Beim Einsatz in den abgelegenen Landesteilen sind die Mitarbeiter der Hilfsorganisation „Cards“ selbst gefährdet. Als Mundschutz stehen lediglich einfache Tücher zur Verfügung. Foto: zg
Sinsheim/Rhein-Neckar. (sha) In Indien bedroht das Coronavirus mehr als eine Milliarde Menschen. Der Verein "Randi" mit Mitgliedern im Kraichgau und der weiteren Region, steht in Kontakt mit seiner indischen Partnerorganisation "Cards" und hat so aus erster Hand erfahren, wie gravierend die Pandemie das Leben in Indien verändert und wie sich die Menschen darauf einstellen.
Seit dem 24. März besteht ein Ausgehverbot, nur wenige Läden dürfen geöffnet bleiben. Auf Plakaten wird über Verhaltensregeln und Hygienemaßnahmen informiert. Desinfektionsmittel werden verteilt, die Menschen werden angewiesen, Abstand zu halten. Im Wesentlichen sind das die gleichen Maßnahmen wie hierzulande, aber in Indien müssen diese unter extrem erschwerten Bedingungen durchgeführt werden, weiß Margit Nitsche, Schriftführerin des Vereins.
30 Prozent der indischen Bevölkerung leben auf engstem Raum in Millionen-Städten, 70 Prozent leben auf dem Land, oft in weit abgelegenen Dörfern. 300 Millionen Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze in Slums oder auf der Straße. Die sanitären Einrichtungen und das Abwassersystem sind völlig unzulänglich, ebenso die Gesundheitsversorgung, erläutert Nitsche.
"Was bei uns in Deutschland eine Krise ist, das entwickelt sich in Indien zu einer Katastrophe", ergänzt Steffi König, die Vorsitzende von Randi. "Wir machen uns große Sorgen um unsere indische Partnerorganisation. Cards hat vorerst alle seine Bildungseinrichtungen und Büros geschlossen. Die Studentinnen und Studenten der Cards-Colleges wurden nach Hause geschickt. Die Bewohnerinnen aus dem Mädchenheim werden aber in ihrer vertrauten Umgebung betreut und sind sicher", weiß König.
Cards habe eine große Aufklärungskampagne gestartet, um die Corona-Infos zu verbreiten und Hilfsmittel auch in abgelegene Dörfer weiterzuleiten. Dabei zahle sich einmal mehr die Infrastruktur aus, die die Organisation im Laufe der vergangenen 40 Jahre aufgebaut habe. In ganz Telangana und Andhra Pradesh gebe es ein weit verzweigtes Netz von mehr als 6000 Förderschulen, in denen Kinder im Grundschulalter vor und nach dem regulären Unterricht gefördert würden. Junge Menschen betreuen in diesen Einrichtungen – Bala-Bata genannt – zwischen 20 und 40 Kinder. Mitarbeiter von Cards halten zu ihnen Kontakt und führen Schulungen durch.
"In der Corona-Krise werden über dieses Netzwerk Informationen weitergegeben, wie man sich vor dem Virus schützen kann. Es werden dadurch auch Menschen erreicht, bei denen die staatlichen Informationen nicht ankommen", sagt König. So würden beispielsweise Landarbeiter, die aktuell nicht mehr arbeiten dürfen, erfahren, dass die Regierung Ausgleichszahlungen angekündigt hat. Für die Frauen und Männer, die als Tagelöhner arbeiten, sei diese Unterstützung überlebensnotwendig. "Jeder Tag, an dem sie nicht arbeiten und deshalb auch kein Geld bekommen, ist ein Tag, an dem sie hungern müssen", sagt Margit Nitsche.
Seit Kurzem verfüge Cards sogar über einen Radiosender. Geplant sei zunächst ein zweimonatiger Probelauf. "Im aktuellen Einsatz gegen die Corona-Pandemie kann sich der Sender jetzt schon bewähren", freut sich die Schriftführerin. "Es ist bewundernswert, wie besonnen unsere Partnerorganisation in dieser Situation reagiert und die Initiative ergreift. Um den Menschen zu helfen, gehen die Helfer selbst große Risiken ein. Wir hoffen sehr, dass sie alle gesund bleiben und alles gut überstehen", drückt Steffi König ganz fest die Daumen.
Der Verein aus dem Kraichgau wolle seinen Teil dazu beitragen, um Cards im fernen Indien zu unterstützen. Jedes Jahr stelle Randi in einem Katastrophen-Fonds Spendengelder für Hilfsmaßnahmen bei Bränden, Sturm- und Hochwasserschäden zur Verfügung. 2020 werde der Katastrophen-Fonds bei der Corona-Kampagne zum Einsatz kommen.
Info: Weitere Informationen gibt es unter E-Mail: info@randi-ev.org und im Internet unter https://randi-ev.de.
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