Erzbischof Stephan Burger. Foto: dpa
Hockenheim. (RNZ) Dem Gefühl der Unsicherheit und den Zukunftsängsten der Menschen möchte Erzbischof Stephan Burger "mit der ermutigenden Botschaft Christi entgegentreten". Beim Neujahrsempfang der Erzdiözese Freiburg in Hockenheim forderte er die Gäste auf, diese Botschaft "mit unserem Tun und unserer Haltung zu beglaubigen" und so die Gesellschaft mitzugestalten.
In seinem Festvortrag machte der Erzbischof von Freiburg als Hauptursache für die weitverbreitete Unsicherheit einen hohen Druck zur Veränderung in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens aus: "Viele spüren, dass es an vielen Stellen einfach nicht mehr so weiter geht wie bisher." Weiter sagte er: "Einen hohen Veränderungsdruck spüren wir nicht weniger in unserer Kirche, in unserem Erzbistum Freiburg."
In seiner Rede ging der Erzbischof auch auf den sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker des Erzbistums Freiburg ein: "Sehr schmerzlich haben wir in den zurückliegenden Wochen und Monaten erfahren müssen, wo jedes ‚Weiter so‘ völlig ausgeschlossen, das ‚So geht es nicht weiter‘ unbestreitbar ist." Angesichts der bisher "in keiner Weise ausreichenden Aufarbeitung" des sexuellen Missbrauchs seien "noch nicht vorbehaltlos alle Konsequenzen gezogen".
Ein wichtiger Schritt seien deshalb die persönlichen Gespräche mit Betroffenen, die er im November und Dezember geführt habe und von denen noch weitere folgen werden. "Neben der bewussten Anteilnahme an diesen schrecklichen Ereignissen, stellt sich auch immer wieder die Frage nach den finanziellen Aspekten.
Es geht um Zahlungen für die Anerkennung des Leids, um Therapiekosten und um Hilfen in Anlehnung an das staatliche Opferentschädigungsgesetz, die wir planen", sagte Burger. Was an seelischer Zerstörung und körperlichem Leid zugefügt worden sei, könne jedoch nicht finanziell abgegolten werden. "Hier kann ich derzeit - nach Ansicht mancher Betroffener - mit den bisherigen Leistungen nur enttäuschen."
Bislang böten die Leitlinien für die Gewährung von Leistungen aus dem "Fonds Sexueller Missbrauch im familiären Bereich" des Bundesfamilienministeriums eine Orientierung. Doch sei es eine Aufgabe für die Gesamtgesellschaft, zu überdenken, wie hier verantwortlich gehandelt werden könne. "Diese Frage kann meines Erachtens nicht allein im kirchlichen Binnenraum entschieden werden."