Besonders voll auf der Fähre ist es beim alljährlichen Aktionstag "Lebendiger Neckar." Aber auch sonst ist sie ein wichtiges Verbindungsglied zwischen den Orten. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen/Ladenburg. Wenn die neue Neckarbrücke als Teilabschnitt des Straßenprojekts "L 597 - neu" voraussichtlich im Jahr 2025 fertiggestellt ist, was passiert dann mit der Fährverbindung zwischen Neckarhausen und Ladenburg? Sollten die Einnahmen zu sehr schrumpfen, könnte das Angebot unrentabel werden.
Die Zukunft der traditionsreichen Fähre beschäftigt nicht nur die Kommunen. Vor zwei Jahren schon thematisierte der Ladenburger SPD-Landtagsabgeordnete Gerhard Kleinböck die Angelegenheit, nachdem die Landesregierung einen Rückgang des Verkehrsaufkommens auf der Fähre um 80 Prozent prognostiziert hatte. Kleinböck sprach sich damals schon für den Erhalt des "regionalen Kulturguts" aus.
Uli Sckerl, Landtagsabgeordneter der Grünen, erklärte seinerzeit, man müsse sich eine öffentliche Förderung "anschauen". Wohingegen Georg Wacker (CDU), zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch Landtagsabgeordneter, meinte, er kenne kein Förderprogramm des Landes, das als wirtschaftliche Subvention greifen würde. Dann wurde es ruhiger in der Sache, und die Fährgemeinschaft, bestehend aus mehreren Familien mit unterschiedlichen Fähranteilen, ließ auf Anfrage verlauten, noch keine Stellungnahme abgeben zu wollen.
Bei ihnen herrsche Beratungsbedarf, ließ Fährfrau Annegret Zieher vor zwei Jahren wissen. Edingen-Neckarhausens Bürgermeister Simon Michler sagte wiederum zu, mit den Eigentümern Gespräche zu führen und die Zukunft der Fähre in die politischen Beratungen der Gemeinde einzubringen. Michler betonte jüngst, er wolle die Fähre auch nach dem Bau der Neckarbrücke halten. "Ziel ist es, dass die Fähre über das Jahr 2025 hinaus gehalten wird. Über eine öffentliche Unterstützung wird auch nachgedacht", meinte er jetzt gegenüber der RNZ. Man sei intensiv dran am Thema und wolle baldmöglichst der Öffentlichkeit Näheres präsentieren.
Im historischen Kontext sprechen viele Nutzer der Fähre von einem "Kulturgut". Das ist nicht von der Hand zu weisen, denn die Wurzeln der Verbindung zwischen Neckarhausen und Ladenburg reichen weit zurück in die Vergangenheit: Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1483. In diesem Dokument sind Lehen aufgelistet, die Ruprecht von Erlingen vom damaligen Wormser Bischof erhielt.
Eine Angabe benennt dabei das Fähren auf dem Neckar so: "Uff dem Fare zu Neckarhusen". In der Folge war und blieb die Fähre wichtiger Baustein im Handelsstraßennetz. Wie wichtig sie ist, markieren heute lange Schlangen vor der Fähre, wenn Autobahnsanierungen laufen oder die Ortsdurchfahrten von Seckenheim und Ilvesheim aus unterschiedlichen Gründen zu sind.
Für Schüler aus Edingen-Neckarhausen und Ladenburg ist die Fähre von morgens bis spätnachmittags eine willkommene Abkürzung ihres Schulwegs, der ansonsten über die Eisenbahnbrücke führen würde. Für sie dürfte die neue Neckarbrücke, da zu weit weg von ihrer Strecke, keine Alternative werden. Aber in wirtschaftlicher Hinsicht spielen Fußgänger und Radfahrer auch eher eine untergeordnete Rolle. Noch einmal zurück ins Jahr 1745: Zu diesem Zeitpunkt verlieh Kurfürst Karl Theodor acht Neckarhäuser Bürgern das Recht, eine Fähre zu betreiben. Im Jahr 2045 könnten deren Nachfahren demnach den 300. Geburtstag des Fährrechts feiern - wenn es die Verbindung bis dahin noch gibt.