Kevin und Alessia hoffen auf eine Zukunft. Foto: privat
Von Sabine Hebbelmann
Rhein-Neckar. Kevin ist ein sportbegeisterter junger Mann, der Eishockey und Tiere mag und als Fußballfan die Spiele des VfB Stuttgart verfolgt. Letztes Jahr bekam der heute 23-Jährige Erkältungssymptome, dann Wadenkrämpfe. Im Universitätsklinikum Heidelberg stellten die Ärzte die Diagnose: Akute Lymphatische Leukämie (ALL).
Die entartete Zelle und ihre durch Zellteilung entstandenen Tochterzellen vermehren sich unkontrolliert und verdrängen die normale Blutbildung im Knochenmark. Im September fand sich ein geeigneter Stammzellenspender. Kevin und seine Frau Alessia – der Familienname wird aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht – schöpften Hoffnung und blickten optimistisch in die gemeinsame Zukunft.
Vor einem halben Jahr schafften sie sich sogar einen Hund an. Doch da Kevin vor der geplanten Transplantation einen Rückfall erlitt, musste er sich zunächst einer Antikörpertherapie unterziehen. Es hatten sich erstmals myeloische Blasten im Nervenwasser gefunden. Die Akute lymphatische Leukämie (ALL) hatte sich zu einer Akuten myeloischen Leukämie (AML) entwickelt.
Die Stammzelltransplantation konnte am 19. Januar dann doch noch durchgeführt werden. "Zunächst sah es gut aus", berichtet Alessia. Die Ärzte sagten ihnen, nach der Transplantation gebe es hundert kritische Tage, die er überstehen müsse. "Als er Ende Februar den ersten Rückfall hatte, ist für uns eine Welt zusammengebrochen", erzählt sie.
Doch das Paar ließ sich nicht unterkriegen. "In guten wie in schlechten Zeiten" steht über einem Foto auf Kevins Facebook-Profil, das ihn mit Kissen im Nacken zeigt. Nachdenklich blickt er Alessia an, die ihn im Hochzeitskleid liebevoll anstrahlt. Am 2. März gaben sich die beiden in der Klinik das Ja-Wort. "Das war sehr schön organisiert von der Pfarrerin", erzählt Alessia. Die Trauzeugen durften dabei sein, die Eltern standen am Fenster und Freunde und weitere Verwandte waren per Skype zugeschaltet.
Liebe kann bekanntlich Berge versetzen. Und so machte sich die junge Frau schlau, informierte sich über neuartige Therapieansätze und schrieb Kliniken an. Dabei stieß sie auf die München Klinik, die auf ihrer Website wirbt: "Durch die Teilnahme an nationalen und internationalen Studien zu Leukämie haben unsere Patienten Zugang zu innovativen Therapien. (…) Geeigneten Patienten können wir die Teilnahme an Studien anbieten und damit Zugang zu neuen, vielversprechenden Leukämie-Medikamenten ermöglichen, die kurz vor der Zulassung noch nicht auf normalem Weg erhältlich sind."
Von Ärzten der München Klinik erfuhr sie von einer aktuellen Studie, die sich in Phase eins befindet. Da könnte man Kevin reinschieben, wurde ihr gesagt. Vergangene Woche war sie bei der Arbeit, als die schlimme Nachricht sie erreichte. Wie jeden Donnerstag bekam Kevin in Heidelberg Chemotherapie. Doch erst als Kevin die Ärzte ansprach und nach den Blutwerten fragte, sagten sie ihm: "Sie haben nur noch zwei bis drei Wochen zu leben." "Das war ein extremer Schock, ich bin direkt von der Arbeit nach Hause gefahren", sagt Alessia.
Nun sucht das junge Paar Ärzte oder andere Menschen in der gleichen Situation, die ihnen mit Tipps, Rat und Tat zur Seite stehen können. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. "Wir brauchen zwei bis drei Monate, damit Kevin an der Münchener Studie teilnehmen kann", sagt Alessia. Alternativ käme vielleicht eine andere Therapie in Frage.
Leukämie wird weltweit nicht einheitlich behandelt. Es gibt in verschiedenen Ländern Studiengruppen, die ihre Patienten nach bestimmten Therapieschemata behandeln. Im Ausland gibt es Therapien, die in Deutschland nicht zur Anwendung kommen.
"Wir suchen Tipps und Ideen, die uns helfen. Auch wenn eine Therapie Geld kostet, das würden wir aufbringen."
Info: Kontakt: alessia.oliva@outlook.com