Auf diesem Gelände wurde bereits ein Bohrloch für die Gewinnung von Geothermie gegraben. Nun fürchten manche Gemeinderäte, dass dort wieder gebohrt werden soll. Foto: len
Brühl. (stek) Fast zehn Jahre ist es her, dass der Streit um die Förderung von Erdwärme – im Fachjargon Geothermie genannt – auf Brühler Gemarkung hochkochte. Und noch immer scheint es unter der Oberfläche mächtig zu brodeln. Wie schon in den Jahren 2011 bis 2014 scheint es nahezu ausgeschlossen, dass die Konfliktparteien einander zuhören. Stattdessen werden sofort die alten Fronten hochgezogen.
Davon konnten sich die Besucher in der jüngsten Gemeinderatssitzung am Montagabend überzeugen. Anlass der neuerlichen Querelen war ein gemeinsamer Antrag der beiden Energieversorger MVV Energie und EnBW. Sie wollen im Gebiet "Hardt" nach Vorkommen von Erdwärme, Sole und Lithium suchen. Das Gebiet reicht von Ilvesheim und Ladenburg im Norden bis nach Neulußheim und Reilingen im Süden. Im Westen wird der Bereich vom Rhein, im Osten von Heidelberg und Sandhausen eingegrenzt.
Bürgermeister Ralf Göck betonte gleich zu Beginn, dass es zunächst nur um eine grundsätzliche Erlaubnis für die beiden Firmen gehe, sich exklusiv auf die Suche zu begeben. Damit einher ginge definitiv nicht die Erlaubnis, auf Brühler Gemarkung zu suchen. Dies würde man dem Gemeinderat in einem neuen Antrag zur Entscheidung vorlegen. Was die nun angeforderte allgemeine Aufsuchungserlaubnis angeht, entscheide allein das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg.
Doch die Bemühungen des Bürgermeisters, die Gemüter im Voraus zu beschwichtigen, schlugen fehl. Nach dem Motto "Wehret den Anfängen", stellten sich vor allem die CDU sowie die Freien Wähler gegen das Vorhaben. Thomas Gaisbauer (CDU), einst Sprecher der Bürgerinitiative (BI) gegen die Geothermie, ist davon überzeugt, dass die beiden Energieversorger prioritär das Brühler Bohrloch im Blick haben und einen Ausbau vorantreiben möchten. Dabei seien die Gefahren nach wie nicht ausgeräumt. Gaisbauer betonte, sich den Begehrlichkeiten früh in den Weg stellen zu wollen: "Die Gefahren der Geothermie wollen wir unseren Mitbürgern nicht zumuten."
Ähnlich äußerte sich Heidi Sennwitz (FW), die zwischen Ertrag und Risiko keine Balance sah: "Die nachgewiesenen Erdbeben in Straßburg, Kehl, Landau oder Insheim zeigen, dass die Technik immer noch nicht ausgereift und sicher ist", sagte sie. Der Standort zwischen Marion-Dönhoff-Realschule und Sportpark Süd sei denkbar ungeeignet. Ganz anders positionierte sich Roland Schnepf (SPD). Er sieht in der Geothermie eine nachhaltige Energiequelle, "auf die das Land auf lange Sicht nicht verzichten kann". Sein Parteikollege Hans Hufnagel erinnerte daran, dass spätestens im Jahr 2038 der Kohleausstieg verwirklicht sei. Mit was dann die Brühler Fernwärme gespeist werde, sei noch völlig offen. Bisher würde das Fernwärmenetz mit Abwärme aus der Kohleverstromung im Großkraftwerk Mannheim versorgt.
Natürlich sei Geothermie eine regenerative Energiequelle, meinte Ulrike Grüning (Grüne Liste). Dass man dem Klimawandel mit dem Abschied fossiler Energieträger begegnen müsste, sei auch klar. Sie hätte sich jedoch umfangreichere und unabhängigere Informationen gewünscht.
Was folgte, war ein Schlagabtausch mit Studien und Berechnungen, die entweder der einen oder anderen Seite zugute kamen. Ein klares Bild entstand dabei nicht. Das lag auch an den Zuhörern, die verbal auf die Befürworter der Geothermie losgingen. Am Ende sprach sich der Rat mit neun zu sechs Stimmen und drei Enthaltungen gegen die Aufsuchungserlaubnis im Gebiet "Hardt" aus. Das Ergebnis wird als Stellungnahme an das Landesamt in Freiburg übermittelt.