Die Leiterin des Pferdeschutzhofs, Adriana Schulz-Stubenrauch, mit ihrem ältesten Schützling, dem 36 Jahre alten Tovan. Foto: privat
Von Carsten Blaue
Ravenstein.Während sich Bauern, Naturschützer und Politiker dieses Jahr und auch am Mittwoch darüber gestritten haben, was ökologische Landwirtschaft ist und wie Artenschutz und "Bienenrettung" funktioniert, hat Adriana Schulz-Stubenrauch vom Verein "Pony in Not" längst gehandelt.
Die Leiterin des Pferdeschutzhofs auf einer Anhöhe bei Ravenstein-Merchingen hat aus den Äckern nicht nur Weideland gemacht, sondern einen rund zehn Hektar großen Lebensraum für Insekten und Vögel. Ein wahres Paradies, das Schulz-Stubenrauch und ihr Team nach dem Motto "Bienenland statt Ackerland" pflegen. Dass es hier mal so schön werden würde, war vor etwa eineinhalb Jahren noch gar nicht richtig abzusehen.
20 Jahre lang war der Pferdeschutzhof "Sieben Eichen" in Billigheim das Zuhause und buchstäblich die letzte Rettung für 20 Pferde und Ponys, zwei Esel, sieben Hunde und eine Katze gewesen. Dann lief der Pachtvertrag aus, weil der Hof verkauft werden sollte, und Schulz-Stubenrauch musste für ihre Schützlinge ein neues Domizil finden.
Das fand sie zwar im Neckar-Odenwald-Kreis, am östlichsten Zipfel der Metropolregion. Doch dann begann die Arbeit erst. Strom und Wasser waren neu zu verlegen, Pferdeboxen einzubauen, kaputte Stallfenster zu ersetzen und Winterausläufe anzulegen. Dann mussten Schulz-Stubenrauch und ihre Mannschaft noch das Weideland einzäunen, das Mitte vergangenen Jahres nichts anderes war als ein riesiger Acker.
Und als wäre das nicht schon genug, hatte der trockene Sommer für Heuknappheit und horrende Preise gesorgt. Auch ohne diese zusätzlichen Kosten brauchte der Verein schon rund 10.000 Euro monatlich für die Tiere und den Pferdeschutzhof. Und dann war da ja auch noch die Frage, wie aus dem Ackerland ein Weideland für die Vierbeiner werden kann.
"Wir entschieden uns für eine Saatgutmischung für Bienen", erzählt Schulz-Stubenrauch. Alleine diese kostete rund 4000 Euro. Zudem stellte sie Nistkästen auf und legte Wasserstellen an. Jetzt muss das Land aber gepflegt werden, und das nach ökologischen Kriterien. Das heißt: Der Ertrag ist niedriger als bei konventioneller Bewirtschaftung. Doch schon nach der ersten Blüte in diesem Jahr ließen Schmetterlinge, Hummeln, Grillen, seltene Vogelarten und eben die Bienen nicht lange auf sich warten. So kann man jetzt nicht mehr nur den Verein "Pony in Not" allein mit einer Spende unterstützen, sondern die mit einer Tierpatenschaft verbundene "Aktion Pferdelocke – Pferde helfen Bienen, Bienen helfen Pferden".
Diese fühlten sich auf ihrer Weide in den Sommermonaten besonders wohl. Darunter auch Tovan, mit 36 Jahren das älteste Pferd auf dem Hof. Er ist quasi Zeitzeuge der Arbeit von "Pony in Not". Im Jahr 1986 wurde der Verein gegründet und rettet seitdem verängstigte, verwahrloste, halb verhungerte Pferde, Ponys und Esel.
Und auch Tiere aus Schlachttransporten. Tovan hat quasi erlebt, wie Adriana Schulz-Stubenrauch und ihre Helfer über 100 Pferde erst in Billigheim und jetzt in Ravenstein gesund pflegten und ihnen ein neues Zuhause schenkten. Dabei ist klar, dass es den Pferdeschutzhof ohne die Tierpaten und treuen Unterstützer so nicht geben könnte.
Info: Spendenkonto des Vereins "Pony in Not" und auch für die "Aktion Pferdelocke für den Erhalt der Bienen" bei der Südwestbank, IBAN: DE 90.6009.0700.0742 4090 07. Infos im Internet unter www.ponyinnot.de