Weinheim

Barrierefrei und im Sinne der Teilhabe

In Weinheim entsteht die erste inklusive Jugendherberge des Landes.

15.11.2021 UPDATE: 16.11.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Die alte Weinheimer Jugendherberge ist in die Jahre gekommen. Sie wird abgerissen und durch einen Neubau im Rahmen eines besonderen Projekts ersetzt. Foto: Dorn

Von Günther Grosch

Weinheim. "Gemeinschaft erleben" ist das Motto des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) Baden-Württemberg. Das soziale Miteinander zu stärken, ist auch das Ziel eines Kooperationsprojektes des DJH mit dem Pilgerhaus Weinheim, der Stadtverwaltung und der Mannheimer Gemeindediakonie. In Weinheim soll die erste barrierefreie und inklusiv betriebene Jugendherberge im Land gebaut werden. Die Eröffnung ist für das Jahr 2025 geplant.

"Wir wollen Raum für Begegnung und Gemeinschaft schaffen. Dies gilt sowohl für die Herbergsgäste als auch für die Menschen, die dort arbeiten", sagte DJH-Geschäftsführer Jörg Hoppenkamps am Montag in Weinheim, wo es seit 1924 eine Jugendherberge gibt. Das heutige Gebäude in der Weststadt mit seinen 100 Betten ist energetisch und baulich in die Jahre gekommen. Vergangenes Jahr, im Lockdown-März, wurde es geschlossen und nicht wieder eröffnet. Jetzt soll es abgerissen werden. Im neuen Inklusionsbetrieb an gleicher Stelle soll es 150 bis 180 Übernachtungsmöglichkeiten geben. Zudem Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung und sozialen Nachteilen. Insgesamt sind 30 bis 50 Arbeitsplätze geplant, etwa die Hälfte davon für Menschen mit Handicap. Ein gastronomisches Angebot samt Außenbewirtschaftung soll die Einrichtung für die Weinheimer öffnen. Nach ersten Schätzungen dürfte das Investitionsvolumen rund 15 Millionen Euro betragen, finanziert aus Eigenmitteln, Zuschüssen und Krediten. Weinheim steuert das Erbpachtgrundstück und eine Förderung in Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro bei. Das DJH ist Investor, Eigentümer und Vermieter an die neue Betreibergesellschaft.

Für diese hätten sich mit dem Pilgerhaus, einer Diakonischen Einrichtung der Jugend- und Behindertenhilfe, der Gemeindediakonie und dem DJH drei Partner gefunden, die eine Vorstellung davon hätten, wie Inklusion funktionieren könne, sagte Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just. Sein Kollege, Erster Bürgermeister Torsten Fetzner, sieht mit dem Projekt auch eine Chance, vermehrt junge Menschen nach Weinheim zu locken. Der ursprüngliche Ansatz, eine Jugendherberge mit sportlichem Schwerpunkt, wäre zu teuer geworden.

Im norddeutschen Landesverband Unterweser-Ems habe das DJH schon positive Erfahrungen gesammelt, die nun in das Weinheimer Projekt einfließen können, erläuterte Marcus Heisterkamp. Der Projektmanager war 2012 Initiator der bundesweit ersten inklusiven Jugendherberge in Leer. Aktuell ist er für vier Inklusionsbetriebe in Norddeutschland zuständig.

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"Soziale Teilhabe muss als gesellschaftlich selbstverständlich angesehen werden", forderte Pilgerhaus-Vorstand Uwe Gerbich-Demmer. Mit der Einführung der Kunstaktionstage im Jahr 2002 seien erstmals inklusive Lebenswirklichkeiten, der Abbau von Berührungsängsten, der wertschätzende Umgang und die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses füreinander auch im Pilgerhaus angekommen. "Wir verstehen uns als Träger, der sich für Menschen mit Einschränkungen gleich welcher Art ein-setzt".

Die inklusive Ausrichtung der neuen Jugendherberge, so Gerbich-Demmer, solle sich auf den Betriebsablauf und die Belegschaft, aber auch auf die Reisenden beziehen. Die Nachfrage nach inklusiven touristischen Zielen vor allem für Gruppen sei überdies viel höher als das Angebot. Das lasse eine gute Auslastung und damit Wirtschaftlichkeit erwarten.

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