Philipp und Emil Siegel (r.) bei der Spargelernte auf ihrem Hof bei Oftersheim. Foto: Lenhardt
Von Stefan Kern
Oftersheim. Vor Beginn der diesjährigen Ernte waren die Aussichten der hiesigen Spargelbauern düster. Die Coronakrise blockierte zuerst die Einreise von Erntehelfern. Dann ließen Diskussionen über Ausgangssperren das Schlimmste für die Hofläden befürchten. Und schließlich das Aus für die Gastronomie im Zuge der Coronaverordnung. Nicht wenige Spargelbauern müssen jetzt mit den Folgen leben. Andere kommen mit einem blauen Auge davon oder können sogar erleichtert aufatmen, weil es doch nicht so dramatisch ist.
Gerd Kuppert berichtet von drei Spargelbauern in Reilingen, die so wenige Erntehelfer haben, dass sie mit der Spargelernte erst gar nicht angefangen haben. In Oftersheim, bei den drei Höfen Gieser, Koppert und Siegel, ist die Ernte in vollem Gange. Und sie läuft wider Erwarten erstaunlich gut.
Zwar kam der Verkauf an Restaurants zum Erliegen, und noch ist ungewiss, wie letztlich das Absatzergebnis über den Großhandel aussehen wird. Aber der Verkauf über den Hof floriert. Dabei kommen nicht nur die treuen Stammkunden, sondern auch immer wieder Neukunden. So verzeichnet der Hofverkauf im Vergleich zum Vorjahr am Ende vielleicht sogar ein Plus. Emil Siegel bewirtschaftet mit vier Erntehelfern zwei Hektar Fläche. Personell hat er also kein Problem. Wohl aber mit dem Verkauf über den Großmarkt. Es sei schon abzusehen, sagt er, dass es hier nicht so gut läuft. Allerdings werde erst im Juni abgerechnet. Also steht über diesem Absatzweg noch ein Fragezeichen. Doch auch Siegels Hofverkauf läuft gut – und das, obwohl ihm die Stadt Schwetzingen gerade seine Werbetafel an der Bundesstraße 92 genommen hat. Es handle sich um unzulässige Werbung, so die offizielle Erklärung. Aber: Siegels Hof liegt in der Hardtlache hinter dem "Alla-hopp"-Gelände und etwas abseits. Wer den Weg nicht kennt, wird Siegel auch nicht finden. Die Tafel war also wichtig für ihn – gerade auch, um Neukunden eine Orientierung zu geben. Trotzdem geht er davon aus, dass er mit dem Hofverkauf die Großmarkt-Verluste zumindest zum Teil kompensieren kann.
Was bei Siegel der Großmarkt ist, das ist bei Gerd Koppert die Gastronomie: "Dieser Teil meines Geschäfts ist komplett weggebrochen", sagt er. Wenigstens funktioniert auch bei ihm der direkte Absatz an die Kunden. Dass einige Anbieter für dieses Jahr aufgesteckt haben und nicht ernten, beschert den anderen neue Kundschaft.
Dass er das merkt, sagt auch Gieser, der mit seinem Spargel- und Melonenhof schon länger auf die Direktvermarktung setzt. Mit den Erntehelfern sei es allerdings schwierig gewesen. Manche standen seinen Angaben zufolge zum ersten Mal vor der Aufgabe, Spargel zu stechen. Gieser hat es ihnen erklärt. Leicht war das offenbar nicht immer, konnten einige von ihnen doch weder Deutsch noch Englisch. Aber inzwischen läuft es wohl auch bei ihm gut.