Peter Bittorf (2 v. l.), Schatzmeister des Vereins "Diakids4family" und Vater des an Diabetes erkrankten Daniel, überreichte das Zertifikat an Schulleiterin Hannelore Buchheister und Lehrer Rainer Kreusel. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen/Ladenburg. Auf dem Oberarm prangt ein Aufkleber mit einem Smiley, darunter verbirgt sich ein Sensor in der Haut. Seit knapp sieben Jahren lebt der in Edingen-Neckarhausen wohnende Daniel mit der Autoimmunerkrankung Diabetes mellitus Typ 1. Seine Kanüle liegt permanent: Wenn Daniel etwas essen will, muss er erst einmal seinen Blutzuckerspiegel messen, die Speisen in Zehn-Gramm-Kohlehydrateinheiten umrechnen und entsprechend Insulin abgeben. Erst dann kann er loslegen.
Manchmal ist der Zwölfjährige wütend, dass alles so umständlich ist und so lange dauert, dass er nicht so schnell in die Pausen gehen kann, wie seine Mitschüler. "Die Krankheit macht halt keine Ferien", sagt seine Mutter Kerstin Bittorf. Zugleich aber hat Daniel auch Glück, weil seine Lehrer am Carl-Benz-Gymnasium (CBG) in Ladenburg nicht nur Bescheid wissen, sondern alles tun, um ihm den Schulalltag zu erleichtern. "Sie waren von Anfang an bereit, sich auf seine Krankheit einzulassen und damit positiv umzugehen", freut sich Daniels Vater Peter Bittorf, der Kassenwart bei "Diakids4family" ist.
Diesem Verein war das Engagement der Lehrer eine Auszeichnung wert, passend zum Weltdiabetes-Tag im November, der für alle Betroffenen und ihre Angehörigen ohnehin als inoffizieller "Diabetes-Monat" gilt. "Diakids4family", ein Verein mit Sitz in Ludwigshafen und großem Einzugsgebiet über die Ränder der Metropolregion hinaus, würdigte zum ersten Mal Einrichtungen, in denen Kinder dank der Unterstützung der Pädagogen eine ganz normale Kindheit erleben können.
Neben dem CBG erhielten zwei Kindertagesstätten in Ludwigshafen und in Meckesheim das Vereinszertifikat, das zugleich eine Empfehlung für diese Einrichtungen darstellt. Und als Beispiel dient, dass es außer Aufgeschlossenheit und dem Willen, sich zu informieren, nicht viel braucht, um Kindern mit Diabetes Typ 1 ein Stück Normalität zu ermöglichen. Daniel stieß bereits im evangelischen "Wawuschel"-Kindergarten in Neckarhausen auf große Hilfsbereitschaft, nachdem er und seine Eltern die Diagnose der Autoimmunerkrankung, nicht zu verwechseln übrigens mit Diabetes Typ II, erhalten hatten.
"Wir haben es erlebt, dass Kinder wegen ihrer Krankheit nicht in einem Kindergarten aufgenommen wurden", sagt Peter Bittorf. Unwissenheit und Angst, etwas falsch zu machen, treibt nicht nur Erzieher und Pädagogen, sondern auch Großeltern und andere Verwandte um. Der Verein organisiert daher regelmäßige Schulungen. "Uns ist es ganz wichtig, zu informieren, um Unsicherheiten im Umgang mit diabeteskranken Kindern abzubauen", so Peter Bittorf.
Zumal die Zahl der Erkrankungen steigt. In seiner Sportgruppe beim TV Edingen stieß Daniel auf weitere Leidensgenossen. Das verbindet. Aber auch gegenüber seinen Schulkameraden war der Junge von Anfang an ganz offen. Die Lehrer ließen sich vor der ersten Freizeit in der fünften Klasse erläutern, wie die neuen technischen Geräte funktionieren, wie sie selbst Daniel helfen können, seine Pumpe auszuwechseln oder ihm einfach Zeit lassen, wenn er seinen Blutzuckerspiegel wieder einpendeln muss.
"Wenn ich tief bin, muss ich ganz schnell etwas essen. Traubenzucker habe ich immer dabei", erzählt Daniel. Das heißt, dass er auch im Unterricht zu etwas Süßem greifen und, anders als die Mitschüler, sein Handy dabei haben darf, damit er im Notfall seine Eltern erreichen kann.
Demnächst wird Daniel ein Referat über seine Krankheit halten. "Um meinen Klassenkameraden zu zeigen, was mich bewegt", sagt er. Der einwöchigen Klassen-Skifreizeit im nächsten Jahr sehen er und seine Eltern gelassen entgegen. "Seine Lehrer haben ganz selbstverständlich gesagt, das machen wir schon", freut sich Kerstin Bittorf.