Dettenheim

Noch nie waren neue Grundwasserbrunnen so begehrt

Die Firma Krämer holt Wasser aus dem Boden - Schwankende Pegel am Oberrhein sind normal

12.08.2020 UPDATE: 13.08.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Die Krämer Brunnenbau GmbH bohrt maximal 40 Meter tief. Die darin gespeicherte Erdwärme kann klimaneutral zum Heizen und Kühlen benutzt werden. Foto: Gerold

Von Harald Berlinghof

Dettenheim. Wir leben am Oberrhein auf einer mit Grundwasser gefüllten Wanne von bis zu 120 Metern Tiefe, 200 Kilometern Länge und durchschnittlich 60 Kilometern Breite. Diese Wanne, die in Urzeiten ein Meer war, wird trotz nicht unerheblicher Grundwasserentnahmen durch Niederschläge und durch den Zulauf von Fließgewässern, vor allem dem Rhein, immer wieder aufgefüllt. Das Grundwasser wird in allen Kommunen des Oberrheins für die Trinkwasseraufbereitung genutzt. Damit die Wanne nicht überläuft, hat sie einen Abfluss im Norden bei der Loreley. Dort fließt der Rhein in Richtung Ruhrgebiet ab.

Das Wasser befindet sich meist unsichtbar im Boden in einer Tiefe von zwei bis sieben Metern und kommt nur bei Grabungen zum Vorschein, etwa an Baggerseen. In diese Tiefe muss man vordringen, wenn man einen Grundwasserbrunnen anlegen möchte. Noch halten sich die Grundwasserbestände innerhalb eines normalen Rahmens. "Der Grundwasserspiegel ist schwankend, nicht generell sinkend oder steigend", meint Pyro Krämer, Gründer der in Dettenheim bei Graben-Neudorf ansässigen Firma Krämer Brunnenbau GmbH. "Der Grundwasserspiegel schwankt bisher in einem ungefähren Zehn-Jahres-Rhythmus. Mal geht der Pegel rauf, mal geht er runter.

Die Schwankungen liegen direkt am Rhein bei bis zu drei Metern, an den Rändern der Mittelgebirge nur bei etwa einem Meter", erklärt Edelbert Krämer, Gründer der Krämer Erdwärme GmbH. Aber er gesteht die Klimaeinflüsse auf den Grundwasserstand zu: Allein im Jahrhundertsommer 2003 ist der Grundwasserspiegel um 70 Zentimeter gefallen. Innerhalb eines Jahres ist das viel.

Die Firma ist darauf spezialisiert, Wasser aus dem Boden an die Oberfläche zu holen. Oder seine gespeicherte Erdwärme zur Kühlung oder Heizung nach oben zu befördern. In Zeiten nachlassender Regenmengen im Sommer wird eine künstliche Beregnung in der Landwirtschaft und bei Sportvereinen immer wichtiger. Und oft gibt es dort, wo das Wasser gebraucht wird, keinen Anschluss an das lokale Trinkwassernetz. Das erhöht die Nachfrage nach Grundwasserbrunnen vor Ort.

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"Es gab aus dem Bereich zwischen Frankfurt und Rastatt und auch dem Rhein-Neckar-Kreis noch nie so viele Anfragen und Aufträge aus der Landwirtschaft und aus den Vereinen wie in diesem Jahr", betont Pyro Krämer, Brunnenbaumeister und Unternehmenslenker in der zweiten Generation. Spürbar sei die Zunahme der beauftragten Grundwasserbrunnen bereits seit mehreren Jahren.

Sie bohren Brunnen bis maximal 40 Meter Tiefe und mit einem Stahlrohr, das bis zu einem Meter Durchmesser haben kann. Das darin eingesetzte Filterrohr hat schmale Schlitze, durch die das Grundwasser eindringen kann. Sand und Geröll müssen aber draußen bleiben. Dafür sorgt eine patentierte Ummantelung aus feinkörnigem Kies. Im Normalfall wird das Grundwasser zur Bewässerung eingesetzt. In vielen Fällen dienen die Grundwasserbrunnen aber auch zur Löschwassereinspeisung. Wenn zum Beispiel Tabakscheunen versichert werden sollen, machen die Versicherungsunternehmen oft eine direkt vor Ort liegende Löschwasserentnahme zur Bedingung.

Seltener wird das Grundwasser als Trinkwasser genutzt.Dann muss eine Filteranlage für die Einhaltung der Trinkwasserqualität eingebaut werden. Ein wichtiges und wachsendes Geschäftsfeld in Sachen Grundwasserentnahme ist auch eine oberflächennahe Erdwärmetechnologie, bei der man mit Wärmetauscher und Wärmepumpe Gebäude klimaneutral kühlen oder heizen kann.

"Eigentlich gehört das Grundwasser ja jedem", so der Seniorchef. Paragraph 42 des Wassergesetzes Baden-Württem-berg besagt: "Die Benutzung des Grundwassers zum Zwecke der Bewässerung kleingärtnerisch genutzter Flächen in geringen Mengen bedarf keiner Erlaubnis oder Bewilligung, soweit keine signifikanten nachteiligen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt zu erwarten sind." Die Realität erfordert aber generell eine Genehmigung durch die Untere Wasserbehörde. Die Genehmigung werde nur versagt, wenn der Gewässerschutz dagegen stehe oder wenn Umweltbiotope in Mitleidenschaft gezogen würden. Doch ein normaler Gartenbrunnen reicht kaum drei oder vier Meter ins Grundwasser hinein.

Trotzdem gebe es Ausschlusszonen um Trinkwasserschutzgebiete herum. Auch Altlasten im Untergrund oder im Grundwasser führen zu einer Ablehnung. "In Baden-Württemberg darf jeder einen Brunnen bohren. Aber Grundwasser fördern darf man nicht überall", so Edelbert Krämer. Das bestimmen nämlich die jeweiligen Kommunen selbst. Sandhausen zum Beispiel sagt "Nein", Sankt Leon-Rot hat lange "Nein" gesagt, inzwischen sagt man "Ja" unter Bedingungen. Auch in Heidelberg ist eine Teilbefreiung vom so genannten "Benutzungszwang" der Wasserversorgungssatzung nötig. Die Stadt Mannheim sagt generell "Ja" zu solchen Anliegen. "Das hängt oft auch von einzelnen Personen ab und ist rechtlich höchst fragwürdig. Natürlich hängen da auch wirtschaftliche Interessen der jeweiligen Stadtwerke dran", glaubt Edelbert Krämer.

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