Von Anna Manceron
Hockenheim. Die Rennstadt blickt zurück auf ein Jahr im Krisenmodus. Neben der Corona-Pandemie gab es dort vor allem in den Bereichen Schulen, Pflege und Straßenbau große Veränderungen. Eine Auswahl der wichtigsten Themen:
> A wie Anfang:Nach einem knappen Jahr Planungszeit erfolgt am 5. Dezember der symbolische Spatenstich für die neue DRK-Rettungswache im Gewerbegebiet Talhaus. Die Schaufel schwingt kein geringerer als Innenminister Thomas Strobl (CDU). Er lobt das Pilotprojekt der Stadt und des DRK-Kreisverbands Mannheim. Die neue Wache wird direkt neben dem jetzigen DRK-Gebäude stehen und im Obergeschoss eine Unterkunft für Wohnungslose beherbergen.
> B wie Betreuungsplätze: Im August beginnen die Bauarbeiten für einen neuen Kindergarten am Hubäckerring. Vier Kita- und zwei Krippen-Gruppen sollen in dem zweistöckigen Gebäude eine Heimat finden. Betreiber ist der Verein Postillion. Der neue Kindergarten soll Ende nächsten Jahres eröffnet werden.
> C wie Casablanca: Die Corona-Pandemie lässt ein Relikt aus alten Zeiten wieder aufleben: das Autokino. Anfang Mai organisiert der Hockenheimer Marketing Verein (HMV) drei Filmabende auf dem Hockenheimring – zu dieser Zeit die einzige Möglichkeit, öffentlich Filme zu zeigen. Drei Blockbuster werden auf die 130 Quadratmeter große Leinwand projiziert, darunter der Schwarz-Weiß-Klassiker "Casablanca".
> D wie Desinfektionsmittel: Hygiene-Produkte sind in der Corona-Krise ein wertvolles Gemeingut. Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe, Mundschutz und Überziehschuhe sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Um Alten- und Pflegeheime, Arztpraxen und andere soziale Einrichtungen versorgen zu können, bittet die Stadt sowohl Firmen als auch Privatpersonen um Sachspenden.
> E wie Entwicklungskonzept: Damit die Hockenheimer bei der Zukunft ihrer Stadt mitreden können, ruft die Verwaltung ein Gesamtstädtisches Entwicklungskonzept (GEK) auf den Plan. Doch Corona stellt die Bürgerbeteiligung auf eine harte Probe: Weil Veranstaltungen verboten sind, kann man nur einen Fragebögen ausfüllen und im Internet über Vorschläge abstimmen. Es geht unter anderem um eine bessere Anbindung an den regionalen ÖPNV, das Ausweisen neuer Entwicklungsflächen und den Umbau des Bahnhofsvorplatzes.
> F wie Fitness: Körperlich in Form zu bleiben, ist in Zeiten von Corona nicht ganz leicht. Sportstudios sind geschlossen und das Training im Verein nur unter strengen Auflagen möglich. Die Organisatoren des Hockenheimringlaufs haben Glück: Am 1. November, einen Tag vor Beginn des Wellenbrecher-Lockdowns, gehen dabei 499 Läufer an den Start. Auf Zuschauer müssen sie jedoch verzichten.
> G wie geschlossen: Wegen der Pandemie muss das beliebte Freizeitbad "Aquadrom" im Frühjahr kurzfristig schließen. Anders als viele andere Bäder bleibt es auch für den Rest des Jahres zu. Ein normaler Betrieb unter Pandemie-Bedingungen wäre zu teuer. Noch ist unklar, wann das "Aquadrom" wieder aufmachen kann.
> H wie HÖP: Nach Jahren der Planung und Bauarbeiten wird am 31. Januar endlich das Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt (HÖP) im Herzen von Hockenheim eingeweiht. Auf einer Länge von rund 800 Metern sind Kraichbach und Mühlkanal in einem renaturierten Bett zusammengelegt worden. Das HÖP soll die Lebensbedingungen für heimische Tiere verbessern und ein Naherholungsgebiet für die Bürger sein. Außerdem will man die Rennstadt mit neuen Dämmen und Schutzmauern vor einem 100-jährlichen Hochwasser schützen.
> I wie Interkulturelles Kochbuch: Liebe geht bekanntlich durch den Magen – und vielleicht gilt das auch für die Freundschaft. Im Juli veröffentlicht die Interkulturelle Gruppe der Lokalen Agenda ein Kochbuch mit 38 Rezepten aus 21 Ländern – vom Sauerkrautstrudel bis zum eritreischen Gulasch. Das Buch kostet 8,50 Euro und ist im Rathaus und in der Buchhandlung Gansler erhältlich.
> J wie Jubiläum:Gleich zwei runde Geburtstage wollten die Hockenheimer 2020 mit ihren Partnerstädten feiern. Vor 50 Jahren wurde die "Jumelage" mit dem französischen Commercy besiegelt. Und die Partnerschaft mit dem sächsischen Hohenstein-Ernstthal gibt es nun schon so lange wie die Deutsche Einheit: 30 Jahre. Aufgrund der Corona-Pandemie wird sie mit einer digitalen Festwoche gewürdigt.
> K wie Krisenmodus: Die Kommunen arbeiten in der Corona-Krise auf Hochtouren. In der ersten kritischen Phase im Frühjahr trudeln täglich neue Verordnungen ein, die schnell umgesetzt werden müssen. Um die Funktionsfähigkeit der Verwaltung zu sichern, schließt das Hockenheimer Rathaus für mehrere Wochen seine Türen. Die Gemeinderatssitzungen sind auf ein Minimum begrenzt.
> L wie Leerstand: Die Corona-Krise und der Boom des Online-Handels verstärken ein altbekanntes Problem: das Ausbluten der Innenstädte. Auch in Hockenheim stehen einige ehemalige Geschäfte leer – vor allem in der Karlsruher und in der Oberen Hauptstraße. Der HMV will dagegen mit der neuen Rennstadtkarte und Impulsvorträgen ankämpfen.
> M wie Megabaustelle: Seit Ende September wird die Obere Hauptstraße, eine der wichtigsten Durchgangsstraßen im Ort, saniert. Gas- und Wasserleitungen sowie Abwasserkanäle sind in die Jahre gekommen und müssen erneuert werden. Die Arbeiten erstrecken sich über eine Länge von 800 Metern und dauern etwa zwei Jahre.
> N wie neuer Preis: Im August beschließt der Gemeinderat, die Parkgebühren in der Innenstadt anzuheben. Statt 25 Cent müssen Parker künftig einen Euro pro Stunde zahlen. Um den Verkehr im Zentrum zu entzerren, werden außerdem kostenlose Plätze in näherer Entfernung geschaffen.
> O wie Online-Sprechstunde: Seit Ende Juni bietet die Stadt über ihre Internetseite eine digitale Sprechstunde an. Zwei Mal pro Woche beantworten Mitarbeiter live die Fragen der Bürger zu Baustellen, Meldewesen, Personalausweis, Führerschein oder Wahlen.
> P wie Pflege: Im Februar erfolgt der Spatenstich für ein neues Pflegeheim in der Wilhelm-Herz-Straße, das knapp zwei Jahre später fertig sein soll. Mit dem Neubau mit 99 Einzelzimmern und 31 betreuten Wohnungen reagiert das Pflegezentrum Hockenheim auf einen Mangel an Plätzen. Das Projekt hat aber nicht nur Freunde: Bis zuletzt hatten sich Anwohner mit einer Bürgerinitiative gegen den Standort gewehrt – vergeblich.
> Q wie Quiz: Wer gewinnt, Hockenheim oder Budenheim? Das ist die Frage bei der SWR-Sendung "Stadt Land Quiz", die am 16. Mai ausgestrahlt wird. Bei der Rate-Show treten die Rennstädter gegen das rheinland-pfälzische Budenheim an. Per Videoschalte beantworten die Teilnehmer Fragen und müssen dabei auch ihre Ortskenntnisse unter Beweis stellen. Am Ende siegt Hockenheim mit fünf Punkten Vorsprung.
> R wie Renovierung: Der Bürgersaal wird rundum erneuert und digital auf den neuesten Stand gebracht, unter anderem mit einer LED-Wand. Denn in Zukunft soll der Gemeinderat auch digital per Videokonferenz tagen können. Außerdem wird der Saal schall- und brandschutztechnisch verbessert und mit weiteren Mikrofonen ausgestattet.
Wegen der Sanierungen im Schulzentrum mussten einige Klassen im September in eine Containeranlage umziehen. Das Übergangsquartier verfügt über mehr als 150 Einzelmodule. Foto: rnz> S wie Schulen: Weil in der Schule am Kraichbach und in der Hartmann-Baumann-Schule schädliche Baustoffe gefunden wurden, müssen die Schüler im September in Container umziehen. Dort werden sie unterrichtet, bis die Gebäude saniert oder neu gebaut sind. Die neue Containeranlage am Schulzentrum zählt insgesamt mehr als 150 Einzelmodule.
> T wie Talente: Bei der Sportlerehrung im Februar wird deutlich: Die Rennstadt hat mehr zu bieten als nur Motorsport. Darunter sind viele Nachwuchstalente wie Lucia Amend, die Badische Meisterin im 2000-Meter-Lauf der Altersklasse zehn. Gewürdigt werden aber auch Sportler, die seit Jahren Großes leisten. Zum Beispiel Elke Herzig, die bei der Senioren-Weltmeisterschaft im Diskuswurf den dritten Platz belegte.
> U wie unverzichtbar: In der Corona-Krise zeigt sich, welche Berufe wichtig sind, um die Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Zu den sogenannten systemrelevanten Berufen gehören sowohl Ärzte und Pfleger als auch Müllwerker, Kassierer im Supermarkt oder das Personal der Stadtwerke. Letzteres arbeitet im Schichtdienst, um die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser zu sichern.
> V wie Verlust: Wegen der Pandemie müssen die Hockenheimer 2020 auf viele Großveranstaltungen verzichten: kein Frühlingsfest, kein Hockenheimer Mai, kein Markt der Zünfte und kein Weißer Samstag am Wasserturm. Die fünfte Jahreszeit dürfen die Narren gerade noch feiern. Ende Februar schlängelt sich der Fastnachtszug mit mehr als 70 Zugnummern durch die Straßen der Rennstadt.
> W wie Wohnraum: Im Februar gibt der Gemeinderat grünes Licht für ein Bauprojekt in der Schwetzinger Straße 97. Dort sollen drei Mehrfamilienhäuser, eine Tiefgarage und eine Bäckerei entstehen. Unter dem Namen "Leben am Café Eck" will die Stadt dort 40 neue Wohnungen schaffen und so die Wohnungsnot im Ort ein wenig lindern.
> X wie Xsund: Gesundheit wird im Corona-Jahr 2020 für alle zu einem wichtigen Gut. Damit sich die Hockenheimer an Weihnachten sicher fühlen, bietet der Rotary Club am Tag vor Heiligabend mehr als 560 kostenlose Schnelltests an. Ein besseres Geschenk hätten sich die Hockenheimern kaum wünschen können.
> Y wie Young: Im Dezember wird der neue Jugendgemeinderat gewählt. Das zwölfköpfige Gremium kommt im Januar 2021 zu seiner ersten, konstituierenden Sitzung zusammen. Ein wichtiges Projekt wird sicher die geplante Skateranlage sein.
> Z wie Zerreißprobe: Der Kampf gegen den Bahnlärm hat in Hockenheim schon fast historischen Charakter. Derzeit liegt eine Schallschutz-Klage der Stadt beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim. Als die Bahn im November den Planungsprozess für die neue Strecke Mannheim-Karlsruhe anschiebt, reagiert die "Bürgerinitiative Stille Schiene" angriffslustig. Die Bahn sucht den Dialog mit Kommunen und Bürgerinitiativen.