Die Geschäftsführung des Mannheimer Regio Schlachthofs wäre auf Wunsch des Gesundheitsamts zu Corona-Tests bereit. Foto: Gerold
Von Wolf H. Goldschmitt, Alexander Rechner und Carsten Blaue
Rhein-Neckar/Odenwald. Nach Masseninfektionen von Mitarbeitern in Schlachtbetrieben in mehreren Bundesländern, darunter auch in Birkenfeld bei Pforzheim, berät das Corona-Kabinett in Berlin am Mittwoch über Konsequenzen. Zuletzt hieß es, die räumliche Enge in Sammelunterkünften der Arbeiter sowie die Missachtung von Hygieneregeln habe die Infektionswelle begünstigt. Doch wie sieht es bei Fleischproduzenten in der Region aus? Die RNZ hat in Betrieben sowie bei der Stadt Mannheim und in den Landratsämtern des Neckar-Odenwald-Kreises und des Kreises Bergstraße nachgefragt.
"Seit Beginn der Corona-Pandemie tragen alle Mitarbeiter Mundschutz, und es gelten die vorgeschriebenen Hygieneregeln", versichert Michael Hocker, der Geschäftsführer des Regio Schlachthofs in Mannheim, auf Anfrage. Alle Hygieneregeln seien auch schon vor der Corona-Krise üblich gewesen. So könne jeder einzelne Bereich des Unternehmens nur über eine Hygieneschleuse betreten werden. Die Gemeinschaftsfirma, zu deren Gründern "Lutz Fleisch", die Rudolf Hess GmbH, Hermann Fuchs und die "Cornelius Wurstwaren" zählen, beschäftigt eigenen Aussagen zufolge keine Werkvertragsarbeiter. "Unsere 20 Mitarbeiter kommen aus der Region. Sie leben hier mit ihren Familien und nicht wie in der Industrie in Gruppen zusammen", betont Hocker.
Das Veterinäramt der Stadt Mannheim sei täglich vor Ort. "Es wurden noch keine Mitarbeiter unseres Unternehmens getestet, sollte aber das Gesundheitsamt Tests durchführen wollen, sind wir gerne bereit, dies zu tun", heißt es von Seiten der Gesellschaft weiter. Nach Einschätzung der Stadt Mannheim liegt das Gefahrenpotenzial weniger im Bereich der Schlachthöfe, sondern bei Arbeiterunterkünften. Diese Gefahr hatte sich in Schlachthöfen niedergeschlagen. "Diesem Thema wollen wir uns mit einer Teststrategie stellen", teilt Stadtsprecher Ralf Walther mit.
Nicht mit den vom Coronavirus betroffenen Unternehmen vergleichbar sei das Fleischzentrum des Schlachtunternehmens Färber in Schefflenz, betont Jan Egenberger, Pressesprecher des Neckar-Odenwald-Kreises. Die Emil Färber GmbH hat ihren Sitz im südbadischen Emmendingen und insgesamt 30 Standorte, unter anderem auch in Mannheim und Bretten.
Über Coronainfektionen in Schefflenz, so Egenberger, sei nichts bekannt und eine Testung ohne Anlass nicht vorgesehen. Außerdem seien in dem "handwerklich strukturierten Betrieb" nur eigene Mitarbeiter aus dem Umland tätig. Einrichtungen zur Unterbringung des Personals gebe es nicht. Auf eine Anfrage der RNZ zur Arbeitnehmerstruktur sowie zu den Hygienevorschriften in den Färber-Standorten hat das Unternehmen selbst nicht geantwortet.
Dafür ergänzt Egenberger, dass es in Schefflenz weder aus Sicht des Gesundheits-, noch des Veterinäramts Auffälligkeiten gegeben habe. Zu den üblichen Kontrollen in Sachen Tier- und Fleischuntersuchung sowie Tierschutz würden Tierärzte der Behörde den Betrieb zu unangekündigten Lebensmittelhygiene- und Tierschutzkontrollen aufsuchen. In der vorvergangenen Woche habe es zuletzt eine solche Überprüfung gegeben – wohl ohne Beanstandung. Ob dabei auch die Umsetzung der Corona-Verordnung in Augenschein genommen wurde, ist offen. Egenberger sagt, Regelungen zur Corona-Vorsorge habe der Schlachthofbetreiber zu treffen. Klingt nach Selbstkontrolle. Ähnlich formuliert es Fleischproduzent Reiner Baumann, Geschäftsführer der Baumann GmbH in Viernheim: "Wir handeln nach dem Selbstkontrollprinzip. Wir haben schon Mundschutz eingeführt, als es die Verordnung noch gar nicht gab." Auch Abholer und Kunden würden Masken zur Verfügung gestellt, wenn sie keine dabei haben.
Viernheim liegt im Kreis Bergstraße. Im Heppenheimer Landratsamt sagt Kreissprecher Johannes Bunsch, dass es bei Baumann auch in Sachen Corona-Hygiene keinerlei Auffälligkeiten bei den jüngsten Kontrollen gegeben habe. Das werde ebenso ständig und unangekündigt überwacht wie die Fleischhygiene. Baumann ist der einzige große Schlachtbetrieb im Kreis Bergstraße.
Auch dessen Geschäftsführer sieht die Ursache für die Corona-Fälle bei den Konkurrenten in der Unterbringung. Er selbst betont: "Wir haben keine Werkarbeiter bei uns, nur Festangestellte." Rund 100 hat Baumann in Viernheim. Richtig zu wundern scheint er sich über die Corona-Hotspots in der Fleischindustrie nicht. Einen "Shutdown" habe es in der Branche nie gegeben: "Da ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion hoch."