Felix Frenzel aus Ludwigshafen schaffte die 170 Kilometer lange Rekord-Tour mit seinem Roller in gut 14 Stunden. Foto: Döring
Von Andrea Döring
Ludwigshafen. So einen großen Roller haben sie noch nie gesehen. Die Kindergartenkinder auf der Ludwigshafener Parkinsel staunen, als Felix Frenzel mit roter Jacke auf seinem roten Tretroller an ihnen vorbeifährt. Mit diesem steht der 34-Jährige im neuesten "Guinness Buch der Rekorde", das jetzt herauskam. Fünf Länder an einem Tag hat er mit seinem Roller befahren. In Italien ging es los. Über die Schweiz, Liechtenstein und Österreich gelangte Frenzel 170 Kilometer und 14 Stunden und elf Minuten später ans Ziel in Lindau am Bodensee.
"Mit 60 Sachen aufrecht den Splügenpass in den italienischen Alpen herunter zu sausen, war Adrenalin pur", schildert Frenzel den Höhepunkt seiner Tour. "Ganz cool war auch die Rofler-Schlucht. Da hätte ich gewünscht, ich könnte länger bleiben." Doch auch die Begegnungen mit den Menschen an der Strecke sind ihm in guter Erinnerung geblieben.
Für den Eintrag im Guiness Buch der Rekorde brauchte er für jedes Land zwei Zeugen. Erst haben sie gestaunt, dann habe ich erklärt, was ich vorhabe. Es folgte das Begreifen, dann Glückwünsche, und zum Schluss haben sie mich angefeuert, erzählt er. "In Lindau hatte ich nachts um halb elf so etwas wie einen Mini-Fanclub", berichtet er. Eine Gruppe Touristen aus Tschechien, wo Tretroller-Fahren gleichsam Volkssport ist, feierte Frenzel am Ziel seines Rekordversuchs. Sie kannten auch bereits das Modell, den "Kostka Racer". Vorne hat es einen 28er Rennreifen, hinten ein 24er Rad mit Naben auf Industrielagern. Der untere Teil der Lauffläche, die ziemlich schmal ausfällt, ist mit speziellen Schweißnähten und Verstärkungen ausgestattet. Es macht Spaß, schnell ein hohes Tempo zu erreichen, wie ein eigener Fahr-Versuch zeigte. Die zwei Shimano-Bremsen am Lenker sind mit kleineren Händen allerdings etwas schwierig zu erreichen.
Das Flickzeug, das Frenzel im Rucksack bei sich trug, brauchte er nicht. "Eine Karte mit der Strecke auf meinem Handy, die auch ohne Internet funktionierte, und Essen und Trinken für einen Tag hatte ich dabei", erzählt er. Unterstützung bekam er aber auch von seinem Begleitteam.
Der Roller hielt mühelos durch, Frenzel hatte aber so seine Probleme: "Bis Kilometer 80 lief es gut, dann wurde es schwer. Nach 100 Kilometern kam ich öfter mit der Wade an den Hinterreifen, weil ich schon sehr müde war. Das war schmerzhaft. Da versuchte mich meine innere Stimme wieder und wieder zum Anhalten zu überreden."
In Österreich war es schon dunkel. Es war schwierig, Zeugen finden, welche die Durchreise bestätigten. "Nach langer Suche konnte ich zum Glück die Türsteher der Oper in Bregenz motivieren, mir die nötigen Unterschriften zu geben. Da war ich wirklich erleichtert", berichtet er von seiner Reise. Reisen mag Frenzel überhaupt gern.
Ein Semester seines Studiums in Mannheim verbrachte der Chemie-Ingenieur, der im Niedersächsischen Stade geboren ist, in Brasilien. Dort begegnete er seiner Frau, mit der Frenzel zwei Kinder im Alter von drei Jahren und sechs Monaten hat. Gerade ist der BASF-Mitarbeiter mit Wohnsitz in Ludwigshafen-Süd in Elternzeit.
Auf die Idee für den erfolgreichen Rekord-Versuch kam der frühere Triathlet, als ihm sein Knie beim Laufen Probleme bereitete. "Ich habe vom Iron-Man geträumt", erinnert er sich. Aus der Traum. "Ich kombiniere meine beiden Leidenschaften, Reisen und Ausdauersport, und bastel mir das selber", erklärt er seine Idee. Seine erste große Tour führte mit einem aufblasbaren Kajak von Worms nach Mainz und von da aus – allerdings noch mit dem Fahrrad – in Richtung Köln. "Ich habe mich an den ersten Geschwindigkeitsrausch meiner Kindheit erinnert", erzählt er, wie er auf den Roller kam. Ein E-Roller kommt für ihn als Sportler natürlich nicht in Frage.
Für die Zukunft hat er große Pläne. "Die sind geheim", meint er augenzwinkernd. "Rüdiger Nehberg ist eines meiner Vorbilder", erklärt er. Der nutzte seine zunächst aus Abenteuerlust begonnenen Reisen, um auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam zu machen. Doch Frenzel ist auch bereits Vorbild für andere. Kindern und Erwachsenen rät er: "Träumt groß, richtig groß! Und geht dann mit kleinen Schritten Stück für Stück auf diesen Traum zu, bis ihr ihn verwirklicht habt. Und dann tut es wieder und hört niemals auf zu träumen!"