Mit diesem Bild wirbt das Technoseum für die Teilnahme am Parabelflug. Einen Raumanzug werden die Gewinner dabei aber wohl nicht tragen. Foto: Technoseum Mannheim
Mannheim. (hab) Weltraumtouristen blättern sechsstellige Summen hin, um in 100 Kilometern Höhe, also der definierten Grenze zum Weltraum, zu fliegen. Weltraumtouristen zahlen 20 Millionen Dollar, um mit einer russischen Sojus-Rakete zur Internationalen Raumstation ISS zu fliegen.
Jetzt können ein Mann und eine Frau mit einer kostenlosen Bewerbung bei der "Astronauten-Challenge" des Mannheimer Technoseums zu Weltraumtouristen werden. Ein richtiger Astronautenflug mit einer Rakete in den Weltraum wird es aber nicht. Einen dicken Raumanzug mit Helm und Sauerstoffbehälter wird man dabei auch nicht tragen müssen. Doch immerhin kann man es bei der "Astronauten-Challenge" in die simulierte Schwerelosigkeit eines sogenannten Parabelfluges schaffen.
Dabei fliegt eine Boeing 727 eine Parabel bis in 8000 Meter Höhe. Durch die Fliehkraft des Kurvenflugs wird die Erdanziehungskraft für eine gewisse Zeit kompensiert, und man glaubt, schwerelos zu sein. "Damit greifen wir gewissermaßen nach den Sternen", freute sich Museumsdirektor Professor Hartwig Lüdtke. In einem zweistufigen Auswahlverfahren werden ein Mann und eine Frau für das Abenteuer ausgewählt.
Die beiden reisen im Frühjahr nächsten Jahres in die USA zum Kennedy Space Center, um dort mit einer Boeing den Schwerelosigkeitsflug zu absolvieren. Das Gesamtpaket umfasst die sechstägige Reise mit Unterkunft in den USA, dem Kennenlernen des Kennedy Space Centers und vielleicht mit einem Treffen mit einem echten Astronauten. Während des Aufenthalts wird ein sechsstündiges Trainingsprogramm durchlaufen, das die Simulation des Besuchs auf einem fremden Planeten umfasst oder auch die simulierte Übung kleinerer Arbeiten im All.
Man möchte beim Technoseum mit diesem Angebot einerseits an das 50-jährige Jubiläum der ersten Mondlandung erinnern und andererseits junge Menschen für die Naturwissenschaften interessieren. Etwas, was man sich im Technoseum schon seit vielen Jahren auf die Fahnen geschrieben hat. Lüdtke erinnerte aber auch daran, dass das Museum die zweite Version des ersten Raketenflugzeugs der Welt, das Julius Hatry gebaut hat, in seinem Bestand hat.
Zur Bewerbung genügt ein kurzes Video, in dem der Bewerber oder die Bewerberin innerhalb von maximal 60 Sekunden erläutert, warum er oder sie in die Schwerelosigkeit aufbrechen möchte. Witzig, originell und prägnant soll das Video sein. Es scheint also auch ein wenig Entertainment gefragt, nicht nur reine Physik.
Unter allen Bewerbern werden vier Männer und vier Frauen ausgewählt. Unter 20 Bewerbern kann dann die Öffentlichkeit einen weiteren Mann und eine weitere Frau bestimmen. Unter diesen zehn Finalisten wird eine Jury, deren Mitglieder im Moment noch zusammengestellt werden, am 25. Januar 2020 in einem so genannten "Challenge Day" im Technoseum die beiden Gewinner auswählen. Im direkten Gespräch und bei ein paar kleinen geistigen und körperlichen Tests sollen die beiden Teilnehmer am Schwerelosigkeitsflug ermittelt werden.
Das Museum investiert in die Aktion rund 25.000 Euro, wie der Museumschef ausführte. Ob der Gewinn der Technoseum-Challenge der erste Schritt der beiden Gewinner zum tatsächlichen Astronautenberuf werden kann, liegt nicht mehr in der Hand des Technoseums.
Info: Bewerbungen für die Astronauten-Challenge des Mannheimer Technoseum bis zum 31. September unter: www.technoseum.de/astroflug Dort ist ein Uplink für das selbst gedrehte Handy-Video vorhanden. Es werden alle gängigen Formate akzeptiert. Die Bewerber müssen mindestens 18 Jahre alt sein, und sie dürfen keine Herz-Kreislauferkrankungen haben. Auch Asthma oder Bandscheibenprobleme führen zum Ausschluss. Schwangere dürfen an dem Flug ebenfalls nicht teilnehmen.