Das „Kleinod am Schloss“ in Schwetzingen ist eine Fundgrube für Geschenke und Accessoires. Seit dem 16. Dezember ist das Geschäft geschlossen. Die Besitzerin geht davon aus, dass der Lockdown auch über den 14. Februar hinaus verlängert wird. Foto: Lenhardt
Von Anna Manceron
Schwetzingen. Seit acht Jahren betreibt Gudrun Weinmann nun das "Kleinod am Schloss". Der Laden ist eine Fundgrube für alle, die auf der Suche nach einem Geschenk sind oder sich selbst etwas Schönes gönnen wollen. Dekoartikel, edles Porzellan, feine Gläser, Mode, Accessoires, Feinkost, Schreibwaren und vieles mehr verkauft Weinmann in ihrem Geschäft auf dem Schlossplatz.
Doch das zurückliegende Jahr war alles andere als einfach für die Geschäftsfrau – vor allem die letzten Wochen. Seit dem Beginn des "harten" Lockdowns am 16. Dezember hat das "Kleinod am Schloss" zu. Wann es wieder öffnen kann, ist ungewiss. Offiziell geht der derzeitige Lockdown noch bis zum 14. Februar. "Ich vermute aber, dass er bis mindestens Ende Februar verlängert wird", sagt Weinmann.
Dabei zehrt die aktuelle Situation eigentlich schon genug an ihren Nerven. "Dass der Laden weitere vier Wochen geschlossen bleibt, ist eine sehr schwierige Perspektive", sagt sie. Derzeit vermisst die Ladeninhaberin vor allem ein klares Konzept für die Beantragung der staatlichen Überbrückungshilfen. "Es wäre eine Entlastung, wenn diese Hilfen schneller abrufbar wären", sagt Weinmann. "Im Moment dauert es sehr lange, und man weiß nicht, wann sie kommen."
Die November- und Dezemberhilfen seien für sie nicht relevant gewesen, berichtet die Geschäftsfrau. Der Laden war ja noch bis Mitte Dezember geöffnet. Aber natürlich spürt Weinmann die Verluste des verkürzten Weihnachtsgeschäfts. "Die entscheidenden zehn Tage vor dem Fest fielen komplett weg", erzählt sie. "Das ist eigentlich die Zeit, in der viele noch Spontankäufe machen." Und weil das Schloss seit Monaten geschlossen ist und der Weihnachtsmarkt ausfiel, gab es in diesem Winter fast keine Laufkundschaft am Schlossplatz. Im November und Dezember wurde das Geschäft ausschließlich von Stammkunden getragen.
Ein paar von ihnen halten ihr auch jetzt die Treue. Auf Bestellung darf die Ladenbesitzerin nämlich noch Waren verkaufen. "Click and Collect" heißt das Prinzip: "Die Kunden schreiben eine E-Mail oder rufen an. Ich stelle die Waren dann bereit oder liefere sie aus", erklärt Weinmann. Bislang sei die Nachfrage aber eher gering. "Ich biete vor allem Geschenk- und Dekoartikel an. Die werden nicht gebraucht, wenn man nicht feiern und niemanden sehen darf."
In den vergangenen Wochen ist sie deshalb auf vielen Waren sitzen geblieben. "Das ist gebundenes Kapital, das nun in den Lagerräumen verschwindet", sagt die Inhaberin. Immerhin hat sie keine Angestellten, die sie in Kurzarbeit schicken musste. "Zum Glück", meint Weinmann.
Den aktuellen Lockdown empfindet sie als "sehr große psychische Belastung". Wie viele andere Selbstständige plagen auch Gudrun Weinmann inzwischen Existenzängste. "Im Moment lebt man auf Sparflamme", sagt sie. Wie lange die Besitzerin ihr Geschäft unter diesen Umständen halten kann, weiß sie nicht. "Das kommt auf die staatlichen Hilfen an." Die muss sie nun gemeinsam mit ihrer Steuerberaterin beantragen. Eins ist aber schon jetzt klar: Je länger die Geschäfte zu bleiben, umso härter müssen die Inhaber ums wirtschaftliche Überleben kämpfen. Inzwischen mache sich bei vielen Menschen eine gewisse Müdigkeit breit, sagt Weinmann. "Der Lockdown im Frühjahr war deutlich kürzer und die Stimmung optimistischer", so die Ladenbesitzerin. "Jetzt muss man seine Motivation jeden Tag neu hervorzaubern." Die Kraft dafür könne man zurzeit eigentlich nur aus dem Privaten schöpfen. "Und selbst da steht man teilweise unter Anspannung", sagt sie.
Obwohl das "Kleinod am Schloss" geschlossen ist, schaut Gudrun Weinmann regelmäßig in ihrem Laden vorbei. Dann versucht sie, Liegengebliebenes zu erledigen – zum Beispiel die Buchhaltung oder das Umdekorieren des Schaufensters.