Von Alexander Albrecht
Mannheim/Weinheim. Zurück auf Los: Der Prozess um eine blutige Messerattacke an einer Tankstelle in der Weinheimer Nordstadt muss neu aufgerollt werden und beginnt wieder ganz von vorne. Grund ist die Krankheit eines Verfahrensbeteiligten.
Deshalb musste bereits die Verkündung des Urteils vor dem Mannheimer Landgericht kurz vor Weihnachten verschoben werden. Weil die Drei-Wochen-Frist zwischen dem letzten Verhandlungstag und der Entscheidung nicht mehr zu halten ist, beginnt am Donnerstag, 28. Januar, der neue Prozess.
Angeklagt ist ein 40-jähriger Weinheimer. Mit den Worten "Ich werde es dir zeigen" soll der arbeitslose Hilfsarbeiter Fatih B. am Abend des 27. Mai 2019 die Attacke auf das Opfer unvermittelt eröffnet haben. Der körperlich deutlich unterlegene Rentner konnte vor dem bulligen Angreifer noch bis zu einer Tankstelle in der Nähe fliehen.
Dort holte Fatih B. den heute 58-Jährigen jedoch ein und soll laut Staatsanwaltschaft insgesamt 30 Mal auf ihn eingestochen haben. Und nicht nur das: Der Angeklagte traktierte den schon am Boden liegenden Mann mit mehreren Tritten, auch gegen den Kopf. Das Opfer zog sich schwere Verletzungen zu und überlebte die Attacke dank zweier Reanimationen und einer Notoperation im Krankenhaus nur knapp.
Fatih B. wurde in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Staatsanwalt Frank Stork und ein Gutachter halten ihn für nicht schuldfähig. Er leide unter paranoider Schizophrenie und habe sich am Tatabend verfolgt gefühlt, so ihre Einschätzung. Das Urteil des Schwurgerichts unter dem Vorsitz von Gerd Rackwitz wäre vor diesem Hintergrund höchstwahrscheinlich darauf hinausgelaufen, dass der Angeklagte dauerhaft in die Spezialklinik eingewiesen wird.
Das Leben des Rentners ist seit der Tat gesundheitlich stark eingeschränkt. "Es geht mir nicht gut", sagte der abgemagerte Mann zum Auftakt des ersten Prozesses aus. Er könne seine rechte Hand nicht mehr zur Faust ballen und habe einige Narben am Bauch. Während seines fünfmonatigen Krankenhausaufenthalts habe er zudem einen Herzinfarkt erlitten. Und die Depression, die ihn schon vor der Tat plagte, sei "noch schlimmer" geworden.