Rhein-Neckar. (RNZ/mare) Die Lkw, die Pkw, das Tempo, der Abstand. Der Faktencheck zu den Unfällen auf den Autobahnen in der Region 2017/18 hat letztes Jahr die Wahrnehmung der Menschen über die Ursachen größtenteils bestätigt. Doch ein Faktor blieb noch offen: die Baustellen. Wie groß ist der Einfluss von Bauarbeiten auf das Unfallgeschehen? Diese Frage lässt sich mit Blick auf die Statistik der Polizei für das Jahr 2019 nun beantworten.
Von Heilbronn nach Heidelberg in 45 Minuten? Über die Autobahnen A6 und A5 machbar. Wären da nicht die Dauerbaustellen zwischen Untereisesheim und Bad Rappenau sowie zwischen Sinsheim und Wiesloch/Rauenberg, die zu nahezu zu täglichen Staus führen. Und auch Unfällen? Die Zahlen sagen: Die Baustelle ist tatsächlich der große Unfallfaktor.
>>> Lesen Sie hier ein Interview mit dem Verkehrsreferent zum Thema <<<
Denn während der Bundesgartenschau (Buga) in Heilbronn von März bis Oktober 2019 war die Baustelle auf der Autobahn A6 ausgesetzt, wodurch sich nun der Einfluss der Arbeiten auf das Unfallgeschehen bestimmen lässt. Schon mit Blick auf die gesamte A6-Strecke zwischen Mannheim und Sinsheim-Steinsfurt gibt es Hinweise darauf.
Besonders anschaulich zeigt sich dies, wenn wir die Unfallzahlen auf der A6 nach Monaten betrachten. Zwischen März und Oktober waren die Arbeiten hier wegen der Buga ja eingestellt. Und genau dort gibt es Bruchstellen. Gab es im Februar noch 51 Unfälle, sinkt die Zahl im März auf 27. Auf diesem Niveau bewegen sich dann auch die folgenden Monate bis in den September, wo es 23 Mal gekracht hat. Im Oktober - und der Wiederaufnahme der Arbeiten - schießt die Zahl auf 67 in die Höhe, Es folgen 56 und 47 Unfälle im November und Dezember.
Noch deutlicher wird es, wenn wir nur den Baustellen-Abschnitt zwischen Wiesloch/Rauenberg und Sinsheim betrachten. 19 Unfälle im Januar, 24 im Februar. Das sind die genauen Zahlen wie in den Vorjahren, wo es im Durchschnitt 25 Unfälle auf diesem Abschnitt gab.
Doch ab März der Einbruch: Die Zahlen halbieren sich zunächst, ehe sie über den Frühling und Sommer 2019 mit durchschnittlich 4 bis 5 Unfällen auf einen Bruchteil sinken.
>>> Lesen Sie hier ein Interview mit einem Verkehrsreferent im Innenministerium <<<
Der radikale Bruch kommt dann aber wieder von September auf Oktober: 4 Unfälle im neunten Monat folgen 20 im Folgemonat. Und diese Zahl bleibt stabil: Jeweils 21 Mal krachte es hier im November und Dezember - damit ist wieder das Niveau von Januar und Februar und der Vorjahre erreicht. Die Monate mit Baustelle liefern also gleich (hohe) Zahlen.
Insgesamt ist 2019 hier also ein enormer Rückgang der Unfälle zu verzeichnen. Gab es 2017 und 2018 auf diesem Abschnitt jeweils rund 300 Unfälle im Jahr, waren es 2019 insgesamt 147.
Und an diesen waren gerade mal bei 31 Unfällen Lkw beteiligt. Auch die Zahl der Unfälle mit Toten oder Schwerverletzten sank: So gab es in diesem Abschnitt 2019 4 Unfälle, bei denen Menschen schwerer Schaden nahmen. Herausnehmend ist natürlich der Unfall am 1. April mit zwei Toten. Ansonsten gab es zwei Mal im Februar und ein Mal im Oktober einen Schwerverletzten. Bei zwei dieser Unfälle waren Lkw beteiligt.
Eine weiteres Indiz der Baustelle als Unfall-Booster gibt es ferner beim Blick aufs Walldorfer Kreuz: Denn auch hier gibt es ab Oktober einen Anstieg - mit Beginn nämlich des A5-Ausbaus rund um St. Leon-Rot Ende September 2019, der sich aufs Walldorfer Kreuz auswirkt.