Klare Kante gegen Windkraft (v.l.): Richard Leiner (Gründer von "Rettet den Odenwald", stehend), Martina Gaudes (Vorsitzende von "Lebenswerter Odenwald Heiligkreuzsteinach") und der Heiligkreuzsteinacher Gemeinderat Johannes Frick. Foto: Alex
Von Doris Weber
Dossenheim. Trotz Regens sind am Samstag rund 70 Menschen dem gemeinsamen Aufruf der Bürgerinitiativen "Rettet den Odenwald" und "Lebenswerter Odenwald Heiligkreuzsteinach" zu einer Protestwanderung auf Dossenheimer Gemarkung gefolgt. Die Route der Teilnehmer führte vom Parkplatz "Langer Kirschbaum" bis zum Weißen Stein, dem Hausberg der Bergstraßengemeinde. Die dort geplante Kundgebung wurde wegen des Wetters in die gleichnamige Höhengaststätte verlagert. Richard Leiner, Geograf und Sprecher der Odenwaldretter, erklärte im Trockenen, warum man insbesondere an diesem Standort gegen Windkraftanlagen ist.
Vertreter der Bürgerinitiative "Greiner Eck" aus Neckarsteinach, wo inzwischen die ersten fünf Anlagen entstanden sind, zeigten anhand von Bildern, welche - aus ihrer Sicht - naturzerstörende Veränderungen Bau und Betrieb der Windräder mit sich bringen. Dass diese von den zuständigen Behörden in einem FFH-Schutzgebiet genehmigt wurden, stößt weiter auf Unmut. Es wurde bei dem Treffen daran erinnert, dass sich die Anlagen im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald befänden, einem der ältesten Naturparks überhaupt. 2015 ist dieser von der Unesco aufgenommen worden und trägt seither den Titel "Unesco Global Geopark". Das zuletzt gezeigte Bild vom Hirschhorner Schloss mit Windrädern als Kulisse warf nach Meinung der Teilnehmer ein bizarres Licht auf den Denkmalschutz.
In Dossenheim geht es aktuell um eine Fläche. Der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim hatte ursprünglich drei "Konzentrationsflächen" als mögliche Standorte identifiziert. Schon 2016 war die rheinseitige Kammseite des Odenwalds zur Tabuzone erklärt worden. Auch die Fläche am Hohen Nistler ist mittlerweile außen vor. Übrig geblieben ist die sogenannte Konzentrationsfläche elf. Auf ihr hätten vier Windräder Platz. Die nächste Erschließungsstraße ist nach Angaben des Nachbarschaftsverbands rund 300 Meter von der Landstraße entfernt, die Ziegelhausen mit Wilhelmfeld verbindet.
Die Anzahl der Windräder ist für ihre Gegner unerheblich. Ihnen gehe es grundsätzlich um den Erhalt der Natur, insbesondere um den Erhalt des Naturschutzgebiets, argumentierte Leiner. Es bleibe unerklärlich, warum ausgerechnet "Grünen-Politik" um jeden Preis Windräder bauen möchte. Im Vokabular von Johannes Fink, der für die "Freie Liste Heiligkreuzsteinach" im dortigen Gemeinderat sitzt, sind es "willfährige Erfüllungsgehilfen der Windindustrie". Er kritisierte "Ideologie" und "Symbolpolitik". Der Beitrag, den Windräder im Odenwald zur Verringerung des CO2-Ausstoßes und Klimaschutzes in Deutschland und weltweit leisten könnten, sei verschwindend gering.
Dabei rechnen sich im Odenwald nach Ansicht der Bürgerinitiativen die Anlagen noch nicht einmal finanziell. Am "Weißen Stein" würden am vorgesehenen Platz in 100 Metern Höhe laut der Landesanstalt für Umwelt Geschwindigkeiten von nicht mehr als 5,5 Meter pro Sekunde erreicht. Und die Prognose vom "Greiner Eck" müsse inzwischen um 30 Prozent korrigiert werden.
Die Teilnehmer des Protestzugs sind überzeugt, dass Windkraftanlagen im Odenwald "gelebter Nonsens auf Kosten der Natur" sind. Viel mehr Menschen als die bereits informierten Anwesenden scheinen sich nicht für das Thema zu interessieren. Aus Dossenheim war gerade einmal eine Handvoll Bürger anwesend.