglück am 13. Juni in Buchen, als Elefant Benjamin - wie ist immer noch ungeklärt - das Stallzelt des Zirkus’ verließ und einen 65-jährigen Mann angriff und tötete. Der Zirkus hat sich davon nie wieder erholt. Nur wenige Wochen später blieb die Zugmaschine liegen. Die Familie war mit ihren Tieren in Mannheim gestrandet.

Die Franks, das sind der betagte Zirkusdirektor Walter Frank, seine Frau Hilde, Sohn Stefan, seine Lebensgefährtin Alexandra Finckh und deren vier Kinder. Ebenfalls zur Familie gehören ihre 40 Tiere: Hunde, Katzen, Dromedare, Esel, Schweine, Ziegen und Ponys.

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Mittlerweile ist Mannheim ihre Heimat geworden. "Die Kinder fühlen sich wohl und haben Freunde gefunden", erzählte Alexandra Finckh. "Ich und mein Lebensgefährte haben beide Arbeit, das möchten wir natürlich nicht aufgeben." Zudem seien die Schwiegereltern, die beide über 80 sind, in Mannheim in ärztlicher Behandlung. Die Familie möchte bleiben oder zumindest nicht weit weg ziehen.

Ein Umzug scheint jedoch unausweichlich, da sich Anwohner über die Geruchsbelästigung und ein vermehrtes Aufkommen von Ratten beklagt haben. Auch der benachbarte Wassersportverein, der im Juni die süddeutschen Kanumeisterschaften ausrichtet, braucht das Gelände für die Teilnehmer.

Da die Familie ihre Tiere unter keinen Umständen aufgeben will, ist die Suche nach einem geeigneten Gelände nicht einfach. Ein Grundstück in einem Gewerbegebiet anzupachten, kann sich die Familie nicht leisten. Sie hofft, auf einem anderen stadteigenen Gelände unterkommen zu können. Mehrere Vorschläge habe die Stadtverwaltung jedoch bereits abgelehnt: Ein Teil des ehemaligen Tanklagers der Coleman-Kaserne will die Stadt aus Ausgleichsfläche nutzen, auf einem Gebiet im Stadtteil Blumenau soll in ein paar Jahren Wohnbebauung entstehen.

Die Ungewissheit und das "Gefühl, nicht gewollt zu sein", zerrt an den Nerven, doch die Familie gibt nicht auf: "Wir haben noch ein paar Besichtigungstermine", sagt Alexandra Finckh. Sie hofft, dass sich bald ein geeignetes Gelände im Raum Mannheim für ihre Familie und die Tiere findet, damit sie ihr geplantes Vorhaben einer Jugendfarm mit ihren Tieren verwirklichen können: "Das gibt es in Mannheim nämlich so noch nicht."

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