Die marode Hochstraße Nord verläuft nahe des Rathaus-Centers, in dem sich die Verwaltung und ein Einkaufszentrum befinden. Foto: vaf
Von Alexander Albrecht
Ludwigshafen. Während der Abriss eines großen Teils der Hochstraße Süd in Ludwigshafen voranschreitet, rollen die Fahrzeuge weiter über die Hochstraße Nord. Noch. Die 1,8 Kilometer lange Trasse verbindet die Autobahn A650 mit der Kurt-Schumacher-Brücke – und ist ebenfalls marode. Rote Fangnetze verhindern, dass Betonbrocken hinunterfallen, Spaziergänger und Fahrzeuge also nicht gefährdet werden. Schon 2015 hat die Stadt deshalb entschieden, die in den 70er-Jahren gebaute Hochstraße Nord durch eine ebenerdige Stadtstraße zu ersetzen.
Nach der damaligen Planung sollten die Bagger bereits in drei Jahren rollen. Dann aber rückte die einsturzgefährdete Hochstraße Süd und deren Neubau in den Fokus. Was aber nicht heißt, dass das Projekt Stadtstraße in der Schublade bleibt. Die Verwaltung hat sich das alte Konzept noch einmal angesehen und Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) jetzt verkündet, dass mit dem Bau vielleicht noch vor 2026 begonnen werden könnte.
Und nicht nur das: Statt acht beträgt die Bauzeit möglicherweise "nur" sechs Jahre. Voraussetzung ist, dass das Rathaus-Center komplett abgerissen und an der gleichen Stelle neu gebaut wird. Der Ludwigshafener Stadtrat entscheidet darüber am 21. September. Durch den Wegfall des Rathaus-Centers könnte die ebenerdige Strecke leicht versetzt werden. "Damit wäre es möglich, mit den Bauarbeiten anzufangen, während der Verkehr noch über die Hochstraße Nord rollt", sagt Steinruck am Donnerstag bei einer Video-Pressekonferenz. Denn in diesem Fall könnten die Planer über andere Flächen verfügen, da bislang nur ein Teilabriss vorgesehen war.
Das Rathaus-Center, ein mehr als 70 Meter hoher Betonklotz, beherbergt das Rathaus und ein Einkaufszentrum, das in Konkurrenz zur Rhein-Galerie steht und in dem die Geschäfte mehr schlecht als recht laufen. Steinruck hat eigenen Angaben zufolge bei Gesprächen mit den Fraktionschefs viel Zuspruch erfahren und rechnet für die Sitzung im September mit einem breiten Votum für den Abriss des Hochhauses.
"Um es klar zu sagen: Es ändert sich nichts an den Beschlüssen zum Abriss der Hochstraße Nord und dem Bau der Stadtstraße. Wir schauen aber im Verfahren genau hin und überlegen, wo wir Verbesserungen erzielen können", sagte Steinruck. Zu den voraussichtlichen Kosten für die zusammenhängenden Großprojekte und einem genauen Zeitplan konnte die Oberbürgermeisterin am Donnerstag noch keine Angaben machen. Dafür sei es noch deutlich zu früh, betonte sie. Bei einem möglichen Beschluss für einen Abriss des Verwaltungssitzes müssten zuvor die Bürger beteiligt werden.
Auch über die mögliche Dauer eines Abrisses des Rathaus-Centers wollte Steinruck nicht spekulieren. "Es befindet sich ja teilweise sehr nah an der Hochstraße Nord, die wir natürlich nicht beschädigen wollen", so die SPD-Politikerin. Laufe jedoch alles nach Plan, könne "die Phase der spürbaren Verkehrsbeeinträchtigungen halbiert werden", sagte Steinruck, was auch die Wirtschaft begrüßt.
Die Verwaltungschefin hat bereits Kontakt zur Landesregierung aufgenommen, um Verzögerungen zu vermeiden. Flankierend will die Verwaltung eine Verkehrsuntersuchung in Auftrag geben, die insbesondere Fußgänger und Radler mit einbezieht.