Die Schriesheimer Feuerwehr während des "Ampel-Einsatzes". Foto: zg
Von Stefan Hagen und Frederick Mersi
Schriesheim/Rhein-Neckar. Oliver Scherer ist - ganz vorsichtig ausgedrückt - stinksauer. Was dem Kommandanten der Schriesheimer Feuerwehr auch über zwei Tage später noch bitter aufstößt, ist ein Einsatz seiner Männer in der Nacht von Freitag auf Samstag.
Gegen 1.16 Uhr hatte die Polizei die Schriesheimer Wehr um Amtshilfe gebeten. Ein technischer Defekt hatte in Schriesheim die Ampel an der Einmündung der Talstraße in die Landstraße lahmgelegt. Alle Lichtzeichen standen auf "Rot". Da die Polizei weder Straßenmeisterei noch Wartungsfirma erreichte, sollte die Feuerwehr helfen, die Ampel ganz auszuschalten. Tun konnte man offenbar nicht viel - außer warten: Nach einer Stunde wurde der Einsatz schließlich ohne Tätigkeit beendet.
Aber damit ist das Thema für die Feuerwehr noch nicht erledigt. "Das war ein völlig unnötiger Einsatz", sagt Scherer. "Wir waren eine Stunde lang da, haben gar nichts gemacht und sind wieder nach Hause gefahren." Grundsätzlich übernähmen die ehrenamtlichen Helfer schon viele Aufgaben, die eigentlich nicht zu ihren Pflichten gehören. "Und wenn die Polizei um Amtshilfe bittet, müssen wir dem Folge leisten", so Scherer.
Allerdings sei eine defekte Ampelanlage definitiv kein Fall für die Feuerwehr. Dass man trotzdem alarmiert worden sei, liege daran, dass sich der Rhein-Neckar-Kreis offenbar keinen nächtlichen Bereitschaftsdienst bei der Straßenmeisterei mehr leisten wolle. "Es wurde zwar gesagt, dass manche Mitarbeiter telefonisch erreichbar seien", sagt Scherer. "Aber die Leute kriegt man einfach nicht." Deshalb habe er offiziell Beschwerde beim Landratsamt eingelegt. "Diese Aufgabe auf die Kommunen und die Ehrenamtlichen abzuwälzen, ist ein Unding", sagt der Kommandant. Ob die Ampel am Wochenende repariert worden sei, wisse er nicht: "Das ist mir egal, weil es nicht unser Problem ist."
"Im Sommer haben wir in der Nacht keine Rufbereitschaft", erläutert Matthias Knörzer, Betriebsdienstleiter der Straßenmeistereien im Rhein-Neckar-Kreis, auf Anfrage der RNZ. Dies sei für diesen Zeitraum gesetzlich nicht vorgesehen. Eine solche Bereitschaft gebe es nur in den Wintermonaten. Aber es gibt eine Ausnahme: Für die Straßentunnel im Rhein-Neckar-Kreis gilt 365 Tage im Jahr eine 24-Stunden-Bereitschaft.
Warum nun aber im Schriesheimer Fall die Feuerwehr gerufen wurde, kann Knörzer nicht nachvollziehen. "Die Polizei hat Zugriff auf die Ampeln", erläutert der Betriebsdienstleiter. Es gebe dafür spezielle Schlüssel. Zur Gefahrenabwehr hätte die Polizei die Ampel ausschalten können.
"Warum dies nicht geschehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis", sagt Knörzer. Der Kollege, den die Feuerwehr in der Nacht nicht erreicht hatte, habe dann am frühen Morgen bei der Polizei angerufen. Die Beamten hätten ihm mitgeteilt, dass mit der Ampelanlage alles wieder in Ordnung sei.
Doch damit ist die unerfreuliche Angelegenheit aber noch immer nicht erledigt, denn nun bringt die Polizei noch eine ganz andere Variante ins Spiel. "Wir haben keine Schlüssel für die Ampelanlagen", widerspricht Polizeisprecher Norbert Schätzle der Aussage von Betriebsdienstleiter Knörzer. "Und damit auch keinen Zugriff."
Und wie ist die Geschichte dann weitergegangen? Nachdem die Feuerwehr wieder abgezogen sei, hätten seine Kollegen den Verkehr geregelt, sagt Schätzle. Auf dem Verteilerkasten der Ampelanlage, merkt der Polizeisprecher noch an, habe zwar die Nummer der Wartungsfirma gestanden, doch die gebe es gar nicht mehr. Schließlich habe man dann doch noch die Nummer der zuständigen Firma herausgefunden. Gegen 3.20 Uhr sei dann endlich ein Techniker vor Ort gewesen, der die leidige Angelegenheit beendet habe.