Symbolfoto: Wolfgang Thieme/dpa
Mannheim/Stuttgart. (dpa-lsw) Schwere Zeiten für Pendler und Bahn-Reisende zwischen Mannheim und Stuttgart: Die knapp 30 Jahre alte Schnellfahrstrecke wird vom 10. April bis 31. Oktober 2020 voll gesperrt, um saniert werden zu können. Bahnkunden müssen längere Reisezeiten und geänderte Strecken einplanen. Im vergangenen Jahr hatte die Bahn schon vorgewarnt, nun hat sie weitere Einzelheiten zu dem Großprojekt veröffentlicht. "Im Fokus stehen Gleise, Weichen und Technik", kündigte sie an.
Bauarbeiten bei der Bahn, das dürfte Folgen haben für Reisende, oder? Ja, und das nicht zu knapp. Fahrgäste müssen mit einer Verdoppelung der ICE-Fahrzeit von derzeit 40 Minuten rechnen. Nicht nur die Schnelltrasse ist betroffen: Auf den Ersatzstrecken müssen die Züge oft langsamer fahren, außerdem könnten insgesamt nicht so viele Bahnen eingesetzt werden.
Wie lange soll die Sanierung dauern? Bislang geht die Bahn davon aus, dass die Bauarbeiten nach 205 Tagen durch sind.
Was muss denn saniert werden? Und warum? Die 99 Kilometer lange Strecke zwischen Mannheim und Stuttgart ist 28 Jahre alt und steht seither im Dauerbetrieb. Es müssen Gleise und Weichen sowie die Sicherungstechnik erneuert werden. Ein gewaltiges Vorhaben: Auf der Strecke gibt es 90 Brücken, die Fahrt führt durch 15 Tunnel. Auf der Liste stehen 54 Weichen, 300 000 Schwellen und 440 000 Tonnen Schotter sowie Oberleitungen und einiges mehr.
Wie wichtig ist die Strecke für die Bahn und die Reisenden? Zwischen Mannheim und Stuttgart herrscht rund um die Uhr Hochsaison. Nach Bahnangaben ist auf der Strecke jährlich in etwa die Bevölkerung Australiens unterwegs - rund 24 Millionen Fahrgäste. Täglich werden 185 Fernzüge und 24 Güterzüge abgefertigt.
Die Strecke ist vollgesperrt. Wo geht es dann lang? Während der Bauarbeiten werden die Züge über die Strecke von Mannheim nach Schwetzingen, Bruchsal und Mühlacker umgeleitet, sie halten dort aber nicht an. Die Fahrzeit verlängert sich dadurch, außerdem sollen als Folge auch zwischen Karlsruhe und Stuttgart Züge ausfallen.
Was halten die Reisenden davon? Das wird sich zeigen, die meisten dürften sich wegen der zu erwartenden deutlichen Verspätungen schwer tun. Denn im vergangenen Monat sind bereits nur etwas mehr als zwei von drei Fernzügen pünktlich gewesen. Von Januar bis Juni waren im Durchschnitt gut 77 Prozent der Fernzüge pünktlich. Dabei zählt der Konzern alle Züge als pünktlich, die weniger als sechs Minuten nach Fahrplan eintreffen. Der Fahrgastverband Pro Bahn in Baden-Württemberg bewertet die anstehende Sanierung allerdings positiv. Er fordert, die Umsetzung müsse für die Bahnkunden möglichst transparent sein.
Wird nur zwischen Mannheim und Stuttgart so stark gebaut? Nein, die Trasse ist Teil eines umfassenderen Projekts. Als erstes wurde der Abschnitt Hannover-Göttingen Mitte Juni für sechs Monate gesperrt. Es folgt dann nächstes Jahr die Strecke Mannheim-Stuttgart, danach wird der Abschnitt Göttingen-Kassel von April bis Juli 2021 unterbrochen. Im Jahr 2022 ist die Trasse Fulda-Würzburg dran und schließlich 2023 der Gleisstrang von Kassel nach Fulda.
Update: Donnerstag, 18. Juli 2019, 17.20 Uhr