Noch nicht in echt, sondern als Foto präsentierten die Verantwortlichen die neuen S-Bahnen (v.l.): Frank Klingenhöfer (DB Regio Mitte), Volker M. Heepen (Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg), Landrat Fritz Brechtel, Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht und Markus Frank, Kaufmännischer Leiter des Zugherstellers Siemens Mobility. Foto: Gerold
Von Harald Berlinghof
Rhein-Neckar. Optisch haben sie etwas von einer Raupe, die neuen S-Bahn-Züge, die ab Dezember 2020 auf den Strecken der 2. Ausbaustufe der S-Bahn Rhein-Neckar verkehren sollen. Ihr windschnittig ausgeformter Kopf besitzt unter den "Bösen-Blick-Scheinwerfern" einen dunklen Schlund.
Naja, sie sollen ja auch Kilometer fressen. Ansonsten ist der Mireo-Siemens-Zug überwiegend weiß mit gelben Türen auf anthrazitfarbenen Grund und einem fahrzeughohen S-Bahn-Symbol auf der Seite. Klein und unscheinbar tauchen der baden-württembergische Löwe an der Seite des Zuges auf und ein Hinweis auf den Rheinland-Pfalz-Takt.
All das konnte beim Pressetermin am Dienstag im Ludwigshafener Bahn-Betriebswerk/S-Bahn-Werkstatt (noch) nicht "in echt" gezeigt werden. Es brauste keine S-Bahn vorbei, obwohl der Hersteller betonte, dass man "vor der Zeit" liege. Die ersten Auslieferungen für die S-Bahn Rhein-Neckar sollen im März 2020 zu Testfahrten erfolgen.
Zum Fahrplanwechsel 2020 werden die Bahnen dann im Regelbetrieb eingesetzt. Statt des Originals gab es gestern ein Foto zu sehen, wie der Zug einmal aussehen soll - das die Beteiligten aus einem Puzzle zusammenbauten.
Die neuen Siemens-Züge heißen Mireo, was vom lateinischen mirare (wünschen) abgeleitet wird. Ob die Züge tatsächlich alle Wünsche der Kunden und der Betreiber wahr werden lassen oder ob noch welche offen bleiben, wird sich erst zeigen, wenn die Triebwagen im Regelbetrieb ab 2020 auf den Strecken der S-Bahn Rhein-Neckar unterwegs sind.
Sie sollen auf den Linien S 5 (Mannheim-Bad Rappenau), S 6 (Mannheim-Mainz), S 8 (Mannheim-Karlsruhe), S 9 (Mannheim-Biblis) und dem Murgtäler Radexpress (Mannheim-Baiersbronn) eingesetzt werden.
Christian Specht, Mannheims Erster Bürgermeister und gleichzeitig Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein-Neckar (ZRN), ging auf die Kosten für den Ausbau der 2. Stufe der S-Bahn-Infrastruktur, insbesondere der Haltepunkte und S-Bahnhaltestellen ein. Insgesamt wurden 328 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert, davon steuerte die kommunale Seite 128 Millionen bei. Die Anschaffung des neuen "rollenden Materials", also jener 57 neuen S-Bahn-Züge, soll 280 Millionen Euro kosten, wie der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) bestätigt.
Die Anschaffung der Mireo erfolgt durch die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg. Von dort werden die Züge an die DB Regio Mitte weiter verpachtet. Diese hatte bei der Ausschreibung um die 2. Ausbaustufe der S-Bahn Rhein-Neckar die Nase vorn. Der Vertrag läuft bis Ende 2034. Immer mehr Fahrgäste steigen auf den Schienen-Nahverkehr um. 2030, so rechnet man bei der Bahn, werden in Deutschland täglich bis zu zehn Millionen Menschen auf der Schiene unterwegs sein. Gleichzeitig steigen die Ansprüche der Kundschaft. In diesem Sinn ist die Anschaffung der neuen Züge für die S-Bahn Rhein-Neckar "ein Schritt in Richtung Zukunft des ÖPNV", betonte Fritz Brechtel, der Landrat des Kreises Germersheim.