Die Ruhe auf dem Hockenheimer Friedhof wurde durch einen grausigen Fund gestört. Foto: Lenhardt
Von Stefan Hagen
Hockenheim. Eleonore Kranz (richtiger Name der Redaktion bekannt) muss sich erst einmal setzen und durchatmen. "Ich war so erschrocken", sagt sie gegenüber der RNZ. Gerade hat ihr ein Bekannter geholfen, welke Blumen vom frischen Grab ihres verstorbenen Mannes auf dem Hockenheimer Friedhof zu entfernen, als er beim Zusammenrechen von Laub einen grausigen Fund macht. Aus dem Erdreich ragt deutlich erkennbar das Stück eines menschlichen Kiefers samt Zähnen heraus. Eleonore Kranz kann es nicht fassen.
Ihr Bekannter habe sie sofort beruhigt – das Fundstück könne auf keinen Fall von ihrem Mann sein. Trotzdem habe sie lange keine Ruhe gefunden. "Ich hatte immer wieder dieses Bild vor Augen", sagt sie. Mit Unterstützung der RNZ informiert sie schließlich die Hockenheimer Stadtverwaltung.
Dort ist man ebenfalls erschrocken und reagiert sofort. "Dass die Frau schockiert ist, ist absolut verständlich", sagt Stadtsprecher Christian Stalf. Das Friedhofsamt habe sich umgehend mit ihr in Verbindung gesetzt. Am gestrigen Dienstag, 12. November, hat nun ein Vor-Ort-Termin mit Eleonore Kranz, einem Mitarbeiter des Friedhofsamts, dem beauftragten Aushubunternehmen und der Polizei auf dem Friedhof stattgefunden.
Die Stadtverwaltung Hockenheim habe in diesem Fall die Polizei eingeschaltet, um den Sachverhalt transparent und in alle Richtungen zu erörtern, erläutert Stalf. "Die Polizei hat bereits am frühen Morgen bei mir angerufen", bestätigt Eleonore Kranz.
Die betroffene Dame habe von einem regionalen Bestattungsunternehmen die Auskunft bekommen, dass beim Grabaushub übrig gebliebene Knochen von Vorbesitzern eines Grabplatzes verbrannt würden, bevor die Asche wieder ins Grab käme, erläutert der Stadtsprecher. Diese Auskunft sei aber falsch gewesen.
"Verbliebene Knochen von Verstorbenen werden auf dem Friedhof Hockenheim nicht verbrannt, sondern naturnah in tiefere Erdschichten des Grabplatzes verbracht", klärt Stalf über die übliche Vorgehensweise auf. Im konkreten Fall hätten umweltbedingte Einflüsse, unter anderem Regen, dazu geführt, dass der grundsätzlich ordnungsgemäß verbrachte Kiefer nach oben gespült worden sei.
"Eine solche Entwicklung darf natürlich nicht passieren, kann aber auch bei Anwendung größtmöglicher Sorgfalt nie gänzlich ausgeschlossen werden", hofft der Stadtsprecher auf Verständnis. Eleonore Kranz ist mit der Reaktion der Stadt zufrieden. "Man hat sich bei mir entschuldigt", betont sie gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung. Und das Aushubunternehmen habe ihr versichert, dass man die Erde durchsieben werde, damit ganz sicher keine Rückstände mehr gefunden würden.
Ganz erledigt ist die Sache für die Stadt Hockenheim damit aber noch nicht. "Mitarbeiter des Friedhofsamts und das Aushubunternehmen möchten den Vorfall nun dafür nutzen, vorhandene Prozesse und Verfahren beim Bereitstellen neuer Grabplätze zu optimieren", kündigt Stadtsprecher Stalf an. Zu diesem Zweck solle demnächst ein "Runder Tisch" stattfinden, an dem über die Verbesserung der bisherigen Praxis gesprochen werde. "Damit soll ein solcher Fall, der auf dem Friedhof Hockenheim zum erstem Mal vorgekommen ist, zukünftig nach Möglichkeit verhindert werden", hofft Stalf, dass es kein zweites Mal geben wird.