Richtfest gefeiert wurde gestern beim neuen Altenpflegeheim in Reilingen. Foto: Lenhardt
Reilingen. (hab) Der Musikverein Harmonie Reilingen intoniert zünftige Blasmusik. Der Polier der Baustelle Michael Großmann gießt sich vier Gläser mit einer glasklaren Flüssigkeit hinter die Binde und ruft: "Fährt nun nach alter Handwerkssitte, das Glas hinab in Eure Mitte." Gesagt getan. Das Glas zerschmettert auf dem Beton. Scherben sollen ja bekanntlich Glück bringen.
Und das Glück soll auch vor dem Altenpflegeheim in Reilingen nicht halt machen. Richtfest ist angesagt in der Ortsmitte. Ganz und gar ungewöhnlich dabei ist, dass nur ein paar Schritte entfernt direkt im Anschluss gleichzeitig von demselben Investor ein symbolischer Spatenstich für eine Seniorenwohnanlage gefeiert wird.
Die Orbau Gruppe investiert 13,5 Millionen Euro in ein Seniorenzentrum in Reilingen. Auf 4092 Quadratmetern entsteht ein Altenpflegeheim, dessen Rohbau jetzt fertig geworden ist und einmal 84 Plätze haben wird, und eine Seniorenwohnanlage für betreutes Wohnen mit 16 Wohneinheiten, dem der jetzt erfolgte symbolische erste Spatenstich gilt.
Das Altenpflegeheim wird von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Baden betrieben, die Bewohner der benachbarten Wohnungen bekommen ebenfalls von dem Verband Unterstützung im Alltag, wenn sie diese benötigen. Aber eben nur dann. Ansonsten werden die Senioren selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden leben. "Wir bekommen hier in der Ortsmitte ein modernes und zukunftsfähiges Pflegeheim und ein seltenes Modell einer Seniorenwohnanlage", freut sich Reilingens Bürgermeister Stefan Weisbrod. Die Orbau Gruppe und die AWO sind erfahrene Partner, wenn es um eine Zusammenarbeit im Dienste älterer Menschen geht.
Das Altenpflegeheim werde in rund einem Jahr fertig sein, so Burkhard Isenmann, Geschäftsführer der drei Orbau-Unternehmen. Im Frühling 2020 werde das Altenzentrum dann an die Awo übergeben. Für die 16 Wohnungen gebe es bereits über 100 Bewerber, so Weisbrod. Und für die Wohnanlage sowie das gesamte Seniorenzentrum gelte: "Mittendrin und nicht außen vor."
Man habe sich auf Seiten der Gemeinde viele Gedanken gemacht um das Miteinander des Seniorenzentrums, des benachbarten Kindergartens und der restlichen Anwohner. Wegen der Stellplatzproblematik habe man den Bebauungsplan noch einmal angepasst und hoffe auf eine gute Nachbarschaft. Gleichzeitig bedankt sich Weisbrod bei den Nachbarn, denen man während der Bauzeit einiges habe zumuten müssen.
"Für uns war das Seniorenzentrum eine Herzensangelegenheit", ergänzt Klaus Dahlmeyer, Geschäftsführer der AWO Baden. "Unsere Häuser sind stets offene Häuser. Und durch die Lage inmitten Reilingens können die Bewohner auch am Gemeindeleben teilhaben", so Dahlmeyer. Die Awo betreibt aktuell 15 Pflegeheime in Baden. Alle Häuser würden jährlich von Experten begutachtet und zertifiziert, sagt der Awo-Geschäftsführer.
Besonders stolz ist er auf das sogenannte Hausgemeinschaftskonzept, in dessen Rahmen jeweils 14 Menschen in einer Wohngruppe hinter einer gemeinsamen Wohnungstür leben. In Reilingen werden sechs dieser Wohngemeinschaften untergebracht, denen je eine Wohnküche zugeordnet ist. "Die Menschen leben durchaus jeder für sich, aber eben nicht alleine", erklärt Dahlmeyer.