Blick auf die chinesische Stadt Taicang, die nach Angaben des Landratsamtes rund eine Million Einwohner hat. Foto: zg
Von Stefan Hagen
Taicang/Rhein-Neckar. Der Rhein-Neckar-Kreis schließt Freundschaft mit der chinesischen Stadt Taicang unweit von Shanghai. Landrat Stefan Dallinger wird die offizielle Partnerschaftsurkunde im Rahmen einer Reise ins "Reich der Mitte" Ende des Monats unterzeichnen. Dies bestätigte Kreissprecherin Silke Hartmann gegenüber der RNZ.
An der Reise, die vom 29. Mai bis zum 1. Juni stattfindet, hatte es im Vorfeld Kritik gegeben. Wilfried Weisbrod und Roland Fink, beide Kreisräte der Grünen, hatten ihr Unbehagen über den neuen Partner ausgedrückt. China müsse wegen der Missachtung der Menschenrechte kritisch betrachtet werden, hatten sie angemerkt.
Grünen-Fraktionsvorsitzender Ralf Frühwirt hatte süffisant ergänzt, dass nicht ganz klar sei, "was für einen Partner man sich da anlacht". Auch die lange Flugreise war einigen seiner Parteifreunde ein Dorn im Auge - die CO2-Bilanz sei verheerend. "Man sollte es aber probieren", hatte Frühwirt schließlich die Hand Richtung Volksrepublik ausgestreckt und eine Art Probephase angeregt.
Frühwirt wird bei der Reise übrigens ebenso dabei sein wie Bruno Sauerzapf (CDU), Ralf Göck (SPD), Hans Zellner (Freie Wähler), Claudia Felden (FDP) und Edgar Wunder (Linke) - die Fraktionsvorsitzenden der im Kreistag vertretenen Parteien.
Die massive Kritik an der Reise kann Christdemokrat Sauerzapf nur schwer nachvollziehen. "Hätten wir denn den Wunsch der Chinesen nach einer kommunalen Partnerschaft ablehnen sollen?", stellt er eine rhetorische Frage in den Raum. Um gleich die Antwort hinterher zu schieben. "Natürlich nicht. Das wäre doch ein großer Affront gewesen." Es sei doch immer besser, miteinander zu reden, betont Sauerzapf. "Aber uns ist natürlich klar, dass es keine einfache Beziehung werden wird."
Um gleich jede Mutmaßung an der Finanzierung im Keim zu ersticken, macht Sozialdemokrat Göck deutlich, dass es sich bei dem Trip um eine Dienstreise handelt. Und wie bei allen anderen Dienstreisen leiste man einen Eigenanteil in Höhe von 250 Euro. Ein völlig normaler Vorgang, wie Kreissprecherin Hartmann bestätigt. Der Flugpreis beträgt nach RNZ-Informationen übrigens rund 1000 Euro pro Person.
Man dürfe auch die wirtschaftliche Dimension dieser Reise nicht vergessen, sagt Heiner Rutsch (Freie Wähler). In der dortigen Region hätten mehrere Hundert deutsche Firmen Niederlassungen, unter anderen das Weinheimer Unternehmen Freudenberg. In Taicang würden von rund 100 Mitarbeitern Dichtringe gefertigt. Auch den Tourismus dürfe man nicht außer Acht lassen, ergänzt Rutsch. Gerade Heidelberg sei doch bei Chinesen sehr beliebt.
Man müsse der Partnerschaft eine Chance geben, betont Claudia Felden. Bei der deutsch-französischen Freundschaft habe sich ja auch niemand träumen lassen, dass sie sich so gut entwickelt. Die Liberale verweist auch auf das positive Beispiel der Hubert-Sternberg-Schule in Wiesloch, die seit Jahren Beziehungen zur Jiangsu Taicang Secenodary Vocational School in Taicang unterhalte.
Es sei doch wichtig, miteinander in Dialog zu treten, bläst Edgar Wunder (Linke) ins gleiche Horn. Für ihn stehe aber fest, dass die Partnerschaft mehr Bereiche als nur die Wirtschaft umfassen müsse. Deshalb dürfe man sich keinerlei Tabus auferlegen. "Ich werde die Menschenrechtslage ansprechen", lässt er keine Scheu vor unbequemen Themen erkennen. "Wenn es darum geht, mache ich mich bei den Gastgebern gerne unbeliebt."