Innenminister Thomas Strobl (ganz vorne, 3. v. l.) unter anderem mit 17 Bürgermeistern aus der Region auf dem Hockenheimring. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Hockenheim. "Ein Algorithmus lügt nie", davon ist Hockenheims Oberbürgermeister Marcus Zeitler überzeugt. Und dass ein baden-württembergischer Innenminister, der gleichzeitig Digitalisierungsminister im Land ist, bei solchen Worten zufrieden lächelt, ist keine Überraschung. Thomas Strobl war zur Vorstellung der Software der Stuttgarter vialytics GmbH am Donnerstag ins Baden-Württemberg-Center auf den Hockenheimring gekommen. "Wir beginnen heute keine Neuvermessung der Welt, sondern fangen gerade in Hockenheim damit an", so Zeitler weiter, der als "Innovationstreiber" und als "Hebamme" in dieser Angelegenheit bezeichnet wurde. Die Gemeinde Schönau, wo Zeitler zuvor Bürgermeister war, gilt als Pionier beim Einsatz dieser Software.
Seit einiger Zeit werden in Hockenheim die innerörtlichen Straßen von einem Bauhof-Fahrzeug abfotografiert, das mit einem Smartphone an der Windschutzscheibe und mit vialiytics-Software ausgestattet wurde. Und vor zwei Wochen war der Hockenheimring an der Reihe. "Die Strecke ist in einem sehr, sehr guten Zustand. Wir haben nur zwei kleinere Beschädigungen an der Fahrbahndecke gefunden", erklärte Patrick Glaser, einer von drei Gründern und Geschäftsführern des innovativen Unternehmens.
Knapp 100 Kommunen hat man mittlerweile europaweit als Kunden an Land gezogen, so Danilo Jovicic, ebenfalls Gründer und Geschäftsführer der Firma. In Baden-Württemberg sind es inzwischen 17 Leitkommunen, die mit ihren unmittelbaren Nachbarkommunen sogenannte kommunale Cluster bilden, in denen die neuartige Software eingesetzt werden soll. Im Raum Hockenheim ist inzwischen Nußloch als Partnerkommune mit im Boot. Mit den Gemeinden aus der Hockenheimer Verwaltungsgemeinschaft laufen Gespräche.
Innenminister Thomas Strobl. Foto: LenhardtDas Land Baden-Württemberg, so Strobl, habe für das Projekt InKoMo4.0 (Innnovationspartnerschaften zwischen Kommunen und der Mobilitätswirtschaft) mittlerweile 1,7 Millionen Euro als Fördermittel zur Verfügung gestellt. Für die vialytics-Software zur Beurteilung des Straßenzustands der einzelnen Kommunen, die ein Teil dieses Programms ist, liegt die Fördersumme bei gut 250.000 Euro, die auf die 17 kommunalen Cluster verteilt wird. Das Gemeinschaftsprojekt der Stadt Hockenheim und der beteiligten Nachbargemeinden erhält daraus einen Betrag zwischen 15.000 und 20.000 Euro für die Anschaffung der Software, so Jovicic.
Die Software macht alle vier Meter auf einer abzufahrenden Strecke ein Foto und ordnet die erfassten Schäden in zwölf Schadensklassen ein. Die Datenerhebung über den Straßenzustand dient der rechtzeitigen Erfassung von Schäden im Straßenbelag. Schon dadurch hilft die Technologie, Gelder in der Straßenunterhaltung zu sparen, weil Schäden in einem frühen Stadium erkannt und schnell behoben werden.
Eine weitere Einsparung, so prophezeien die Unternehmensgründer, liege darin, dass die Zusammenarbeit benachbarter Kommunen durch eine Bündelung der Reparaturarbeiten bessere Ausschreibungsergebnisse erzielen kann. Die erhobenen Daten können, über einen längeren Zeitraum gesammelt und bewertet, auch Aussagen zur Entwicklung einzelner Straßenabschnitte liefern. Diese Daten könnten auch dazu benutzt werden, durch verkehrslenkende Maßnahmen rechtzeitig sich anbahnende Schäden zu minimieren.