Statt ungestörter Natur findet man auf der Panzerrampe jede Menge Unrat. Foto: Lenhardt
Von Stefan Kern
Ketsch. Was man mitbringt, nimmt man auch wieder mit. Eine einfache Regel, die der Initiator der Müllsammelaktion am Rheinufer bei Ketsch, Nikolaus Eberhardt, aufgestellt hatte. "Hört sich eigentlich nach einer Selbstverständlichkeit an", so der Sprecher des Grünen-Ortsverbands. Doch das scheint nicht der Fall zu sein.
Die von den Grünen organisierte Aufräumaktion fand im Rahmen des internationalen "Rhine CleanUp"-Aktionstags am vergangenen Samstag statt. Dabei befreien ehrenamtliche Helfer aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden den Fluss vom Müll – von der Quelle bis zur Mündung.
Statt ungestörter Natur findet man auf der Panzerrampe jede Menge Unrat. Foto: Lenhardt
In Ketsch beteiligten sich rund 35 Helfer an der diesjährigen Aktion. Ihre Ausbeute war beeindruckend: In gerade einmal eineinhalb Stunden fanden sie auf ein paar hundert Metern rund um die Panzerrampe auf der Rheininsel genug Füllmaterial für 30 große Mülltüten. Dazu kamen zwei Verkehrsschilder und eine Motorhaube, die Eberhardt aus dem Arm des Altrheins bei der Altrheinbrücke geborgen hatte. "Bei vielen Menschen bedeutet aus den Augen leider auch aus dem Sinn", sagte er. "Aber das ist falsch. Denn der Müll bleibt da und wird zum Problem für Pflanzen und Tiere. Und irgendwann auch für uns Menschen."
Umso mehr freute er sich über die beachtliche Zahl an Helfern, die zur Rheininsel gekommen waren. Bei der Aktion gehe es nicht nur um das Müllsammeln an sich, so Eberhardt. Sondern auch darum, ein Zeichen für den Umweltschutz zu setzen. "Wir müssen den Belangen der Natur auf allen Ebenen mehr Aufmerksamkeit widmen", betonte er.
Für Larissa Walther und die Schwestern Lisa und Aileen Antes ist dieser Bewusstseinswandel längst überfällig. Der Umwelt gehe es nicht gut, und das werde sich irgendwann auch auf den Menschen niederschlagen, so Walther. Denn eine intakte Natur sei dessen Lebensgrundlage.
Statt ungestörter Natur findet man auf der Panzerrampe jede Menge Unrat. Foto: Lenhardt
Ilona Reinbolz und Philipp Groos sehen das ähnlich. Für Reinbolz sind die Spuren des Menschen in der Natur und die Schäden, die damit einhergehen, schon jetzt viel zu groß. "Mir ist klar, dass das Müllsammeln hier kaum einen Unterschied macht", räumte sie ein. Doch jeder noch so kleine Unterschied sei von Bedeutung. Auch sie hofft, dass durch solche Aktionen ein Umdenken stattfinde. Denn: "Einen anderen Weg gibt es in einer Demokratie nicht", so Reinbolz. Groos zeigte sich dahingehend zuversichtlich: "Wenn man hinsieht und Zusammenhänge erkennt, ändert man auch sein Verhalten."
Die Motivation bei den ehrenamtlichen Helfern war also hoch. Das war alles andere als selbstverständlich. Denn allen war klar, dass sie nur einen kleinen Teil der Rheininsel schaffen würden. Eine Sisyphosarbeit. Denn egal, wie viel Müll man in die Tüte packt: Es liegt einfach viel zu viel davon herum. "Wir müssen endlich aufhören, so viel wegzuwerfen", betonte so Eberhardt. Wirklich helfen würde aus seiner Sicht nur eine Kreislaufwirtschaft, in der der Ressourcenverbrauch gen Null geht und alle sich im Umlauf befindlichen Ressourcen wiederverwendet werden.
An der Aufräumaktion beteiligten sich auch einige Kinder. Der kleine Leopold und sein Bruder Jonathan etwa fanden eine Angelschnur samt Köder und Haken – eine Gefahr für die örtliche Fauna. Denn: Schnur und Haken hätten für einen Wasservogel zur verhängnisvollen Falle werden können, erklärte Eberhardt. ´