Von Margret Scholtyssek und Stefan Hagen
Rhein-Neckar. Zecken lauern im Unterholz, in Büschen oder in hohem Gras. Die lästigen Blutsauger werden schon bei niedrigen Plusgraden aktiv. Ihr Biss ist im besten Fall ausgesprochen lästig - und in schlimmeren Fällen können die kleinen Spinnentiere auch Krankheiten übertragen. Dazu gehören insbesondere Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die Zahlen für Borreliose-Erkrankungen steigen nach einer jetzt vorgelegten Statistik der AOK Baden-Württemberg in den letzten Jahren an - wobei die Krankheit bei frühzeitigem Erkennen durchaus heilbar ist. Gegen FSME gibt es dagegen kaum Therapiemöglichkeiten - weswegen die Krankenkasse allen Menschen, die sich in der hiesigen Region häufig im Freien aufhalten, eine Schutzimpfung empfiehlt.
Baden-Württemberg und hier insbesondere auch der nördliche Teil des Landes gehören laut Robert Koch-Institut (RKI) zu den Risiko-Gebieten für Zeckenbisse. Entsprechend, heißt es in einer Mitteilung der AOK - seien auch die Erkrankungszahlen nach einem Zeckenbiss in der hiesigen Region vergleichsweise hoch. Bei Borreliose treten nach einem Zeckenstich üblicherweise innerhalb von etwa sechs Wochen grippeähnliche Beschwerden wie Fieber. Kopf- und/oder Gliederschmerzen auf. Die Krankheit muss mit Antibiotika behandelt werden und heilt dann meist komplett aus.
Grippeähnliche Beschwerden kennzeichnen zunächst auch eine Erkrankung an FSME. Bei der Mehrzahl der davon Betroffenen heilt diese zwar ebenfalls wieder komplett aus und bleibt ohne Folgen. Ist jedoch das zentrale Nervensystem oder das Rückenmark betroffen, kann es zu bleibenden Schäden kommen. Auch deshalb wird hier eine Impfung empfohlen.
An der von Zecken übertragenen Hirnhautentzündung (FSME) sind laut Zahlen des RKI im zurückliegenden Jahr in Baden-Württemberg insgesamt 178 Menschen erkrankt. Das sind immerhin 58 Erkrankungen mehr als noch im Jahr zuvor. Eine Impfung gegen FSME erfolgt in drei Phasen im Abstand von zunächst etwa vier Wochen und dann nach einem Jahr. Die Krankenkasse empfiehlt auch deshalb, eine Erstimpfung jetzt zum Frühjahrsbeginn durchführen zu lassen.
Die von der AOK unter ihren Versicherten ermittelten Zahlen für den Rhein-Neckar-Kreis zeigen, dass es in den zurückliegenden eineinhalb Jahrzehnten auch hier immer wieder zu FSME-Erkrankungen gekommen ist - wenngleich auf relativ niedrigem Niveau. Im Detail ergibt sich dabei folgendes Bild: Im Kreis gab es zwischen 2001 und 2006 einen Anstieg von zwei auf 19 Fälle; danach sank die Zahl wieder auf durchschnittlich drei bis sechs Fälle pro Jahr. Nach einem erneuten Ausreißer von acht Fällen im Jahr 2013 sanken die Zahlen erneut. Im zurückliegenden Jahr 2017 wurden im Kreis drei FSME-Erkrankungsfälle gezählt.
Erkrankungen an Borreliose registrierte die AOK Baden-Württemberg unter ihren Versicherten zuletzt insgesamt 15.563. Das waren etwa 0,4 Prozent aller Versicherten. Prozentual ist dieser Anteil in den zurückliegenden vier Jahren in etwa gleich geblieben. Der Anteil der erkrankten Frauen lag dabei meist bei etwa 0,4 Prozent; der von erkrankten Männern bei etwas über 0,3 Prozent. Im Rhein-Neckar-Kreis erkrankten alles in allem 455 Menschen an Borreliose; das waren 40 mehr als noch vier Jahre zuvor.
Das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreis - die Behörde ist zuständig für die Stadt Heidelberg und den Landkreis - meldet in Bezug auf FSME-Erkrankungen diese Fallzahlen: 2013: Heidelberg (2) / Rhein-Neckar-Kreis (8); 2014: Heidelberg (1) / Rhein-Neckar-Kreis (1); 2015: Heidelberg (1) / Rhein-Neckar-Kreis (2); 2016: Heidelberg (0) / Rhein-Neckar-Kreis (2); 2017: Heidelberg (1 )/ Rhein-Neckar-Kreis (3). Für 2018 sind noch keine FSME-Fälle gemeldet worden. Nachfolgend beantwortet die RNZ einige wichtige Fragen zu Zecken:
> Welche Zeckenarten gibt es in Deutschland? Am häufigsten kommt der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) vor. Er kann verschiedene Krankheitserreger übertragen, vor allem Lyme-Borreliose, eine Bakterieninfektion, oder die von Viren verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Auch in der eingewanderten Auwaldzecke wurde das FSME-Virus gefunden.
> Wo kann ich von den Spinnentieren befallen werden? Überall in der Natur - in Wäldern, Wiesen, Parks und Gärten. Zecken bevorzugen eine feuchte Umgebung. Sie können nicht springen und fallen auch nicht von Bäumen herab, sondern klettern auf Grashalme und Gebüsch. Streift man den Winzling im Vorbeigehen, klammert er sich fest.
> Wo sind die Risikogebiete? Während die FSME vor allem in Süddeutschland auftritt, kann sich die Lyme-Krankheit im ganzen Land entwickeln. Experten zufolge wurden zuletzt auch in Norddeutschland, etwa im westlichen Niedersachsen oder in Berliner Großstadtgärten FSME-Erkrankungen registriert.
> Sticht die Zecke sofort zu? Nein. Sie krabbelt zunächst längere Zeit auf dem Körper umher, um eine geeignete Stelle zu finden. Deshalb sollte man gleich nach dem Aufenthalt in einem möglichen Zeckengebiet vor allem Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Armbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich und Kniekehlen absuchen.
> Und wenn sich schon eine Zecke festgebissen hat? Die Zecke sollte möglichst schnell mit einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange herausgezogen werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Die Tiere können mehrere Tage lang Blut saugen. Zu einer Borreliose-Infektion kommt es innerhalb der ersten zwölf Stunden nach dem Stich nur selten. Die Borrelien sind im Darm der Zecke, und es dauert eine Weile, bis sie nach draußen gelangen. FSME-Viren werden dagegen schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich übertragen.
> Wie kann man sich außer einer Impfung sonst noch schützen? Die AOK empfiehlt, zum Schutz vor Zeckenstichen und möglichen Infektionen beim Aufenthalt auf Wiesen. im Wald, an Waldrändern sowie in Grünanlagen mit Büschen und Bäumen geschlossene Schuhe, lange Hosen und Oberbekleidung mit langen Ärmeln zu tragen. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte man den Körper stets sorgfältig nach Zecken absuchen. Bei einem Zeckenstich sollte das Tier mit einer speziellen Zeckenpinzette entfernt und die Wunde sorgfältig desinfiziert werden.