Schwetzingen/Hockenheim

Schulleiter fassungslos über nicht verlängerte Weihnachtsferien

Debatte um Verlängerung der Weihnachtsferien:  Kritik an Kehrtwende der Landesregierung - "Die schlechteste aller nur denkbaren Lösungen"

02.12.2020 UPDATE: 03.12.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden
Am Hebel-Gymnasium herrscht Unverständnis für die jüngste Ansage aus Stuttgart. „Von einem Chaos zu sprechen, ist nicht übertrieben“, sagt Schulleiter Stefan Ade. Foto: len

Schwetzingen/Hockenheim. (stek) Das Coronavirus hat den Schulleitern in Schwetzingen und Umgebung in den vergangenen Monaten einiges abverlangt – vor allem starke Nerven. Mit dem jüngsten Entscheid aus Stuttgart, die Weihnachtsferien nun doch nicht vorziehen zu wollen, wird ihre Geduld nun erneut auf die Probe gestellt. Die Schulleiter reagieren mit Unverständnis auf die Kehrtwende der Landesregierung und schlagen schärfere Töne an als zuvor.

Uwe Rahn, geschäftsführender Schulleiter des Privatgymnasiums Schwetzingen, spricht von "einer unsäglichen Entscheidung", die schwer nachzuvollziehen sei. Stefan Ade, der Leiter des Hebel-Gymnasiums, sieht darin sogar "die schlechteste aller nur denkbaren Lösungen". Die Entscheidung der Landesregierung habe gezeigt, dass keine Experten am Werk seien, meint Rahn. "Von Schule verstehen dort offensichtlich nicht viele etwas", sagt er.

Vor wenigen Tagen noch herrschte beim Gipfeltreffen im Kanzleramt Einigkeit darüber, die Weihnachtsferien deutschlandweit am Samstag, 19. Dezember, beginnen zu lassen. Ursprünglich wäre in Baden-Württemberg der Mittwoch, 23. Dezember, der erste Ferientag gewesen. Nachdem die Verlängerung sicher schien, trat die Landesregierung am Dienstag überraschend den Rückzug an. Die Rückkehr zum ursprünglichen Ferienbeginn sei angezeigt, da es größere Betreuungsprobleme gebe. Die neue Regelung sei ein guter Kompromiss, hieß es aus Stuttgart. Die Schulleiter vor Ort sehen das jedoch ganz anders. Der "unverständliche Zick-Zack-Kurs" der Landesregierung bringe nur noch mehr Unruhe in den ohnehin schon schwierigen Schulalltag, so der Tenor.

Stefan Ade vom Hebel-Gymnasium ist angesichts der Vorgaben aus Stuttgart regelrecht fassungslos. Demnach können Schüler bis zur 7. Klasse am 21. und 22. Dezember am Präsenzunterricht teilnehmen, sie müssen aber nicht. Die Schüler ab der achten Klasse sollen an diesen beiden Tagen im Homeschooling unterrichtet werden.

Nun müssen die Schulen in der Region ihre in der vergangenen Woche fieberhaft geschmiedeten Pläne also wieder über den Haufen werfen. Und: Er gehe keine Wette darüber ein, dass das nun das letzte Wort der grün-schwarzen Landesregierung sei, gibt der Leiter des Hebel-Gymnasiums zu bedenken. Stefan Ade, der nach außen hin meist beherrscht wirkt, ist sichtlich verärgert. Er wüsste zu gern, wie sich die Verantwortlichen in der Landeshauptstadt die zwei Tage mit Präsenz- und Onlineunterricht vorstellen. Nun gebe es eben eine Mischung aus Präsenzunterricht, Homeschooling und keinem Unterricht. "Von einem Chaos zu sprechen, ist nicht übertrieben", so Ade.

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Im Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium in Hockenheim wollte sich niemand zum Thema äußern. Die Rektorin der Südstadt-Grundschule in Schwetzingen, Kerstin Sittinger, schlägt eher leise Töne an. Bewerten will sie den Entscheid nicht öffentlich. "Wir stellen uns nun darauf ein und haben die Eltern informiert", sagt Sittinger. Einige hätten ihre Kinder daraufhin bereits abgemeldet.

Auch die Leiterin der Carl-Theodor-Schule, Heide-Rose Gönner, gibt sich zurückhaltend. Nur so viel: Der Unterricht an den beiden Tagen vor Weihnachten werde für alle 8. und 13. Klassen digital stattfinden. "Für uns ist das auch ein Test, ob unsere mittlerweile fertiggestellte Infrastruktur funktioniert", so Gönner. Und dann wagte sie sich doch ein wenig aus der Deckung: Dieses öffentliche Hin und Her dürfte nicht wirklich gelungen aussehen, so die Schulleiterin.

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