Corona war neue Herausforderung für Polizei
Polizeipräsident Stenger blickte auf die Einsätze im Jahr 2020 zurück. Es habe viel Lob und nur weniger Beschwerden gegeben

Von Carsten Blaue
Mannheim. Die Corona-Pandemie war auch für die Polizei im vergangenen Jahr eine neue Herausforderung. Nachdem es plötzlich Abstandsgebote, Maskenpflicht oder Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen gab, wurden die Beamten zu Kontrolleuren, die dafür sorgen mussten, dass die Corona-Verordnungen von der Bevölkerung eingehalten werden. "Das war eine neue Situation", räumte Mannheims Polizeipräsident Andreas Stenger auf RNZ-Nachfrage ein, als er die Kriminalstatistik für den Rhein-Neckar-Kreis 2020 vorstellte. Doch die Rückmeldungen aus der Bevölkerung seien seitdem überwiegend positiv. Die Zahl der Beschwerden sei verschwindend gering, so Stenger. Zudem wirkte sich die erhöhte Polizeipräsenz zusätzlich auch noch positiv auf einige Deliktfelder aus.
Dennoch: Die Corona-Kontrollen seien manchmal nicht nur ungewohnt, sondern auch belastend gewesen, sagte Stenger. Etwa, wenn Eltern auf einem Spielplatz an die Maskenpflicht erinnert werden mussten. Augenmaß und Fingerspitzengefühl waren für die Polizei überhaupt immer gefragt, wenn es um die Vorgaben zur Eindämmung der Pandemie ging. Das gilt auch weiterhin. Bislang klappte das gut.
"Wir sind auch Betroffene"
Die Bürger hätten den Fußstreifen immer wieder dafür gedankt, dass sie da seien, so Stenger. Er gab das Lob zurück und betonte, dass die ganzen Maßnahmen nur gemeinsam mit der Bevölkerung und ihrem Verständnis durchsetzbar seien. Im Grunde sitzen ja auch alle im selben Boot: "Wir sind auch selbst Betroffene", gab Stenger zu bedenken. "Auch wir wünschen uns Gastronomie, Kultur und Einkaufsmöglichkeiten zurück." Denn auch viele Polizistinnen und Polizisten sind Eltern von Kindern, die nicht in der Schule lernen können, keinen Vereinssport erleben oder auf die große Geburtstagsfeier verzichten müssen. Auch die Beamtinnen und Beamten müssen die Regeln einhalten und im Privaten mit den gebotenen Einschränkungen leben. Und gerade auch im Dienst gibt es die Sorge vor einer Ansteckung. Wobei Stenger am Donnerstag betonte: "Wir haben im Polizeipräsidium Mannheim 2700 Beamte, und wir hatten gleichzeitig nie mehr als sieben oder acht Infektionen. Zurzeit sind es zwei."
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Der Polizeipräsident sagte, es gebe zahlreiche Betreuungsangebote für die Einsatzkräfte, die sie nutzen können, um ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu verarbeiten oder sich darüber auszutauschen – "auch in Bezug auf die Coronathematik". Die Zeiten der Ausgangsbeschränkungen seien relativ "einfach" gewesen für die Polizei, "erst mit den Lockerungen wurde es schwieriger und als es die ersten Demonstrationen gab", so Stenger. Sein Blick war zuvor auch auf den Anstieg bei den Rauschgiftdelikten im Rhein-Neckar-Kreis gefallen.
Deren Zahl stieg im Jahr 2020 um 18,2 Prozent auf 2557, was an den Corona-Streifen lag. Kurz gesagt: Mehr Kontrollen, mehr registrierte Verstöße. Diese hat die verstärkte Polizeipräsenz also erst ans Licht gebracht und zudem auch dazu geführt, dass die Straßenkriminalität abnimmt. Der Einsatz gegen die Ausbreitung der Pandemie war und ist also zugleich auch ein Stück Kriminalitätsbekämpfung.



