BASF gedachte am Dienstagabend der Opfer des Unglücks vor einem Jahr
Der Weg zurück in die Normalität fällt schwer - Vorstandsvorsitzender Bock: "Werden den 17. Oktober 2016 nicht vergessen"

Ein Gedenkstein und vier Stelen sollen insbesondere die Werkfeuerwehrleute an die verstorbenen Kollegen erinnern. Die Kameraden wollten, dass ein solcher Platz eingerichtet wird. Gestern hatten sie sich bereits in den Morgenstunden dort versammelt. Foto: BASF
Von Alexander Albrecht
Ludwigshafen. Auf fünf Podesten brennen Kerzen, aus zwei großen Vasen ragen weiße Lilien heraus. "Gedenkfeier - Ludwigshafen, 17. Oktober 2017" steht in kleinen Lettern auf der Leinwand - dort, wo normalerweise harte Geschäftszahlen präsentiert werden.
Doch am Mittwoch ist alles anders bei der BASF. Statt über Börsenkurse, Investitionen und neue Geschäftsfelder zu sprechen, hält der sichtlich bewegte Vorstandsvorsitzende Kurt Bock in Saal 1 des Konferenzzentrums D 105 eine Gedenkrede. Vor einem Jahr hat sich im Nordhafen ein schweres Unglück ereignet, vier Werkfeuerwehrleute des Chemiekonzerns und ein Matrose starben.
Bocks Stimme ist leise, manchmal brüchig. "Wir werden den 17. Oktober 2016 nicht vergessen und die Opfer in Erinnerung behalten. Wir stehen zu unserer Verantwortung", sagt er vor den 400 geladenen Gästen. Es sei nicht leicht, das Geschehene in Worte zu fassen, Trauer habe keine zeitliche Begrenzung.
Damit erreicht er die Herzen der Angehörigen und Kollegen bei der würdigen Gedenkfeier in schlichtem Rahmen. "Vielleicht hilft es Ihnen ein wenig, dass die BASF und ihre Mitarbeiter fest an Ihrer Seite sind", versucht Bock, Trost zu spenden. Das Unternehmen werde die Hinterbliebenen weiterhin unterstützen.
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Vorsichtig wirft der Konzernchef den Blick nach vorne und verspricht, dass die Sicherheit der "Aniliner" höchste Priorität genieße, die Standards weiter verschärft würden. "Ein derartiges Ereignis darf sich nicht mehr wiederholen", betont Bock.
Ein Ereignis, eine Katastrophe, die fünf Menschen mitten aus dem Leben gerissen hat. "Was würden wir dafür geben, das Unglück rückgängig machen zu können. Aber das geht leider nicht", hadert Michael Heinz, Vorstandsmitglied und Leiter des Standorts Ludwigshafen.
Die Ermittler gehen davon aus, dass ein (erfahrener) Mitarbeiter einer Fremdfirma eine falsche Rohrleitung angeschnitten und so die Explosion ausgelöst hatte. Der BASF-Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat beschwört das neue Gemeinschaftsgefühl, das nach dem Unglück im Unternehmen entstanden sei. "Wir sind wieder zusammengewachsen", sagt er - wissend, "dass die Angehörigen und Kollegen bis heute leiden". Nichts könne diesen Tag ungeschehen machen.
Horvat zitiert eine Weisheit, die vermutlich die Gefühle der meisten Anwesenden auf den Punkt bringt: "Es gibt Momente im Leben eines jeden Menschen, da hört die Erde für einen Moment auf, sich zu drehen, und wenn sie sich dann wieder dreht, wird nichts mehr sein wie vorher."
Seine Kollegen verarbeiteten das Unglück auf unterschiedliche Weise, sagt Gert van Bortel, der Leiter der Werkfeuerwehr. Die einen suchten aktiv das Gespräch, andere die Abgeschiedenheit. Der Weg zurück in die Normalität sei schwer, so van Bortel - "doch wir gehen ihn gemeinsam, Schritt für Schritt".
So auch am frühen Morgen, als sich die Wehrleute im Hof der Feuerwache versammelten. Dort erinnert nun ein Gedenkstein mit vier Stelen an die verstorbenen Kollegen. Die Kameraden hatten sich diesen Platz ausdrücklich gewünscht. Er wird sie immer an den 17. Oktober 2016 erinnern.