Strahlende Siegerinnen im Finale: Die neue Deutsche Weinkönigin Eva Lanzerath (Mitte) mit ihren Weinprinzessinnen Anna-Maria Löffler (l.) und Eva Christine Müller (r.). Sie vertreten in ihrer Amtszeit die rund 16 000 deutschen Winzer und deren Weine. Foto: Anspach
Von Wolfgang Jung
Neustadt/Weinstraße. Eva Lanzerath aus dem Weinanbaugebiet Ahr in Rheinland-Pfalz wird für ein Jahr die Krone als 72. Deutsche Weinkönigin tragen. Die 22-Jährige setzte sich am Freitagabend im Finale im pfälzischen Neustadt an der Weinstraße gegen sechs Mitbewerberinnen unter anderem aus Hessen und Baden-Württemberg durch. "Ich bin unfassbar glücklich und gleichzeitig sprachlos und kann es noch gar nicht begreifen", sagte die angehende Grundschullehrerin nach ihrem Sieg der Deutschen Presse-Agentur.
Die wichtigste Botschafterin der Branche nimmt innerhalb eines Jahres rund 200 Termine wahr, viele davon im Ausland. Furcht, wegen der Corona-Pandemie ihr Amt nicht richtig ausüben zu können, habe sie nicht, sagte Lanzerath aus Bad Neuenahr-Ahrweiler. "Ich denke, wir werden nichts verpassen. Wir werden Möglichkeiten finden, kreativ sein und den deutschen Wein gut in die Welt tragen." Wegen der Abstandsregeln musste sich die Siegerin die Krone selbst aufsetzen.
Für das Amt der Deutschen Weinprinzessin wählte die Jury die 24-jährige Anna-Maria Löffler aus dem Anbaugebiet Pfalz und die gleichaltrige Eva Müller aus Rheinhessen. Somit bleiben alle Kronen in Rheinland-Pfalz. Weinbauminister Volker Wissing (FDP) gratulierte Lanzerath in einer Twitter-Botschaft.
Lanzerath ist Nachfolgerin von Angelina Vogt-Kappler. Die Ernährungswissenschaftlerin aus dem Anbaugebiet Nahe verabschiedete sich mit feuchten Augen. Wegen der Corona-Pandemie hatte sie zahlreiche Treffen und Termine streichen müssen. "Ich kann mich noch gut an den Anruf erinnern: ’Angelina, wir müssen leider alle Termine absagen.’ Und ich dachte: ’Bin ich jetzt arbeitslos?’", erzählte die scheidende "First Lady des Rebensafts". Dennoch sei es ein schönes Jahr gewesen.
Sieben Kandidatinnen stellten sich im Finale den 70 Mitgliedern einer Fachjury aus Weinwirtschaft, Politik, Forschung und Medien. Dabei mussten sie unter anderem Weinproben meistern sowie Schlagfertigkeit und Charme unter Beweis stellen – etwa, als sie bestimmte Begriffe in eine Rede einbauen mussten. In den vergangenen Jahren waren sie dabei von zahlreichen Anhängern im Publikum unterstützt worden. Diesmal durften coronabedingt nur wenige Angehörige in den Saalbau.
Im Finale standen auch Tamara Luisa Elbl (22, Württemberg) und Bärbel Ellwanger (26, Mosel) sowie Jana Petermann (23, Hessische Bergstraße) und Alexandra Unger (23, Rheingau). Alle Bewerberinnen sind bereits regionale Weinköniginnen in ihren Anbaugebieten.
Die Deutsche Weinkönigin wirbt seit 1949 für die Branche. Bis 1999 galt die Bedingung, dass die Kandidatinnen ledig sein und aus einer Winzerfamilie stammen mussten. Die erste Majestät war Elisabeth Kuhn aus Neustadt an der Weinstraße. Die heutige Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) trug einst ebenfalls die Krone in der Amtszeit 1995/1996.
"Ein Vierteljahrhundert, wie die Zeit verflogen ist", sagte Klöckner einer Mitteilung zufolge. Noch in der Nacht der Wahl habe es damals einen spontanen großen Empfang auf dem heimischen Hof gegeben. "Es war ein tolles Jahr, das ich nicht missen möchte, ich habe in dieser Zeit viel gelernt – und meinen Blick über den Tellerrand geweitet."
Eva Lanzerath, die sich selbst als weltoffen, lebensfroh und ehrgeizig bezeichnet und mit einem Winzermeister liiert ist, war nach ihrer Wahl in ihrem Heimatdorf Walporzheim, einem Ortsteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, mit einem Umzug und in einem eigenen Prunkwagen begrüßt und bejubelt worden. Ortsvorsteher Gregor Sebastian hatte sich über die "kleine Sensation" gefreut. Nach Lanzeraths Angaben, war es vor allem ihr Großvater, der ihr als Winzer mit eigenen Anbauflächen bereits seit der Kindheit Weinwissen vermittelt hat.
Insgesamt gibt es in Deutschland 13 Weinanbaugebiete. Sechs von ihnen entsandten diesmal keine Kandidatin, weil dort die regionale Weinkönigin ihre Amtszeit wegen der Corona-Pandemie verlängert hatte.